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Schunkelnde Zuseher und ausgelaugte Adler

Schunkelnde Zuseher und ausgelaugte Adler

Keiner ist an der EBEL näher dran.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller nahm in den vergangenen Tagen drei Spiele genauer unter die Lupe.

Seine Expertisen sowie News aus der Liga gibt es hier.

 

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Vienna Capitals - Dornbirner EC 4:2 (2:1, 2:1, 0:0)

Tore:  McLean (8.), Sharp (17.), Milam (26./PP), Iberer (30./PP) bzw. Sylvester (20.), D'Alvise (38.) 

Ein gutes Spiel mit vielen Torchancen auf beiden Seiten. Die Wiener erzielten alle ihre Tore (zwei davon im Powerplay) nach langen Druckphasen im Angriffsdrittel, die Dornbirner hatten vor allem zu Beginn ihre besten Momente im Transition-Game, aber Caps-Goalie Nathan Lawson bewährte sich bei mehreren 2-1- und 3-1-Breaks.

Bei den langen Aufenthalten der Wiener musste sich Dornbirn-Coach Dave MacQueen an den langjährigen NHL-Coach Jacques Lemaire erinnert haben, der seine Cracks oft so in den Senkel stellte: „Bring die Scheibe aus dem Drittel oder ich suche mir Spieler, die das können.“

Bulldogs-Goalie David Madlener hatte an der Niederlage keine Schuld, ganz optimal agierte er aber auch nicht. Er ist ein Torhüter, der die High-Percentage-Shots wegzunehmen versucht, ist sehr ökonomisch in seinen Bewegungen und mit guter Größe ausgestattet. Die Ruhe, die er abseits des Rinks ausstrahlt, bringt er auch auf dem Eis mit ein.

Zeitweise wirkt er aber etwas roboterhaft, etwa bei Troy Milams Weitschuss zum 3:1. Trotzdem bringt Madlener das Zeug eines EBEL-Einsergoalies mit.

Ein Unterschied zu den letzten Jahren und ein Grund, warum die Bulldogs bis zum Schluss um einen Top-6-Platz mitfighten sollten: Selbst die schwächeren Legionärszugänge (Hardy, MacKenzie, Zagrapan) sind zumindest Liga-Durchschnitt, Flops waren im Sommer keine dabei.

Mit der Rückkehr von Rafael Rotter und MacGregor Sharp sind alle Caps-Stürmer wieder in ihren angestammten Rollen zurück, Jim Boni verfügt so wie zu Saisonbeginn über zwei Scorer- und zwei Checking-Linien. Defensiv hatte die oft beklagte Verletzungsmisere ohnehin nie allzugroße Auswirkungen, sechs ligaerprobte Defender standen immer zur Verfügung. Falls die bisherigen Platzpatronen-Forwards wie Gamache, Dzieduszycki und McLean ihre Performance wenigstens ein bisschen steigern können, sollte ein Top-6-Platz für die Caps sicher sein.

HC Znojmo - HC Bozen 3:4 (1:1, 0:2, 2:1)

Tore: Podesva (18./PP), Baca (53./PP), Rehus (57./PP) bzw. Saviano (1., 22.), Foster (31.), Insam (56./PP)

 

Ein verdienter Sieg der Gäste, Znojmo kam nur im Powerplay (alle drei Treffer) auf Touren. Allerdings fehlten den Tschechen sechs Stammspieler, dazu wirkt Goalie Patrik Nechvatal (in allen Spielen von Beginn an im Einsatz) derzeit ausgebrannt. Die Pause kommt für die Adler gerade recht.

Bozen agierte wie immer unter Tom Pokel kampfstark und gut organisiert und hatte dazu mit Jaroslav Hübl einen guten Rückhalt. Defender Brett Flemming agierte ohne Panik, an vorderster Front hat sich Steve Saviano nach schwächerem Start gesteigert. Taylor Vause – Center der ersten Linie – ist eine kleine Zaubermaus mit guten Beinen und Händen. Typisch für Spieler wie ihn: Sie weisen im Juniorenbereich und in der ECHL gute Scorerwerte auf, in der AHL fehlt es dann etwas an Größe, um in die ersten beiden Reihen aufzurücken. Es würde nicht überraschen, wenn Vause Teams, die ihn im Sommer ablehnten, in der nächsten Off-Season umgarnen würden.

Im Gegensatz zu Vause verfügt Nick Palmieri über NHL-Erfahrung (87 Spiele für New Jersey und Minnesota), muss aber seit zwei Jahren in Europa um einen Job betteln. Auch in Bozen spielt er nur auf Tryout-Basis und es würde überraschen, wenn sein Kontrakt verlängert würde. Er wirkt nicht austrainiert und ist der Prototyp eines „Cherry Pickers“: Er verlässt das Verteidigungsdrittel selbst bei Druckphasen gerne vorzeitig, um so zu Breakchancen zu kommen. 

KAC - Black Wings Linz 6:3 (0:1,3:0,3:2)

ToreM. Geier (21., 22.), Lundmark (32./PP2, 52./PP), Setzinger (46.), Nordqvist (60./EN) bzw. Kozek (11.), Piche (41./PP, 57.)

