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Das österreichische Eishockey wird renoviert

Das österreichische Eishockey wird renoviert

Eishockey ist nach Fußball jener Sport, der in Österreich die zweitmeisten Stadionbesucher anlockt. Die Popularität steigt jährlich an, die Quoten im Free-TV und im Internet werden immer besser und das Niveau der Liga wird von vielen Seiten gelobt.

Daher ist es schwer zu glauben, dass der Eishockeysport in der Breite äußerst schlecht aufgestellt ist. In der höchsten heimischen Liga, die Erste Bank Eishockey Liga (EBEL), spielen zwölf Vereine, acht davon sind aus Österreich. Im zweithöchsten Bewerb, die Inter-National-League (INL), stammen von sechs Vertretern vier aus der Alpenrepublik. Eine dritte Leistungsstufe gibt es nicht.

Während vergleichsweise beim Fußball in den höchsten zwei Spielklassen zusammen 20 Vereine vertreten sind, so sind dies im Eishockey lediglich zwölf. Zudem werden Fußball-Vereine als Klein-Unternehmen geführt und können sich Vollzeit-Angestellte, in dem Fall Fußballer, leisten. Im Eishockey gibt es mit Innsbruck unter anderem einen EBEL-Verein, bei dem zahlreiche Spieler einen Amateurstatus haben und nebenbei einer weiteren Tätigkeit nachgehen.

Dies soll jetzt kein Fußball-Eishockey-Vergleich werden. Jedoch sollte es kurz einmal vor Augen führen, wie unterschiedlich die Sportarten strukturell aufgestellt sind. LAOLA1 hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, hinter die Kulissen zu blicken und den österreichischen Eishockey-Nachwuchs, die Leistungszentren und die Strukturen vorzustellen.

Auch Fallen muss gelernt sein

Die Vorreiter lassen sich nicht im Süden finden

Wenn in einer Runde gefragt werden würde, wo sich in Österreich Eishockey-Leistungszentren befinden, dann wäre wohl Kärnten die häufigste Antwort. Dies ist aber falsch, denn alle Leistungszentren sind nördlich der Tauern zu finden.

Kanadischer Flair in Niederösterreich

In St. Pölten gibt es seit 2009 einen europäischen Ableger der „Okanagan Hockey Academy“. Die kanadische Eishockey-Schule wurde 1963 im Westen Kanadas gegründet und setzte sich die Hockey-Ausbildung von Kindern und Jugendlichen als Ziel. Mit den Calgary Flames, den Vancouver Canucks und den Edmonton Oilers hat die Ausbildungsstätte zudem drei Partnervereine in der NHL.

Die niederösterreichische Abteilung läuft unter dem Namen „Lower Austria Stars“ auf und wird vom österreichischen U20-Nationalteamtrainer Jason O’Leary geleitet. Als Präsident fungiert der ehemalige NHL-Scout Andy Oakes und mit der Tennis-Legende Alex Antonitsch, wurde eine österreichische Sportpersönlichkeit für die Öffentlichkeitsarbeit eingestellt.

Das Ziel der Akademie ist die Kinder-Erziehung, in Kombination mit Matura, Eishockey und einer Persönlichkeits-Entwicklung. Die Teilnehmer werden in einem Internat untergebracht und rund um die Uhr von ausgewähltem Fachpersonal betreut. Der Profi-Betrieb ist nicht angedacht, sondern die Akademie ist reine Ausbildungsstätte und soll den Pool an österreichischen Eishockey-Spielern erweitern.

Derzeit sind 97 Nachwuchs-Spieler aus 20 Nationen in der niederösterreichischen Landeshauptstadt einquartiert - darunter auch „Eishockey-Exoten“ aus Mexiko und Spanien.

In der heuer neu-gegründeten Erste Bank Young Stars League (EBYSL) sind die L.A. Stars mit zwei Mannschaften vertreten.

