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"Pewals Verfassung ist nicht mehr EBEL-würdig"

Nur noch einmal schlafen. Dann steht der letzte Spieltag der Zwischenrunde auf dem Programm (Di., 3. März, 19:30 Uhr im Live-Ticker), bevor mit den Playoffs die schönste Eishockey-Jahreszeit beginnt.

Bevor es so richtig ernst wird, tourte Bernd Freimüller in den vergangenen Tagen noch einmal durch die Eishallen des Landes.

Bei LAOLA1 gibt es die Expertisen der vergangenen Tagen - schonungslos wie immer:

VSV – Black Wings Linz (26.2., 1:2)

Ein Spiel mit überschaubarer Intensität. Die perfekte Gelegenheit, um einige jüngere Villacher unter die Lupe zu nehmen:

Patrick Platzer: Guter Eisläufer, gute Mobilität, könnte aber mit mehr Kraft in den Beinen noch explosiver agieren. Guter Passgeber, hält die Scheibe in der offensiven Zone am Laufen, kann den Cycle aufrechterhalten. Im Backcheck aufmerksam und meist mit guter Zuordnung. Fällt gegenüber besseren Spielern an seiner Seite nicht ab, aber hat er das Abschlusspotenzial, um in der EBEL eine konstante Top-6-Rolle einzunehmen?

Nico Brunner: Gute Mobilität, Scheibe am Stock macht ihn nicht langsamer. Physisch gegen körperlich starke Gegner in Schwierigkeiten, kann Gegner im Slot kaum eliminieren. Kann Forecheckern gut ausweichen, erkennt aber oft nicht den rechten Moment zum Pass und begeht so Turnover. Als ehemaliger Stürmer noch in der Lernphase, muss aber seinen defensiven Entscheidungsprozess in den nächsten Jahren in den Griff bekommen.

Adis Alagic: Von Spielauffassung und –intelligenz sicher der Beste der VSV-Youngsters. Kann Gegner im 1-1-Duell ausspielen und die Scheibe dann zu seinen Flügeln weiterleiten. Kreativ, erkennt richtigen Moment zum Pass. Eislaufen ist besser geworden, wird aber nie ein Asset sein - lange Beine, hoher Körperschwerpunkt, muss an seiner Agilität und Mobilität arbeiten. Vor allem am Ende längerer Shifts lässt seine Beinarbeit sehr nach. War vor kurzem beim Spiel in Znojmo als Center Nr. 3 noch etwas überfordert, sollte diese Rolle in der EBEL aber über kurz oder lang einnehmen können

Graz 99ers – KAC (27.2., 3:5)

Schade, dass dieses Spiel ohne TV-Übertragung über die Bühne ging – die Dramatik war kaum zu überbieten.

Einer von mehreren Schlüsselmomenten im Spiel: Nach Bastiansens 3:1 ließen die Graz-Verteidiger Jake Marto und Stefan Lassen Sekunden später die Mitte des Eises offen, Jamie Lundmark nützte diese Lücke für einen formidablen „Headman Pass“, den Jean-Francois Jacques ebenso spektakulär verwandelte. Übrigens einer von vier Backhand-Treffern des KAC an diesem Abend!

Graz im letzten Drittel eigentlich dominierend, der KAC kaum mit Offensive. Das vierte Tor natürlich glücklich, als Koch ein abgefälschter Schuss genau vor den Stock fiel. Danach Graz zwischen Baum und Borke - auf den Ausgleich drängen oder mit der Ein-Tore-Niederlage leben können? Ohne Timeout war das Resultat Chaos - Jacques verdaddelte noch ein Odd-Man-Break, Sekunden später das nächste, als Lundmark ein Drei-gegen-Zwei abschloss.

Die KAC-Stars avancierten in diesem Spiel zu den Matchwinnern – Lundmark mit dem Clincher, Thomas Koch mit zwei Toren, Thomas Pöck mit unendlicher Eiszeit und sehr guter Mobilität. Spricht für sie, andrerseits sollten sie ja dafür sorgen, dass das Team gar nicht in so eine Lage kommt…

Apropos Thomas Pöck: Egal ob in der AHL, SHL oder der Schweiz, sogar mit Abstrichen in der NHL – er war immer eine Bank im Powerplay. Seltsam, dass er seit Beginn seiner Zeit in Klagenfurt (und das bei drei verschiedenen Trainern) im Überzahl meist nur „Mop-Up-Duty“ bekam, sprich die letzten 30 Sekunden, so auch in Graz beim einzigen Powerplay. So erklärt sich auch (zumindest teilweise) seine enttäuschende Torausbeute der heurigen Saison…

