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Der gute Freund von Anze Kopitar

Der gute Freund von Anze Kopitar

Jesenice liegt im Norden Sloweniens und hat rund 20.000 Einwohner.

Die Kleinstadt nahe der Kärntner Grenze zu Österreich hat einige bekannte Töchter und Söhne – vor allem Sportler. Vor allem Eishockey-Spieler. Vor allem Anze Kopitar.

Der 27-Jährige ist Stürmer-Star der Los Angeles Kings und gewann 2014 nach 2012 zum zweiten Mal den Stanley Cup. Legendär sind seine Bilder mit dem schillerndsten aller Eishockey-Pokale in der Heimat.

Der „Day with the cup“ wurde so neu erfunden. Co-Star ist Hund Gustl, der auch einen Twitter-Account hat.

Der Junge von Nebenan

In seiner Nachbarschaft wuchs Luka Gracnar auf, der Goalie des EC Red Bull Salzburg.

„Sein Haus ist zwei weiter von meinem. Er ist ein guter Freund von mir“, erklärt der 21-Jährige im Gespräch mit LAOLA1. Die Augen werden dabei schnell größer. Kopitar ist nicht nur Freund, auch ein großes Idol.

„Sein jüngerer Bruder ist einer meiner besten Freunde und wir haben früher viel gemeinsam gemacht. Anze ist ein Idol für mich, egal ob als Spieler oder Mensch. Er ist ein Wahnsinn als Spieler, fast nicht von dieser Welt, und als Mensch aber so bodenständig. Das zeichnet ihn aus.“


Kopitar erzielte bislang in 674 Regular-Season-Spielen der NHL 217 Tore, legte 388 Tore auf und hält somit bei 605 Punkten. Unter den Aktiven reiht sich der Center auf Rang 34 ein. Einen Platz hinter Thomas Vanek.

Schon aus dem Stanley Cup getrunken

Der erste slowenische NHL-Spieler brachte bereits zwei Mal den Stanley Cup nach Jesenice, wo er und Gracnar beim hiesigen Hockey-Klub ihre Eishockey-Karriere begonnen hatten.

„Ich habe den Stanley Cup schon zwei Mal berühren dürfen“, grinst Gracnar. Auch daraus getrunken wurde schon. Bier? „Nein, nur Saft“, muss der Jung-Bulle dabei aber selbst lautstark lachen.

Der Keeper stand schon mit 14 Jahren im Tor der ersten Jesenice-Mannschaft. Es war immer sein Traum, Eishockey-Goalie zu werden. Den Traum NHL hat der Teamspieler nicht aufgegeben.

Luka Gracnar gelang als einzigem Goalie diese Saison ein Playoff-Shutout

2013 wurde Gracnar im NHL-Draft (noch) nicht berücksichtigt.

„Besser wäre es wohl, wenn ich zehn Zentimeter größer wäre. Aber ich will keine Ausreden suchen. Es sind auch nicht so große Tormänner in der NHL. Das gibt mir auch Hoffnung, wenn ich weiter gut trainiere und spiele. Du musst immer ein Ziel haben“, so der 1,79m-Schlussmann.

Der Traum der NHL lebt weiter

Sein Vorbild als Tormann ist der aktuell bärenstark aufspielende Carey Price von den Montreal Canadiens. Ein traditioneller Weg in die NHL führt via Schweden. So hat es auch Kopitar geschafft.

„Aber man muss erst einmal nach Schweden kommen. Es gibt tausende Tormänner, die dorthin wollen und dann in die NHL. Du musst herausstechen, aber ich werde nicht aufgeben.“

Das Hier und Jetzt heißt EBEL-Halbfinale mit dem Gegner KAC. Nach dem 4:3-Comeback-Sieg in Klagenfurt steht es 2:0 in der „best of seven“-Serie. Im Fachjargon heißt dies: Es sieht gut aus.

Gracnar, der seit 2010 für Salzburg im Nachwuchs und bei den Profis spielt, weiß allerdings: „Es gibt keine schlechten Teams mehr, alles ist möglich im Playoff. Es soll auch nicht leicht sein.“

In insgesamt 27 EBEL-Playoff-Partien gab es in dieser Saison nur ein Shutout. Gracnar konnte dieses im Viertelfinale beim 4:0 gegen den VSV bewerkstelligen. „Es ist wie ein Hattrick für einen Stürmer, aber am Ende des Tages ist es auch nur Statistik“, macht er keinen großen Hehl daraus.

Brückler: „Sein technisches Spiel ist herausragend“

Bernd Brückler, prominenter Salzburger Backup, sagt über seinen Kumpel: „Sein technisches Spiel ist herausragend. Luka lässt durch sein gutes Stellungsspiel jeden Save nach Routine aussehen.“

Gracnar: „Wir sind sehr gute Freunde. Jeder will spielen, aber wir verstehen uns richtig gut und er hilft mir viel. Das gibt mir auch ein gutes Gefühl. Er ist ein sehr guter Routinier. Damals gab mir auch schon Reinhard Divis viele Tipps. Wir sind immer noch in Kontakt.“

Die LAOLA1-Datenbank weist ihn mit 93,17 Prozent an gehaltenen Schüssen als erfolgreichsten EBEL-Goalie der Saison aus, doch Gracnar spielte deutlich weniger als Jean-Philippe Lamoureux vom VSV – mitunter auch eines Ermüdungsbruchs und wochenlanger Pause geschuldet.

„Ich bin 21 Jahre alt und somit gibt es noch viele Möglichkeiten, um mich zu verbessern. Das ist auch meine Motivation“, sagt Gracnar, der mit RBS seinen zweiten EBEL-Titel nach 2011 holen will.

Und dann geht es vielleicht Übersee zu Freund Kopitar, der allerdings um die Playoff-Teilnahme zittern muss. „Ich war schon drüben, aber noch bei keinem Spiel. Wäre ich letztes Jahr gefahren, hätte ich ihn wohl im Stanley-Cup-Finale gesehen. Vielleicht klappt es ja heuer.“

 

Bernhard Kastler