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Eine Sportstadt, die derzeit keine ist

Eine Sportstadt, die derzeit keine ist

Sportstadt Innsbruck.

Nicht wenige Hotels und Tourismuseinrichtungen in Tirol werben mit diesem Beinamen. Doch ein Blick auf die Tabellen in den höchsten österreichischen Spielklassen generiert derzeit ein anderes Bild.

Sowohl im Fußball, als auch im Eishockey, den zwei größten Mannschaftssportarten hierzulande, gibt es derzeit für die Innsbrucker nur wenig zu holen.

Zweimal Schlusslicht

Die Sportstadt steht am Tiefpunkt und dies ist nicht metaphorisch gemeint. Wacker Innsbruck ziert in der Bundesliga ebenso wie der HC Innsbruck in der Erste Bank Eishockey Liga das Tabellenende.

Die Sportler aus der Tiroler Landeshauptstadt kriegen ständig eine aufs Goldene Dachl. Die Triumphpforte am südlichen Ende der Maria-Theresien-Straße ist für Kicker und Eishockey-Cracks Sperrzone. Es hat den Anschein, als ob Alexius von Edessa, nicht nur Stadtheiliger Innsbrucks, sondern auch Schutzpatron der Kranken, ein Wunder vollbringen müsste, um die Sportler aus der Krise zu holen.

18 Spiele, ein Sieg

18 Spiele haben beide Vereine in ihren laufenden Meisterschaften bereits absolviert.

Während die Fußballer immerhin am vierten Spieltag im Heimspiel gegen Mattersburg (2:1) einen Sieg verbuchen konnten, warten die „Haie“ nach acht Runden nach wie vor auf einen vollen Erfolg. Eine Verlängerung im Heimspiel gegen Dornbirn und ein damit verbundener Punkt, ist bisher das höchste der Gefühle beim Liga-Neuling. Gemeinsam halten die Innsbrucker Klubs somit bei vier Zählern aus 18 Spielen und das bei einem Torverhältnis von 21:66.

SV = Sieg nach Verlängerung, SV = Sieg nach Verlängerung, NV = Niederlage nach Verlängerung, SPS = Sieg nach Penaltyschießen, NPS = Niederlage nach Penaltyschießen

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Verein Spiele S N SV NV SPS NPS Tore Diff. Pkt.
HC Innsbruck 8 0 8 0 1 0 0 16:42 -26 1

HC Innsbruck

HC Innsbruck

Bereits vor der Saison gab es so manche kritische Stimme, den Einstieg der Tiroler in die erste Bank Eishockey Liga betreffend. Die Qualität der Einzelspieler reiche nicht, um gegen die Konkurrenz zu bestehen. Außerdem wären die Leistungsträger bei anderen Vereinen wohl nur Ergänzungsspieler. Die Tiefe im Kader ist nicht gegeben und die jungen Tiroler haben nicht das Zeug, um in der EBEL zu bestehen. Diese Kritiker wurden nun nach acht Spielen in ihrer Meinung bestätigt. 

Die „Haie“ schwimmen der Konkurrenz hinterher und sind in dieser Form noch keine sportliche Bereicherung im Eishockey-Oberhaus. Dabei ließen die Tiroler in den ersten beiden Spielen mit knappen Ergebnissen aufhorchen.

Im ersten Heimspiel der Saison gegen die Graz99ers musste man sich knapp mit 2:3 geschlagen geben und im darauffolgenden Duell mit dem HC Dornbirn konnte man immerhin den ersten Punkt einfahren. Am Ende musste man sich aber nach Verlängerung 5:6 geschlagen geben. Doch dann folgte das große Debakel. In Salzburg setzte es für den Liga-Neuling eine 0:9-Packung.

Auch die folgenden Spiele gingen verloren, der absolute Tiefpunkt wurde am vergangenen Spieltag zu Hause gegen Ljubljana erreicht. Geplant war ursprünglich mit einem Sieg die Rote Laterne an die Slowenen abzugeben, doch die „Drachen“ zeigten den Innsbruckern auf brutale Art und Weise die Grenzen auf. Mit 1:7 gingen die „Haie“ vor eigenem Publikum baden.

Zu allem Überfluss erzielten die Gäste zwei Shorthander binnen knapp zwei Minuten. Den Innsbruckern fehlt es an der Durchschlagskraft. Sowohl körperlich als auch spielerisch.

Die Imports funktionieren nicht so, wie sich das Trainer Daniel Naud vorstellt. Jon Insana, der als Offensiv-Verteidiger geholt wurde, konnte noch kein einziges Mal anschreiben und Aaron Fox ist mit gerade Mal einem Treffer auch nicht der große Punktesammler. Patrick Mössmer (ein Tor/ein Assist), eine der zentralen Figuren im Konzept des Head Coaches, ist in der Liga noch gar nicht angekommen.

