news

Die Eckdaten des Sommer-Transfermarkts

Die Eckdaten des Sommer-Transfermarkts

Der Sommerschlussverkauf ist auch bei diesen Temperaturen überall bereits im vollen Gange.

Hat sich das Warten gelohnt, erspart man sich einige Euros oder sind die Sommer-Jeans nicht mehr in der richtigen Größe oder Farbe lagernd?

LAOLA1 wirft einen Blick auf den sommerlichen Transfermarkt und erklärt, wann und zu welchen Preisen die EBEL-Teams aktiv werden:

Kaum Konkurrenz unter Österreichern

Wie immer beginnen und enden die Diskussionen über die EBEL-Transfers mit den Legionären und da vor allem mit den Nordamerikanern. Bei den wenigen Österreichern, die den Verein wechseln, spielt der Preis kaum eine Rolle, zu wenig Konkurrenz um ihre Dienste gibt es.

So dachte zwar Salzburg über Manuel Ganahl nach, konnte sich aber zu keinem konkreten Angebot durchringen. Der KAC war dann der einzige wirkliche Interessent, was ihn früher allerdings nicht daran gehindert hätte, gegen sich selbst zu lizitieren.

Unter GM Oliver Pilloni hat man aber aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, Ganahls erste Forderungen fanden keinen Anklang. Schließlich einigte man sich auf einen Preis, der sowohl Ganahls letzte Leistungen und die Hoffnung auf eine weitere Leistungssteigerung zur Zufriedenheit aller abdeckt.

Alte Haudegen wie David Schuller (auf Tryout-Basis nach Innsbruck) haben noch weniger Spielraum zum Pokern, er nahm dort einfach den Platz von Roland Kaspitz ein, der zu sehr vergangenen Gehaltszeiten nachhängt. Ein Teamspieler wie Florian Mühlstein einigte sich schon früh in der letzten Saison mit Villach, Mario Altmann ging dafür im Mai nach Linz. Markus Schlacher, in Wien überzählig geworden, wechselt nach Villach, dies ging eher kurzfristig über die Bühne.

Für die wenigen wechselwilligen und leistungsstarken Österreicher spielt der Preis und der Zeitpunkt des Wechsels also kaum eine Rolle, wenn immer sich ein Loch im Lineup ergibt und dieses für einmal nicht mit Legionären gefüllt werden soll, kommt schnell eine Einigung zustande. Das war vor Einführung der Punkteregelung noch ganz anders.

Doch wie sieht es am Legionärssektor aus – und da vor allem auf dem für die EBEL so wichtigen nordamerikanischen Markt? Gibt es da Eckdaten? Ein Blick zurück und nach vorne: 

Kris Foucault kam früh unter

März/April:

Die Saisonen sind gerade zu Ende gegangen, die Analysen sind beendet. Einige Optionen sind schon während der Spielzeiten wahrgenommen worden, andere werden jetzt erst schlagend.

Die Legionäre am Markt sind Spieler, die von ihren europäischen Teams ausgesondert werden. Der Preis, der für sie aufgerufen wird, orientiert sich meist an dem der letzten Saison. Cracks, die auf eine gute letzte Saison zurückblicken und vertragsfrei sind, können sich vielleicht über einen „Buyer’s market“ freuen, aber so viele gibt es da nicht, sie verschwinden oft schon früher vom Markt.

Ein aktuelles Beispiel ist Kris Foucault. Der ehemalige Capitals-Crack unterschrieb schon vor den Playoffs bei den ZSC Lions, das lose KAC-Interesse wurde so niemals schlagend.

Mai:

Der Markt ist zunächst relativ starr, die WM führt zwar zu vielen Gesprächen, aber nicht unbedingt zu Abschlüssen. Die Preise sind im leichten Absinken, vor allem für Langzeit-Legionäre in Europa.

Frisches Blut aus Nordamerika ist zwar am Markt, die Namen halten jedoch nicht immer einer genaueren Überprüfung statt. Wenn diese Spieler mit Geld überschüttet werden, kommen sie vielleicht, aber mit nur mehr als einem Auge schielen sie immer noch auf die letzte NHL-Chance. Dort hat sich aufgrund des neuen CBA („Collective Bargaining Agreement“, auf Deutsch Kollektivvertrag) als Ergebnis des Lockouts von 2013 nämlich mit dem Wegfall der „Re-Entry Waivers“ Entscheidendes getan.

