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Jim Boni beschwört die berühmten Kleinigkeiten

Jim Boni beschwört die berühmten Kleinigkeiten

Ausgleich oder Matchpuck, heißt es am Freitag in Wien Kagran, wenn die Vienna Capitals Fehervar AV19 zu Spiel 4 der EBEL-Viertelfinalserie empfangen.

Dank des 3:2-Auswärtssieges letzten Dienstag sind die Caps nach zwei Niederlagen zum Auftakt wieder zurück in der best-of-seven- Serie und haben Blut geleckt.

Probleme mit der Chancenverwertung

 „Wir haben vielleicht etwas verzweifelter gespielt“, sieht Capitals-Coach Jim Boni den größten Unterschied zu den ersten beiden Partien, ist sich aber sicher, dass sein Team auch in diesen Duellen eine gute Figur abgegeben hat: „Wir hätten auch Spiel eins und zwei gewinnen können.“

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Denn geht es nach dem 51-Jährigen, waren die Hauptstädter keinesfalls die schlechtere Mannschaft, einzig die Scheibe wollte nicht ins gegnerische Tor.

„Es passiert nicht oft, dass man 50 Mal aufs Tor schießt und keinen Treffer erzielt, irgendwann geht der Puck zwangsläufig rein“, spielt Boni auf Spiel zwei an, in dem die Caps 43 Schüsse auf Fehervars Keeper Christian Engstrand abfeuerten, ihn aber nur einmal bezwingen konnten.

„Wir haben oft geschossen und viel Offensive kreiert, wurden dafür aber nicht belohnt. Nun hat es endlich geklappt“, sieht es Peter MacArthur, der in Spiel drei das wichtige Tor zum 3:1 erzielte, ähnlich. Und auch Mario Fischer stößt ins selbe Horn: „Wir haben einfach nicht getroffen. Wir habe ja trotzdem unser Bestes gegeben. Vor allem in der zweiten Partie hatten die Ungarn einige „lucky bounces“. Wenn wir die haben, gehen wir als Sieger vom Eis.“

Fehervar mit kompakter Defensive

Glück allein wird gegen die vor allem defensiv starken Ungarn aber nicht helfen. „Sie stehen sehr kompakt, legen viel Wert auf die Verteidigung. Das ist nicht das typische EBEL-Spiel. Ich erwarte sie mir genauso auch am Freitag“, kennt Boni seinen Gegner.

Dass es zuletzt etwas härter zur Sache ging, ist für ihn kein Problem, schließlich liegt das in der Natur des Spiels. Auch der harte Bandencheck von Daniel Koger gegen Danny Bois war für ihn im Rahmen, was darauf folgte, jedoch nicht.

„Trashtalk gehört dazu, das sind Playoffs. Was ich aber nicht verstehe, ist die Aktion von Koger. Er fährt einen gefährlichen Check gegen Bois und ist dann nicht Manns genug, die Konsequenzen zu tragen. Wenn du deinem Gegner mit einem Check wehtun willst, dann steh auf und kämpfe, sei ein Mann“, so Boni.

 

Die berühmten Kleinigkeiten

Noch besser wäre es wohl, wenn sich die Caps auf solche Provokationen der Ungarn gar nicht erst einlassen würden. Vielmehr wird es vonnöten sein „konzentriert und fokussiert“ ins Spiel zu gehen und „die Kleinigkeiten richtig zu machen“, weiß auch Boni.

Schüsse blocken, als Erster an der Scheibe sein,  richtiges Positionsspiel und die Scheibe schnell aus dem Drittel spielen. Das sind laut Boni die wichtigen Dinge in den Playoffs, die vielbeschworenen Kleinigkeiten. Vor allem auf letzteres, das schnelle Umschalten, legt er viel Wert.

„Unsere Mannschaft ist um eine Klasse besser, wenn sie in Schwung kommt, wenn sie ihren Speed nutzen kann. Außerdem können bei uns alle vier Linien scoren“, lobt der Übungsleiter seine Truppe, die ihm manchmal jedoch noch etwas zu verspielt agiert. „Hin und wieder spielen wir es noch zu kompliziert.“

Der Kanadier ist ein Verfechter des geradlinigen Spiels, sein einfaches Rezept:  „Wir müssen keine Wunder vollbringen, um ein Tor zu erzielen. Hinter jedem Treffer steckt harte Arbeit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Bring die Scheibe aufs Tor, gehe dorthin, wo es wehtut, verdecke dem Torhüter die Sicht, dann geht der Puck auch mal rein.“

„Ein Schritt in die richtige Richtung“

Zuletzt in Ungarn ging das vor allem im Mitteldrittel, das die Caps mit 3:0 für sich entscheiden konnten, gut.

„Die letzte Partie war ein Schritt in die richtige Richtung. Vor allem, dass wir nach dem frühen Rückstand zurückgekommen sind, war wichtig. Da hat die Mannschaft Charakter gezeigt. Wir waren die bessere, härter arbeitende Mannschaft“, ist sich Fischer sicher.

Der 25-jährige Defender zeigte vor allem in der Schlussphase, was harte Arbeit bedeutet. Er blockte einen harten Schuss ab, blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht aber auf dem Eis und warf sich sogar noch in einen zweiten Schuss.

„Das brennt kurz und dann spielt man weiter“, spielt Fischer die Situation herunter. „So sind Playoffs nun einmal, man will auf keinen Fall ein Tor kassieren, das hätte jeder gemacht.“

So sieht es auch Michael Schiechl: „Nur wenn wir als Mannschaft spielen, können wir unsere Ziele erreichen. Jeder Einzelne muss hart arbeiten. Wir haben viel mehr Schüsse geblockt und viel mehr Zweikämpfe gewonnen, das ist der Schlüssel zum Erfolg, das müssen wir am Freitag ebenfalls machen.“

Boni wünscht sich mehr Unterstützung

Die Caps haben also ihre Hausaufgaben gemacht und scheinen bereit zu sein. Das wünscht sich Boni auch von den Fans:

„Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bei meinem ersten Spiel vom Support der Anhänger etwas enttäuscht war. Ja, wir sind in Rückstand geraten, aber genau dann braucht man die Fans. In Fehervar war es 60 Minuten lang durchgehend laut. Meiner Meinung nach ist es für die Gegner in Wien etwas zu nett“, spricht der Coach Klartext.

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Boni ist aber kein Träumer, ihm ist klar, dass seine Truppe auch liefern muss. „ Ich weiß, dass es in unserer Verantwortung liegt, den Funken auf die Fans überspringen zu lassen. Aber lasst uns die letzten paar Monate vergessen, die Mannschaf tut alles, was in ihrer Macht steht. Unterstützt sie, macht Stimmung, habt Spaß! Die Playoffs sind die beste Zeit des Jahres“, lautet sein Appell an die Fans.

Damit diese „beste Zeit“ noch etwas andauert, werden die Caps wieder mit dem Mut der Verzweiflung spielen müssen, oder wie es Fischer ausdrückt: „In jedem Shift 100 Prozent, 60 Minuten lang Vollgas!“

Schließlich soll es am Ende Ausgleich und nicht Matchpuck heißen.

 

Fabian Santner