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Scouting Report: Von Agenten und Verträgen

Scouting Report: Von Agenten und Verträgen

Jamie Fraser nach Wolfsburg! Mario Altmann nach Salzburg! Manuel Ganahl zum KAC!

Nur einige der Gerüchte der letzten Wochen, die nur eines mit der Realität zu tun haben: Der Spielermarkt für die nächste Saison kommt schön langsam ins Rollen.

LAOLA1 wirft eine Blick hinter die Kulissen: Wie laufen Vertragsanbahnungen ab und wer sind eigentlich die Strippenzieher bei den Verhandlungen?

Spielermarkt kommt ins Rollen

Es gibt immer ein nächstes Jahr – das gilt auch in der EBEL. Sicher, jedes Team hat seinen eigenen Zeitplan, wenn es um die Verhandlungen für die Folgesaison gibt, doch der Jänner ist gemeinhin die Zeit, wo der Spielermarkt ins Rollen kommt.

Verträge werden verlängert, Optionen gezogen und Kontakte mit möglichen Verstärkungen geknüpft. Natürlich gibt es hier auch Ausnahmen: Sebastien Piché etwa kam in der Vorsaison schon im November auf dem Markt, Agent Patrick Pilloni bot ihn den Spitzenklubs wie Salzburg, Wien, KAC und Linz an. Einzig Linz kam aber in die Gänge, Manager Christian Perthaler nahm Piché noch einmal eigens unter die Lupe und der Vertrag war noch vor Weihnachten unter Dach und Fach.

Am Ende gar nicht so vorteilhaft für Piché, er hätte nach seinem Meistertitel mit Bozen sicher noch mehr und bessere Angebote erhalten, doch eine Konsolidierungssaison war für den Franko-Kanadier gar nicht so schlecht. Sollte nicht eine schwerere Verletzung passieren, kann Piché im Frühjahr sicher aus unzähligen Angeboten wählen, Punkteproduzenten von der blauen Linie wie er sind von der KHL bis zur DEL überall gefragt. 

Vertragsoptionen im Mittelpunkt

Derzeit ist in der EBEL eine Art Übergangsphase angesagt. Einige Teams wie etwa Salzburg kümmerten sich in den letzten Wochen um Vertragsverlängerungen, auch wenn diese nicht publik gemacht wurden.

Auch die mit sehr guten finanziellen Mitteln gesegneten Roten Bullen wissen natürlich, dass der österreichische Spielermarkt von Jahr zu Jahr limitierter wird und es keinen Grund gäbe, Spieler wie Daniel Welser (heuer verletzungsfrei und daher mit Leistungskonstanz) oder Konstantin Komarek nicht zu verlängern.

Zu den derzeitigen Hausaufgaben der Vereine gehört natürlich auch, Vertragsoptionen wahrzunehmen. Diese haben unterschiedlichste Ablaufdaten, Jänner oder spätestens Februar sind hier aber die gebräuchlichsten Varianten. Sollten Optionen verfallen, heißt das nicht unbedingt, dass der Spieler geht, aber die Verhandlungen müssen von vorne beginnen und der Verein strebt logischerweise ein niedrigeres Gehalt an.

Jamie Fraser spielt eine Top-Saison

Caps-Defender Fraser begehrt

Daher haben einige Spieler quasi ein Sternchen neben ihrem Namen – so wird etwa Caps-Defender Jamie Fraser derzeit mit dem Vermerk „Wien hat Option auf ein weiteres Jahr“ nur unter Vorbehalt im In- und Ausland angeboten.

Dass ein Puckmover wie Fraser sich so oder so um seine Zukunft keine Sorgen zu machen braucht, liegt auf der Hand, neben Linz und dem KAC wäre auch Färjestads mit seinem Ex-Coach Tommy Samuelsson nur eine allzu logische Option. Letztere griffen zuletzt mit ihren Legionärsdefendern wie Garrett Stafford oder Shawn Lalonde ziemlich daneben.

Haben auch Spieler Optionen auf Verlängerungen? Nur allzu selten, schließlich ergibt das ja für den Verein so gut wie keinen Sinn. Doch keine Regel ohne Ausnahmen: Thomas Pöck etwa kann selbst über eine eventuelle dritte Saison in Klagenfurt entscheiden.

In welcher Form werden Spieler eigentlich von den Agenten angeboten?

Per Rundschreiben: Der Agent sendet eine Liste mit seinen vertragslosen Klienten an alle Teams einer Liga, das kann oft eine bloße Aneinanderreihung von Namen mit Links zu „Eliteprospects.com“ sein. Bedarf keiner Antwort.

Per direkter E-Mail: Einige Spieler werden nur einer Anzahl von handverlesenen Teams angeboten. Der Agent weiß, dass andere Teams nicht über die notwendigen finanziellen Mitteln verfügen oder der Spieler gibt ihm Direktiven über für ihn interessante Teams. Dass etwa Top-Legionäre Teams mit überschaubaren finanziellen Mitteln wie etwa Innsbruck, Dornbirn oder Graz nicht angeboten werden, liegt auf der Hand. Dazu meiden einige Agenten auch Teams mit – sagen wir es einmal freundlich – „leicht verzögerten“ Gehaltsauszahlungen wie Bozen oder Ljubljana. Vereinsmanager sollten diese an sie persönlich adressierten Mails aus Höflichkeitsgründen beantworten, ein einfaches „Derzeit kein Interesse“ kann hier auch genügen.