Früher ging ein Spieler, der von der AHL in die NHL geholt wurde, zweimal durch die Waivers (d. h. alle Teams konnten ihn erwerben), einmal beim Raufholen, einmal beim Runterschicken. Voraussetzung war ein Einweg-Vertrag (Gehalt bleibt in NHL und AHL gleich) oder ein AHL-Gehalt über 105.000 Dollar.

Europa für gute AHL-Cracks nicht mehr so reizvoll

Es gab zwar einige Ausnahmen, doch das grundsätzliche Problem war folgendes: Verlangte ein Spieler mehr als 105.000 Dollar (Beträge wie immer in Nordamerika brutto), lief das Team größere Gefahr ihn zu verlieren. Seine Chancen, in die NHL hochgezogen zu werden, sanken damit. So wirkte dieser Betrag oft als Gehaltsbremse.

Der letzte CBA im Jahre 2013 eliminierte die „Re-Entry Waivers“, seitdem stiegen die AHL-Gehälter stark an. Summen zwischen 150.000 bis 300.000 Dollar für gute bis sehr gute AHL-Cracks sind jetzt keine Seltenheit, die Europa-Option ist seitdem nicht mehr ganz so reizvoll. Diese Spieler kämen zwar ohnehin kaum nach Österreich, aber einen „Sickereffekt“ am Transfermarkt hat dies trotzdem.

Spieler, die letzte Saison noch One-Way-Verträge hatten, wechseln ausnahmslos in die Schweiz, KHL oder nach Schweden – die EBEL kann da finanziell nicht einmal annähernd mithalten. 

Siklenka bekam beides: Lange Vertragslaufzeit und viel Geld

Ende Mai/Anfang Juni:

Der Markt kommt in die Gänge, einerseits weil die Preise abgesunken sind, andererseits werden einige Teams oder Spieler schon nervös. Ein ehemaliger 90.000-Euro-Mann (Beträge in Europa immer netto) kann jetzt um 75.000 – 80.000 zu bekommen sein, mit etwas Glück und Verhandlungsgeschick vielleicht sogar noch darunter.

Bei älteren Spielern kommt es oft zum Aufwiegen zwischen „Money“ und „Term“: Unterschreibe für weniger, dafür bekommst du ein zweites Jahr. Der unvermeidliche Leistungsabfall im hohen Alter kann so einigermaßen aufgefangen werden, siehe Curtis Murphy, auch wenn das zuletzt schon eine knappe Sache war.

Kombinationen von „Money“ und „Term“ können desaströse Folgen für die Vereine haben, siehe Mike Siklenka oder Benoit Gratton.

EBEL für Career-Minior-Leaguer interessant

Doch egal ob lang- oder kurzfristig, Qualitätslegionäre werden zwar billiger, aber keine Okkasionen. Die KHL oder die Schweiz, die vor allem sehr gute Minor-Leaguer mit etwas NHL-Erfahrung aufsaugen, sind ohnehin ein eigenes Thema. Aber auch die SHL oder die finnische Liiga (diese allerdings mit großen finanziellen Schwankungen zwischen den Vereinen) bedienen sich auf diesem Markt: Beträge zwischen 90.000 und 150.000 Euro sind für fast alle EBEL-Teams unerschwinglich.

Wer wechselt um diese Zeit also in die EBEL? Vornehmlich Legionäre, die schon in Europa waren bzw. Career-Minor-Leaguers, für die es in Übersee sicher nicht mehr aufwärts geht. AHL/ECHL-Borderliner haben keinen großen Spielraum in ihren Verhandlungen, für sie ist Europa immer ein Aufstieg. Da geht es in den Verhandlungen vielleicht um einige Tausend Euro auf oder ab, aber 30.000 – 35.000 Euro sind hier eine gute Ausgangsbasis, alles was darüber liegt, können die Spieler schon bejubeln.

Bei den schwächeren Alternativ-Ligen wie Italien, Dänemark, Norwegen oder DEL2 liegen geschätzte 80 – 90 Prozent unter dieser imaginären Obergrenze, einzig die Britische Liga EIHL befand sich zuletzt gehaltsmäßig im Aufwind.

