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"Ich sehe Österreich als Chance"

Sam Gagner - ein Name, der jedem Eishockey-Kenner seit dem 2. Februar dieses Jahres ein Begriff ist. Der 23-jährige Stürmer der Edmonton Oilers machte sich an diesem Abend unsterblich.

Acht Treffer sollte die kanadische Franchise gegen die Chicago Blackhawks erzielen, acht Mal hatte der Kanadier seinen Stock im Spiel. Vier Tore und vier Assists waren die atemberaubende Bilanz des Centers beim 8:4-Sieg über das Team aus der „Windy City“.

Auf einer Stufe mit den Großen

Mit acht Punkten in einem Spiel reihte sich der neue KAC-Crack in die Riege der besten Spieler der Geschichte dieses Sports ein. Ausnahmekönner wie Wayne Gretzky, Paul Coffey, Mario Lemieux, Peter Stastny oder Maurice Richard haben dieses Kunststück ebenfalls vollbracht.

Vor Gagner haben nur acht Spieler diese Marke erreicht, lediglich Darryl Sittler scorte für die Toronto Maple Leafs am 7. Februar 1976 mit zehn Punkten noch öfter.

„Es war eine aufregende Nacht, aber man muss schon unterscheiden. Gretzky hat solche Leistungen über einen Zeitraum von 20 Jahren gebracht, bei mir war es nur ein Spiel“, spielt der 23-Jährige seine Leistung im Gespräch mit LAOLA1 herunter.

Aus Erfahrungen lernen

Dennoch hat der Neo-Klagenfurter, der beim Rekordmeister im Falle eines totalen Lockouts für die ganze Saison unterschrieben hat, aus diesem Spiel mehr als nur einen Eintrag in die Geschichtsbücher mitgenommen.

„Es motiviert mich natürlich, so etwas erreicht zu haben und entfacht noch mehr Feuer in mir, um noch härter an mir zu arbeiten. Wichtig ist, an der Konstanz zu feilen und  auf Dauer starke Spiele abzuliefern, um nicht ein One-Hit-Wonder zu sein“, weiß Gagner seine Leistung aus dem Februar einzuschätzen und für sich positiv zu nutzen.

Es ist Gagners oberste Maxime. Aus Erfahrungen lernen und daraus stärker werden. Aus diesem Grund hat er sich auch für den KAC entschieden. Obwohl aus der stärksten Liga der Welt kommend und mit Gretzky einen Rekord teilend, glaubt Gagner in der Erste Bank Eishockey Liga viel lernen zu können.

„Ich kann mich absolut noch verbessern und aus meiner Zeit hier viel für meine spätere Karriere mitnehmen. Es ist eine schnelle Liga und das zwingt dich, ständig an deinem Speed und deinen eisläuferischen Fähigkeiten zu arbeiten. Das Training ist sehr gut, technisch sehr hochwertig  und ich hoffe, ich kann beim KAC in eine Führungsposition wachsen. Das ist eine neue Rolle für mich und hilft mir als Spieler weiter“, will der Oilers-Stürmer in Österreich neue Wege gehen.

Sam Gagner fühlt sich in Klagenfurt wohl

Ein Vorbild auf dem Eis

Ein Leader zu sein, ist für ihn jedoch nicht gleichbedeutend mit großen Worten. Gagner will lieber Taten sprechen lassen.

„Ich bin keiner, der in der Umkleide große Reden schwingt. Mein Ziel ist es auf dem Eis als gutes Beispiel voranzugehen und es gibt mehrere Wege, das zu tun. Im Training durch deine Einstellung und Gewohnheiten oder im Spiel die Herausforderungen, die ein Match mit sich bringt, voll anzunehmen und auch Punkte zu verbuchen. Es ist wichtig, die kleinen Dinge richtig zu machen.“

In den letzten beiden Spielen hat dies für Gagner bereits gut funktioniert. Drei Treffer konnte er gegen Dornbirn und Salzburg verbuchen. (Zum Vergleich: Die anderen Lockout-Spieler) Für den Stürmer trotz seiner NHL-Erfahrung kein Selbstverständnis. „In dieser Liga zu bestehen ist auf keinen Fall leicht. Die EBEL ist ein hartes Pflaster, aber ich gewöhne mich täglich besser an die Gegebenheiten, was mich sehr freut.“

Kulturell und spielerisch etwas mitnehmen

So sieht sich der Stürmer selbst nicht als der große Eisläufer. Die Spiele und Trainingseinheiten mit den „Rotjacken“ bringen neue Herausforderungen mit sich.

„In der EBEL musst du deine Beine bewegen und schnelle Entscheidungen treffen. Das ist großartig für mich. Ich bin ein Typ, der das Spiel gerne verschleppt und diese Liga zwingt mich, schnell auf den Beinen zu sein. Der Speed ist sehr hoch und eigentlich auf demselben Level wie in der NHL“, streut der Übersee-Profi der heimischen Spielklasse Rosen.

Doch Gagner ist nicht nur nach Österreich gekommen, um auf dem Eis eine gute Figur zu machen. Der 23-Jährige will sich auch weiterbilden und aus seinem Aufenthalt in Europa möglichst viel mitnehmen.

 „Ich möchte die Kultur kennen lernen und sehe es als große Chance, in Österreich zu leben. Solche Möglichkeiten bekommst du im Leben nicht oft. Es ist eine tolle Lebensschule.“

Durchhalten im Tarifstreit

Wie lange diese Schulung andauern wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Gagner hat in Klagenfurt bis Saisonende unterschrieben, mit Ausstiegsklausel für die NHL. Doch derzeit ist man in Nordamerika weit von einer Einigung im Tarifstreit entfernt. Nach weiteren Verhandlungen trennten sich die beiden Parteien im Oktober ohne Ergebnis.

„Im Moment sieht es nicht gut aus. Wir Spieler müssen geduldig sein, denn beim letzten Lockout haben wir viel hergegeben. Daher ist es wichtig, stark zu bleiben und so lange zu verhandeln, bis wir einen Deal ausgearbeitet haben, der für beide Seiten fair ist“, propagiert der Edmonton-Crack Durchhalteparolen.

„Wenn wir jetzt klein beigeben und den Besitzern diese Zugeständnisse machen würden, hätten wir in sieben Jahren wieder dasselbe Problem und diese Situation würde sich auch alle sieben Jahre wiederholen. Ich verstehe den Prozess dahinter und wir müssen aushalten, um unseren Standpunkt klar zu machen.“

Der Schaden eines totalen Lockouts wäre in den Augen Gagners enorm.

„Nachdem der letzte Lockout vor sieben Jahren noch so frisch und bei allen in den Köpfen ist, wäre es sehr hart eine weitere Saison zu verlieren. Die Liga hätte ordentlich daran zu knabbern und würde sich wohl nur schwer davon erholen. Hoffentlich passiert es nicht.“

Doch dem einen Leid, ist des anderen Freud. Denn solange der Lockout aufrecht bleibt, haben die österreichischen Fans die Möglichkeit, den Star-Spieler in den heimischen Hallen zu bewundern.

Und auch wenn er vielleicht nie das Level der Allzeitgrößen, mit welchen er sich einen Rekord teilt, erreichen wird, ist er wohl dennoch einer der besten Spieler, die je in der EBEL aufgelaufen sind.

Sebastian Rauch

TV-Tipp: LAOLA1 zeigt das Spitzenspiel zwischen den Vienna Capitals und dem VSV am Freitag ab 19:15 Uhr LIVE. Hier gehts zum Stream.