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Vom Bad Boy zum Beach Boy

Vom Bad Boy zum Beach Boy

Kyle Beach ist gewiss ein Name, den man sich merkt.

Der Stürmer von RB Salzburg könnte diesen auch noch in den Geschichtsbüchern der Erste Bank Eishockey Liga verankern.

Seine Teamkollegen Manuel Latusa und Ryan Duncan halten den Rekord an Playoff-Toren in der EBEL mit elf Treffern in der Saison 2010/11. Beach hält bei neun. Das könnte also noch etwas werden.

Vom Try-Out zum real Deal

Etwas geworden ist es auch mit Salzburg und Beach. Der 25-Jährige unterschrieb beim österreichischen Meister via Try-Out-Vertrag und hat sich zu einem Leistungsträger gemausert.

„Es ist eine interessante Saison für mich. Ich war auf drei oder vier verschiedenen Try-Outs, ehe ich einen richtigen Deal hatte“, erinnert sich der Kanadier im Gespräch mit LAOLA1. „Ich nehme das nicht als selbstverständlich und versuche es mir jeden Tag zu verdienen, hier sein zu dürfen.“

Selbstverständlich ist für den Winger nämlich nichts mehr. Beach war schließlich der elfte Pick des NHL-Drafts 2008 und spielt nun bekanntlich nicht in der besten Eishockey-Liga der Welt.

Die Nummer 11 des NHL-Drafts 2008

Der Stürmer wurde 2007 noch viel höher gehandelt, sogar an zwei hinter First Pick Steven Stamkos, doch es wurde elf. Auch die Canucks aus seinem Heimatort Vancouver ließen die Chance an zehn aus.

„Alles passiert aus einem Grund, das liegt lange her und ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt“, will Beach nicht mehr wirklich zurückblicken und nahm die Entscheidung letztlich sportlich.

„Jedes Team braucht in verschiedenen Situationen verschiedene Dinge. Es hat damals für mich nicht gereicht und da muss ich an mir arbeiten. Salzburg war für mich nun die beste Möglichkeit, mich zu verbessern. Hier bin ich und wir spielen um einen Titel. Alles andere ist jetzt nicht mehr wichtig.“

Kanadische Medien berichteten vor dem Draft über die Probleme, die Beach in seiner Jugend hatte. Sechs Mal wurde er während diverser Nachwuchsspiele aus dem Verkehr gezogen. Nachdem er einen Schiedsrichter bei einem Nachwuchsturnier gestoßen hatte, wurde er sechs Spiele gesperrt.

In der Jugend ein Provokateur und Tunichtgut

In der Western Hockey League spielte Beach für die Everett Silvertips, suchte bei seinem Debüt den Kampf mit dem heute wie damals gefürchteten Milan Lucic.

Dieser hat eine gekrümmte Wirbelsäule, Beach provozierte ihn mit einer buckligen Geste. In seinen ersten beiden Saisonen kassierte Beach 28 Strafen nach Fights. In einem U18-Camp geriet er dazu mit Teamkollege Colten Teubert aneinander.

Ein Eindruck, der offenbar bei den Scouts hängen blieb. Obwohl Beach, Rookie of the Year in der Western Hockey league 2007, durch sein Power-Forward-Spiel bestach und beeindruckte und abseits des Eises als „easy going“ bezeichnet wurde.

Die Vergangenheit verfolgte ihn aber, zudem hatte er in der zweiten Saisonhälfte vor dem Draft nicht mehr die besten Werte zu Buche stehen. Alle NHL-Teams hatten ihn vor dem Draft interviewt, alle auf die für ihn lästige Vergangenheit angesprochen.

Am Ende entschieden sich die Chicago Blackhawks, ihn an elf zu ziehen, für sie machte der große Iginla-Fan allerdings nie ein Spiel. Auch später für die Rangers, wohin er 2013 getradet wurde, nicht.

„Man muss der Realität ins Auge sehen“

Der Traum ist aber noch nicht ausgeträumt.

 „Jeder Eishockey-Spieler träumt von der NHL, ich war einmal ziemlich nahe, habe es aber nicht geschafft. Es ist weiter ein Traum, den ich habe. Aber an einem gewissen Punkt musst du der Realität ins Auge sehen, dass es nicht klappen kann. An diesem Punkt bin ich noch nicht. Vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit, aber ich arbeite weiter, denke jetzt nicht daran. Eine Meisterschaft hilft immer.“

In Salzburg hat sich Beach gut eingelebt. „Es ist eine aufregende Zeit, es macht die ganze Saison schon viel Spaß mit den Jungs. Wir haben eine tolle Truppe hier und wollen den Titel holen. Zudem werde ich toll behandelt, und wenn ich lange hier bin, wäre das toll. Ich liebe es, hier zu spielen.“

Dem Beach Boy merkt man das vor allem in den Playoffs an, in denen er eben zum Scorer mutierte („Schöner Turnaround für mich“). Landsmann und Head Coach Daniel Ratushny hat seinen Anteil.

„Es ist ein schmaler Grat, was als Disziplin und was als Undiszipliniertheit erachtet wird. Dan ist in dieser Hinsicht toll für mich, denn er lässt mich schnell wissen, wenn ich diesen überschritten habe. Das ist einfach etwas, das du lernen musst“, will Beach längst kein Bad Boy mehr sein.

 

Bernhard Kastler