Der NHL-Draft und der 1. Juli:

Der Draft Ende Juni wird auch öfters als Eckdatum genannt, doch das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wer vor Ort ist, kann zwar mit den Agenten dort plaudern und vielleicht einen Deal fixieren, doch wer aus Europa ist das schon? Der Free-Agent-Markt wird dort zwar angeleiert, das hat aber nur indirekte Konsequenzen und zwar mit dem Eckdatum 1. Juli bzw. mit dem Tag davor.

Bis spätestens 30. Juni müssen die NHL-Teams nämlich ihre „Restricted Free Agents“ (RFA’s) qualifizieren. Spieler, deren Verträge auslaufen und die keine „Unrestricted Free Agents“ (UFA’s) sind, müssen, um im Besitz ihrer NHL-Organisationen zu bleiben, neue Vertragsangebote bekommen.

Diese liegen - je nach Gehalt - zwischen 100 und 110 % des Vorjahresgehalts. Akzeptieren die Spieler dieses Angebot nicht, bleiben die Rechte kurioserweise trotzdem beim Verein, ausgenommen ein sogenanntes „Offer Sheet“ (siehe Thomas Vanek vor Jahren mit Edmonton) käme angeflattert. Doch sonst hat der Spieler keine NHL-Alternativen, die Rechte bleiben auch bei einem Abgang nach Europa beim Mutterklub. Nur wenn das Team kein „Qualifying Offer“ macht, wird der Spieler zum UFA.

Der Draft hat keine Auswirkungen auf den europäischen Markt

Auswirkungen auf Europa überschaubar

Welche Auswirkungen hat dies und der Start zur Free Agency am 1. Juli für Europa? Nicht ganz so viele wie oft von Managern oder Coaches kolportiert, es ist schließlich nicht so, dass nicht qualifizierte RFA’s sofort in Scharen nach Europa kommen.

Diese können trotzdem einen Vertag mit ihrem alten Verein aushandeln, als jetzt UFA`s zu jedem anderen Team wechseln oder ihre Optionen in Ruhe abwägen. Die Saisonen in Nordamerika beginnen immerhin erst einen Monat später als die in Europa.

Der 1. und 2. Juli brachte heuer eine Reihe von Signings von Qualitäts-Minor-Leaguern: Maxime Fortunus, Shane Harper, Kevin Porter oder Derek Hulak sind Qualitätsspieler, nach denen sich DEL- oder SHL-Teams die Finger lecken würden. Dass ein Routinier wie Bracken Kearns im Alter von 34 Jahren und nach einer durchwachsenen Saison bei Espoo noch einen Vertrag bei den Islanders erhielt, beweist, dass Europa nicht mehr so der letzte Ausweg ist wie in den letzten Jahren.

Gute Europa-Legionäre zu haben

Für die EBEL-Teams bleibt in den nächsten Wochen dennoch genügend übrig. Vor allem einige gute Europa-Legionäre sind noch ohne Teams. Allerdings hat von den acht Mannschaften in Österreich nur mehr Graz zwei Legionärsplätze frei. Der VSV, Linz, die Capitals und Innsbruck sind voll, der KAC und Salzburg (Kehrt Kyle Beach zurück?) suchen noch den einen oder anderen Tryout. Das sollte alles zu bewältigen sein, auf den erhofften großen Preissturz im Spätsommer setzt keiner mehr.

Bozen wiederum, wie immer um diese Jahreszeit ein Torso, kann durchaus darauf hoffen, im Sommerschlussverkauf noch gute Qualität zu stark gefallenen Preisen zu bekommen. Das gelang schon in der Meistersaison vor zwei Jahren, doch was sie damals an Fixverträgen einsparten, brachte sie an Meisterprämien (manchmal nahe dem Jahresgehalt) schwer in die Bredouille, von billig konnte daher keine Rede mehr sein.

Ein weiterer Grund, warum die österreichischen Teams eher selten darauf setzen, dass sich Cracks verpokern und dann um die Hälfte ihres Marktwertes unterschreiben (kommt ohnehin so gut wie nie vor): Sie können im Gegensatz zu Bozen nicht auf äußerst langmütige Einheimische sowie auf einen ergiebigen Markt an Italo-Kanadiern zurückgreifen. Diese Faktoren, gepaart mit einer Menge Glück, waren schließlich die Hauptgründe für den Meistertitel in Bozen. Zur Nachahmung taugte dieses Projekt allerdings nie.