Im persönlichen Gespräch: Vor allem die österreichischen Agenten stehen natürlich mit den Teams wegen ihrer Klienten in dauerndem Kontakt, da kann man auch en passant wegen deren Interesse an einigen Legionären einmal vorfühlen. Dabei handelt es sich meist um schon in der Liga bekannte Gesichter, neue Spieler aus Übersee etwa denken derzeit über eine Übersiedlung nach Europa noch gar nicht nach.

Spieler ohne Agenten sind im Gegensatz zu früher die absolute Ausnahme. Einzig bei Vertragsverlängerungen nehmen Spieler die Sache ab und zu selbst in die Hand. Schließlich wissen sie etwa aus Erfahrung, wie die Dinge im Verein ablaufen und wie seriös dieser ist. In Wien etwas handelten sich Raffael Rotter oder Benoit Gratton ihre letzten Verträge selbst aus.

Die Faustregel für die Agentengebühren? Fünf Prozent der Netto-Vertragssumme, zahlbar vom Verein. Die EBEL-Teams versuchen derzeit, diese Gebühren einzudämmen, ein Vorhaben, an dem schon weit ausgefuchstere Manager in den Fußball-Topligen gescheitert sind. 

Thomas Pöck kann selbst entscheiden, wie es mit ihm weitergeht

Wer sind in der EBEL die relevanten Agenten und welche ihrer Klienten brauchen neue Verträge?

Patrick Pilloni/Peter Kasper: Pilloni, der mit mehreren ausländischen Agenten kooperiert, kümmert sich um seine rot-weiß-roten Topleute sowie eine Unzahl an Legionären, Kasper vor allem um den österreichischen Markt. Fabio Hofer ist aufgrund einer sehr guten Saison in Linz natürlich eine Topaktie, auch Oliver Setzinger braucht wieder einen neuen Kontrakt. Sebastien Piché, John Lammers oder Luke Walker sind überdurchschnittliche EBEL-Legionäre ohne Anschlussverträge.

Tommy Cijan/Martin Krainz: Die zweite marktrelevante Gruppe für österreichische Cracks. Man kann sagen: Wer nicht bei Pilloni und Kasper unter Vertrag steht, wird von Cijan und Krainz vertreten oder umgekehrt. Für Manuel Ganahl steht eine wichtige Entscheidung in dessen Karriere bevor. Jedes Spitzenteam beschäftigt sich natürlich mit ihm, allerdings hat auch Graz bereits ein Angebot gelegt. Ebenfalls von Interesse: Caps-Defender Florian Iberer, sein Bruder Matthias tendiert aufgrund eines reizvollen Jobangebots aus der Gastronomie zu einem Karriereende. Legionäre mit auslaufenden Verträgen und guten Leistungen: Dustin Van Ballegooie, Klemen Pretnar und  Ben Walter.

Gary Seigo: Sicher der kontroverseste unten den Agenten, Verhandlungen mit ihm arten sehr oft in Schreiduelle aus. Vertritt unzählige Überseelegionäre, oft ohne dass die nordamerikanischen Agenten hier involviert wären. Ljubljana-Stürmer Hunter Bishop wird sein Gehalt natürlich verdoppelt bis verdreifacht sehen. Weiters unter Seigos EBEL-Klienten: Nick Ross, John Hughes, Brett Sterling, Troy Milam und Brock McBride.

Danny und Derek McCann: Ein Vater/Sohn-Duo, das auf dem österreichischen Markt gut vertreten ist. Neben Jamie Fraser gehören auch Stephen Werner, Nick Deschamps und Jason DeSantis zu ihren Klienten. Eigentlich seriöse Verhandlungspartner, die meisten Spieler sind aber im höherpreisigen Segment angesiedelt.

Derek Bekar: Im letzten Sommer ein Newcomer auf dem Markt, sein Kompagnon Jason Krog ist ja derzeit noch in Villach aktiv. Vertritt auch Darren Haydar, handelte für beide Cracks beim Übertritt aus Zagreb noch sehr gute Verträge in der Draustadt aus, die im Sommer auslaufen.

Klaus Hille: In Düsseldorf ansässig, vor allem in der DEL bei fast allen Teams vertreten. Gemeinhin ein Mann der höheren Preise. Hat mit Andi Nödl einen der wenigen Österreicher unter Vertrag, die nicht von den Topgruppen vertreten werden. Ebenfalls in der EBEL bekannt: Francois Fortier.

Michael Bühler: In Schwenningen beheimatet, in der DEL stark vertreten, aber auch in Österreich als seriöser Verhandlungspartner geschätzt. Hat mit Kevin Puschnik einen einheimischen Crack unter Vertrag. Derzeit heißeste Aktie im  Portefeuille: Kris Foucault, der aufgrund seiner Bärensaison in Wien ein gefragter Mann sein wird. Weitere EBEL-Klienten: Dustin Sylvester, Jonathan D’Aversa und Nathan Lawson.

David Imonti: Der Discounter unter den Spieleragenten, bietet oft sehr gute Qualität zu vernünftigen Preisen an. Beispiele dafür? Andrew Sarauer, Jeff LoVecchio oder Tyler Cuma.