Noch es gibt zu wenig Nachwuchs

Wien macht auf Niederösterreich

60 Kilometer weiter östlich befindet sich ein weiteres österreichisches Leistungszentrum. Das im Dezember 2012 eröffnete „Eishockey Nachwuchs Zentrum Ost (ENZO)“ in Wien, ist eine Verschmelzung von mehreren wiener und niederösterreichischen Schulen mit Schwerpunkt Eishockey.

„ENZO“ ist ein vereinsunabhängiges Projekt, welches aber mit den Vienna Capitals und vor allem mit der Albert-Schultz-Halle kooperiert. Im Gegensatz zu der „Okanagan Hockey Acadamy“ in St. Pölten, gibt es in Wien kein Internat. Die Kinder und Jugendlichen können, wie bei einem herkömmlichen Verein, weiterhin zu Hause leben, jedoch wird der Tagesablauf von Experten zusammengestellt und auf Eishockey fokussiert.

In Linz beginnt’s seit 2011

Der Meister aus Oberösterreich besitzt neben dem konventionellen Nachwuchs seit 2011 ein Hockey-Zentrum. Die zukünftigen Profis haben anfangs noch in einem öffentlichen Internat gewohnt, seit Sommer 2012 gibt es aber ein vereins-eigenes Gebäude. Derzeit bildet das Black-Wings-Internat zwölf Kinder aus. Von Individual- über vermehrtes Eis-Training verfolgen die Stahlstädter einen langfristigen Ausbildungsplan.

Die andere Seite der Pack ist Kärnten voraus

In Graz gibt es seit 2009/2010 eine Kooperation mit drei Schulen. Prinzipiell ist angedacht, dass die Kinder und die Jugendlichen von zu Hause aus die steirische Eishockey-Akademie besuchen, jedoch gäbe es auch ein Internat. Das Konzept ähnelt sehr dem Wiener-Modell. 

In Salzburg steht ab 2014 ein Internat

Salzburg ist 2014 auf der Landkarte

Red Bull hat durch den Einstieg im Fußball und im Eishockey einen längerfristigen Plan aufgestellt. Der Getränkekonzern will die besten heimischen Nachwuchsspieler bündeln, fördern und fordern.  Der Spatenstich für das Leistungszentrum im Stadtteil Liefering, erfolgte im Frühjahr 2012.

Wenn im Juni 2014 das Bau-Projekt abgeschlossen ist, kann sich Salzburg über ein Internat, zwei Eisflächen, eine Turnhalle und mehrere Fußballplätze freuen.

Die österreichische Eishockey-Hochburg Kärnten hat kein Leistungszentrum. Zwar bilden die Vereine, KAC und VSV, ihren eigenen Nachwuchs äußerst professionell aus, doch ein Internat und eine Ganztages-Betreuung gibt es nicht.

Das Sportministerium hat im Frühjahr 2012 zwar eine finanzielle Unterstützung für eine Akademie in Klagenfurt in den Raum gestellt, doch bis jetzt sind die Ideen nur Ideen geblieben.

Weiter gibt es Länder wie das Burgenland, die sich mit dem Eishockey-Sport überhaupt nicht auseinandersetzen.  

In Anbetracht der U20-Nachwuchs-Weltmeisterschaft in Frankreich (Anm.: Vorletzter bei der U20 B-Weltmeisterschaft), könnte die österreichische Eishockey Zukunft traurig aussehen. Die Anzahl an österreichischen Eishockeyspielern ist äußerst überschaubar.

Die Gründe dafür sind unterschiedlichen Ursprungs. Die oft gescholtene Punkteregel dafür alleine verantwortlich zu machen, wäre zu einfach und zum Teil auch falsch. Es gibt viele Ursachen, warum das österreichische Eishockey seit Jahren auf der Stelle tritt. Einige davon werden im LAOLA1-Themenschwerpunkt vorgestellt, genauso wie Lösungsvorschläge und Verbesserungskonzepte.

 

Alexander Planasch