 

Das hat es in Klagenfurt schon lange nicht mehr gegeben: Schunkelnde Zuseher, Ehrenrunden für das Team, Stimmung wie nach einem Meistertitel. Das 6:3 gegen Linz war sehr schön anzusehen, auch wenn die Gäste ohne vier Stammstürmer und mit einem diesmal schwachen Michael Ouzas angereist waren. Aber nach 13 Toren in zwei Spielen und einer zuletzt formidablen Offensive ist der KAC wohl eines der wenigen Teams, das die Pause nicht herbeisehnen müsste.

Manuel Geier hat sich in dieser Saison von einem Role Player zu einer Offensivmaschine gewandelt. Klar, er profitiert sehr von den Playmakern Oliver Setzinger und  Thomas Koch an seiner Seite, aber Geier hat seine Komfortzone verlassen und bringt weit mehr Dynamik und Feuer als zuvor mit. Wo er früher zu viel Zeit in den Ecken und entlang der Bande verbrachte, sucht er jetzt stets die Nähe zum Tor. Bezeichnend dafür war sein erster Treffer: Er verursachte einen Turnover von Piche, spielte auf Koch und orientierte sich dann mit dem Stock auf dem Eis für einen Abfälscher Richtung Tor. Für Halfboards-Spieler wie Koch und Setzinger ist Geier in dieser Form die ideale Ergänzung. Bleibt zu hoffen, dass er seine jetzige Form über längere Zeit konservieren kann.

Apropos Oliver Setzinger: Sein Treffer erinnerte an seine Jugendzeiten, als er ein immens dynamischer und schneller Abschlussspieler war. Zugegeben, bei seinem Solotor hatte er eigentlich nur den fallenden Kevin Placek zu überwinden und der ist ja nicht gerade der große Oxer auf einem Eishockey-Parcours - der Rest der Linzer Belegschaft war gerade auf Betriebsurlaub. Aber Setzinger erkannte die Situation und bewies, dass er immer noch über einen guten Antritt verfügt. Seine Head Dekes und Hände suchen ohnehin ihresgleichen in der Liga. An solchen Tugenden aus seiner Vergangenheit könnte sich der 32-jährige ruhig öfters orientieren.

Der KAC hat gegenüber den letzten beiden Saisonen einen Riesenschritt gemacht, auch wenn natürlich noch einiges zu tun ist. Etwas weniger Hysterie nach Derbyniederlagen und weniger Diskussionen über Einzelschicksale (Nordqvist, Walker) sollten für eine Spitzenplatzierung im Grunddurchgang sorgen. Klar, im nächsten Sommer werden auf dem Legionärssektor wieder Änderungen erfolgen, aber das Grundgerüst für die Zukunft sollte stehen, auch wenn die Verträge für Koch, Thomas Pöck und Martin Schumnig neu zu verhandeln sind.  

Aus der Liga:

Zuerst ein Präsidententreffen zu diesem Thema, dann eine Österreichrundfahrt von ÖEHV-Sportdirektor Alpo Suhonen und Ausbildungschef Roger Bader zu den EBEL-Teams: Kommt eine bis jetzt von den österreichischen Teams abschlägig behandelte Legionärsreduzierung doch wieder aufs Tapet?

Gerade heuer ist dieses Thema aktuell, denn die meisten neuen (und einige alte) Legionäre reißen wirklich niemanden vom Hocker. Wenn der mit einer reichlich barocken Figur ausgestattete Colton Yellow Horn zu den Spitzenleuten gehört, sagt das wenig Gutes über die heurigen Beiträge der Ausländer auf dem Eis aus. Vor allem bei Teams wie Wien, Graz, Dornbirn oder Villach wären etwas weniger, dafür aber bessere Legionäre kein Fehler. Innsbruck ist aufgrund der mangelhaften Qualität der einheimischen Kräfte wiederum ein Spezialfall.

Sehr wichtig bei solchen Diskussionen wird auch die Performance unseres U20-Teams bei der WM in Wien sein: Die Cracks dort können beweisen, dass sie sehr wohl das Zeug für die EBEL haben, viele dieser Spieler sind den Vereinsverantwortlichen nämlich völlig unbekannt.

Ein kategorisches Absinken wird es sowieso nicht geben, ein Richtwert von neun Legionären steht zur Diskussion. Eine Zahl in diesem Bereich würde zumindest vorläufig verhindern, dass die Preise für die besseren Österreicher stark ansteigen oder diese automatisch von den Großklubs aufgesogen werden. Allerdings sorgt genau diese Zahl in der DEL für Rentenverträge für einige deutsche Cracks und das bei einer Unmenge von Deutsch-Kanadiern in der Liga.

Weitere Knackpunkte neben den Gehältern und der Ausgeglichenheit in der Liga: Die Rolle der ausländischen Teams. Vor allem Znojmo mit dem tschechischen und Bozen mit dem italo-kanadischen Markt fischen in größeren Gewässern als die acht österreichischen Teams. Eine niedrigere Punktezahl für diese Teams könnte für Chancengleichheit sorgen. Die Anforderungen der CHL an unsere Teilnehmer sollten kaum eine Rolle spielen, fallen diese Spiele doch ohnehin in die Tryoutphase der Liga. 

 

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