Graz mit genau drei Blöcken, wobei Rupert Strohmeier ab Mitte des Spiels auch nur mehr Zuseher war. Der KAC von Beginn an mit fünf Defendern und elf Stürmern, auch hier waren Kim Strömberg und David Schuller ab Mitte des Spiels nicht mehr zu sehen. Für die Entscheidung, mit lediglich fünf Verteidigern anzutreten und mit Thomas Vallant und Daniel Ban zwei jüngere Spieler lediglich als Benchwarmer mitzunehmen, wäre Mason-Vorgänger Martin Stloukal noch medial geteert und gefedert worden…

Irgendwie erinnert das Schicksal von Graz in solchen Entscheidungsspielen immer an Charlie Brown: Stets mit Optimismus an die Sache herangehend, doch das Schicksal in Form von Lucy zieht ihm den Football im letzten Moment immer weg…

Vienna Capitals – VSV (1.3., 2:0)

Die Caps haben ihre Defensivarbeit unter Jim Boni etwas verbessert, aber in diesem Spiel hätte sich Goalie Matt Zaba auch mit Hut und Mantel ins Tor stellen können, ohne sein Shut-Out zu gefährden. Der VSV wartete bis auf eine kurze Drangphase im letzten Drittel nur mit einer Platzpatronenoffensive auf.

Der Teamspeed der Villacher liegt unter dem Ligadurchschnitt, vor allem wenn Spieler wie Cole Jarrett und Gerhard Unterluggauer erst nach längeren Pausen zurückkommen. Marco Pewals körperliche Verfassung und Beinarbeit sind ganz einfach nicht mehr EBEL-würdig, für die nächste Saison muss sich der VSV fragen, ob nur eventuelle Beiträge im Powerplay für eine nochmalige Vertragsverlängerung ausreichen.

Apropos Verträge: Der VSV könnte an seiner blauen Linie eigentlich ein Schild „Trotz Umbaus ungestörter Betrieb“ (oder angesichts von elf Niederlagen in Folge vielleicht doch nicht so ungestört) anbringen: Neben der Rückkehr von Florian Mühlstein aus Salzburg steht auch das Engagement des US-Amerikaners Andy Canzanello (Straubing) fest.

Aus der Liga:

Fehervars Andy Sarauer kann sich trotz eines auch für die nächste Saison gültigen Vertrags über eine Gehaltserhöhung freuen. Die Ungarn wussten nur zu gut, dass ein Großteil der österreichischen Vereine hinter ihm her war. Neben der Gehaltsaufstockung erhält Sarauer auch einen ungarischen Pass. Seine Gegenleistung: Neben dem Antreten im Nationalteam auch eine Änderung seines Nachnamens auf „Szarauer“.

Ein Grund für den sicheren Top-4-Platz von Znojmo: Die Tschechen verfügen über den breitesten Kader der Liga mit zehn Defendern und sechzehn Stürmern. So konnte Coach Jiri Reznar auch in den letzten Wochen eifrig rotieren, ohne an großer Substanz zu verlieren. Beliebig austauschbar sind natürlich nicht alle Cracks. Schlüsselspieler wie Lubomir Stach, Adam Havlik, Roman Tomas, Martin Podesva sowie die beiden slowakischen Oldies Rastislav Pavlikovsky und Peter Pucher müssen in den Playoffs beweisen, dass sie mit der härteren Gangart besser zurechtkommen als in den letzten Jahren. Der derzeitige Kader der "Adler" könnte allerdings für die nächste Saison nicht zusammengehalten werden, würde der Punktewert doch von 60 auf 69 anwachsen – der größte Sprung aller Vereine.

Der Vorstoß der Grazer, nach Transferschluss und trotz bereits ausgeschöpften Wechselkontingents Miha Verlic wieder für den verletzten David Rodman anzumelden, erfolgte halt nach dem Motto „Versuchen kann man’s ja“. Nicht der erste derartige Vorstoß der Grazer: Während des Lockout-Engagements von Thomas Vanek ersuchte man die EBEL darum, die Punktewerte für einige Österreicher zu kürzen, um so den ganzen Kader erhalten zu können...