Lediglich Neuzugang Francis Lemieux und mit Abstrichen Alexander Höller sorgen derzeit für ein wenig Gefahr vor dem gegnerischen Tor. 16 erzielte Tore sind der schlechteste Wert der Liga, 42 erhaltene Treffer aber das noch viel größere Übel.

Die „Haie“-Defensive schwimmt in jedem Spiel. Bisher hat man in jeder Begegnung drei oder mehr Treffer kassiert. Zwar ist es lobenswert, dass sich die Innsbrucker mit so vielen jungen heimischen Spielern aufs Eis trauen und versuchen den Tiroler Weg zu gehen. Derzeit führt dieser aber in eine Sackgasse.

Ein Wendepunkt in der bisher verkoksten Saison könnte die Verpflichtung von NHL-Crack Andreas Nödl bedeuten. Der 25-Jährige ist ein klassischer Zwei-Wege-Stürmer, der der Innsbrucker Defensive die dringend benötigte Stabilität verleihen kann. Falls auch der gebürtige Wiener nicht wie erhofft einschlägt, wird die Saison schwer zu retten sein.

Verein Spiele S U N Tore Diff Pkt.
Wacker Innsbruck 10 1 0 9 5:24 -19 3

Wacker Innsbruck

Wacker Innsbruck

Damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Vor dem Saisonbeginn hatte zwar niemand erwartet, dass der FC Wacker ernsthaft um die vorderen Plätze mitspielen würde, doch ein derartiger Fehlstart überrascht Verein, Fans und Experten gleichermaßen.

Die Innsbrucker konnten in den ersten zehn Runden lediglich drei Zähler sammeln und liegen damit drei Punkte hinter den ursprünglich wesentlich schwächer eingeschätzten Wiener Neustädtern auf dem letzten Tabellenplatz.

Dabei sah es nach den drei Auftaktniederlagen gegen Rapid, Admira und Ried so aus, als ob die Tiroler die Kurve kriegen könnten – Mattersburg wurde daheim 2:1 besiegt. Doch das bitterte 2:3 gegen Wr. Neustadt nach 2:1-Führung im darauffolgenden Spiel nahm dem Team den schwachen Aufwind wieder sofort aus den Segeln.

Diese Partie kann als Knackpunkt betrachtet werden. Denn seither läuft es so gar nicht mehr. Es folgten fünf Niederlagen en suite, in denen die Truppe von Trainer Walter Kogler keinen einzigen Treffer erzielte, dafür aber ein Dutzend kassierte. Seit nunmehr 483 Minuten wartet der FCW nun schon auf ein Tor in der Bundesliga.

Dieser Umstand bringt nicht zuletzt die Fans auf die Palme. Bereits vor dem Heimspiel gegen den WAC am neunten Spieltag kursierten Gerüchte, die Anhänger könnten im Falle eines neuerlichen Misserfolgs das Spielfeld stürmen und so für einen Abbruch sorgen. Diese Befürchtung sollte sich nicht bewahrheiten, es blieb bei friedlichen Protesten. Doch die Erfolgslosigkeit wirkt sich auch auf die Zuseherzahlen aus. Im Durchschnitt sind in der laufenden Saison 4.898 Zuseher zu den Heimspielen gekommen. Im Vergleich zur vergangenen Spielzeit ist das ein Rückgang von rund 25 Prozent.

Doch nicht nur in Fan-Kreisen rumort es. Auch der Vorstand soll sich nicht ganz einig sein, ob es eine gute Idee ist, weiterhin an Trainer Walter Kogler festzuhalten. Wenngleich dem Kärntner in regelmäßigen Abständen zumindest bis zur Winterpause das Vertrauen ausgesprochen wird.

Sportlich ist die Misere nicht zuletzt auf die Abgänge der Routiniers Inaki Bea, Miran Burgic und Georg Harding zurückzuführen. Die Lücken, die sie hinterließen, konnten nicht geschlossen werden. Auch Neuzugang Roman Wallner, der kurz vor Transferschluss geholt wurde, ist bisher einiges schuldig geblieben. Der Stürmer zeigt sich zwar engagiert, aber glücklos. In 288 Meisterschaftsminuten gelang ihm noch kein Treffer.

Die Verunsicherung innerhalb der Mannschaft ist groß. Doch mit Admira, Ried, Mattersburg und Wr. Neustadt kommen nun Gegner, gegen die Erfolge im Bereich des Möglichen liegen. Sollte jedoch auch in dieser Phase nicht oder nur ganz wenig gepunktet werden, sieht es ganz düster aus.

Sebastian Rauch/Harald Prantl

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