Nein, es wird kein normales Spiel für Phil Horsky.
Wenn die Vienna Capitals am Donnerstag zum Auftakt der Champions Hockey League auf Färjestad treffen, steht hinter der gegnerischen Bande nämlich nicht irgendein Coach, sondern sein Freund und Mentor Tommy Samuelsson.
„Lehrbub gegen Lehrmeister“
Insgesamt vier Saisonen bildeten die beiden das Trainergespann der Caps. Samuelsson als Headcoach, Horsky als sein „Co“. „Er wird immer eine Art Mentor für mich bleiben“, so der gebürtige Wiener, der seine aktive Karriere sehr früh beendete und bereits mit 28 Jahren die U20 der Caps übernahm. Nach nur einer Saison beförderte ihn Samuelsson dann zu seinem Assistenten.
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Nach dem Viertelfinal-Aus in der vergangenen Saison gegen den VSV trennten sich die Wiener von ihrem Trainer, Horskys Vertrag hingegen wurde verlängert, obwohl noch kein neuer Cheftrainer in Aussicht war.
„Das war eher ungewöhnlich und eine große Ehre für mich“, betont der 31-Jährige, der noch immer wöchentlich mit Samuelsson telefoniert und sich auf das Duell „Lehrbub gegen Lehrmeister“ besonders freut.
Mit Bozens Meistermacher Tom Pokel haben die Capitals bereits Ende Mai einen Nachfolger für Samuelsson und damit einen neuen „Boss“ für Horsky gefunden.
Im Gespräch mit LAOLA1 erklärt der junge Trainer, was den US-Amerikaner von dem Schweden unterscheidet. Zudem verrät er, was er von der CHL erwartet und gibt einen Einblick in die Transfer-Aktivitäten der Caps.
LAOLA1: Du hast Tommy Samuelsson als deinen Mentor bezeichnet. Ist er das immer noch, jetzt wo du mit Tom Pokel zusammenarbeitest?
Phil Horksy: Tommy ist nach wie vor ein Mentor für mich was Coaching betrifft. Wir telefonieren noch immer wöchentlich, stehen in Kontakt. Er gibt mir auch immer noch Tipps. Er weiß, in welcher Situation ich mich als junger Trainer befinde und er weiß, wie er mir helfen kann. Uns verbindet eine Freundschaft, die über das Eishockey hinausgeht. Deswegen wird er immer eine Art Mentor für mich bleiben, egal mit wem ich gerade arbeite.
LAOLA1:Wie hat die Arbeit im Detail ausgesehen?Horsky: Nachdem klar war, wie wir spielen wollen und wie die Linien auszusehen haben, wurde recherchiert, gescouted und eine erste Liste möglicher Kandidaten erstellt. Dann haben wir uns die Arbeit aufgeteilt, jeder hat sich auf gewisse Spielerpositionen konzentriert und im Detail überlegt, in welche Richtung es gehen soll. Also ob der Spieler zum Beispiel eher physisch oder spielerisch stark sein soll. Danach wurde aussortiert und die finale Liste an (General Manager, Anm.) Franz Kalla übergeben, der für das Finanzielle verantwortlich ist.
LAOLA1: Du sprichst das Finanzielle an: War das geringere Budget eine große Einschränkung?
Horksy: Wir mussten das Finanzielle im Teambuilding-Prozess natürlich etwas mehr beachten. Wir konnten uns nicht einfach alle Spieler holen, die wir wollten, sondern mussten genauer suchen. Wir haben uns zum Beispiel auf Spieler konzentriert, die nicht gerade eine sehr gute letzte Saison gespielt, aber definitiv Luft nach oben haben und sich beweisen wollen. Es war zwar eine Herausforderung aber vielleicht sogar gar nicht so schlecht. Schließlich mussten wir uns so noch genauer nach den richtigen Spielern umschauen. Die Mannschaft hat definitiv nicht an Qualität verloren.
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LAOLA1: Habt ihr auch genug Qualität, um in der CHL zu bestehen?
Horsky: Wir wollen auf jeden Fall eine gute Rolle spielen. Wir freuen uns auf die Gegner, solche Mannschaften hat man nämlich nicht oft in Wien zu Gast. Zürich, Färjestad und Oslo sind wirklich europäische Kaliber. Ich hoffe auf reges Zuschauerinteresse, denn ich denke, dass diese Spiele für die Fans echte Eishockey-Leckerbissen sind und es ist sicher interessant, auch einmal andere Vereine zu sehen. Der Trend geht ohnehin in Richtung internationale Liga, deswegen bin ich davon überzeugt, dass sich die Champions Hockey League etablieren wird.
Das Gespräch führte Fabian Santner
LAOLA1: Hast du mit ihm schon über das anstehende Duell in der CHL gesprochen?
Horsky: Momentan ziehen wir uns am Telefon etwas auf. Ich hab ihm gesagt, dass ich genau weiß, wie er spielt und seine taktischen Feinheiten kenne. Darauf hat er nur gemeint, dass er jetzt ganz anders spiele und ich sowieso keine Ahnung habe (lacht). Wir sehen das noch ganz entspannt, aber wenn wir uns dann am Donnerstag gegenüber stehen geht es um Punkte. Da will er gewinnen und ich natürlich genauso, insofern hört sich die Freundschaft dann kurz auf. Schließlich wird es quasi ein Duell zwischen Lehrbub und Lehrmeister.
LAOLA1: Was unterscheidet Samuelsson von Pokel?
Horsky: Ich bin in der glücklichen Position, unter Tommy das skandinavische Eishockey kennengelernt zu haben. Er hat mir alles gezeigt, alles beigebracht. Dank ihm konnte ich auch in Schweden hospitieren, dafür bin ich sehr dankbar. Mit Tom geht es jetzt in die nordamerikanische Richtung. Für mich als jungen Trainer ist es natürlich eine tolle Erfahrung, einen anderen Bereich, eine andere Sichtweise des Spiels, eine andere Philosophie kennenzulernen. Das ist ein unbezahlbarer Lernprozess.
LAOLA1: Inwiefern pflegt Pokel einen anderen Stil ?
Horsky: Es ist kein komplett neuer Stil, Eishockey bleibt immer noch Eishockey. Der Coaching Ansatz ist allerdings ein anderer. Ohne jetzt in taktische Details gehen zu wollen, sind schon alleine in der Kabine Unterschiede erkennbar. Wie er mit der Mannschaft redet, wie er das Team vorbereitet. Das eröffnet auch mir einen anderen, einen neuen Blickwinkel.
LAOLA1: Stichwort neuer Blickwinkel: Du warst erstmals in die Transferaktivitäten involviert, wie war das für dich?
Horsky: In meinem doch recht jungen Alter schon in diesen Prozess involviert zu sein, ist eine große Ehre. Ich hatte natürlich einen guten Einblick in die Mannschaft der letzten Jahre und habe Tom meine Ideen, meine Vorschläge präsentiert und aufgezeigt, wo wir uns verbessern müssen. Wir waren uns ziemlich schnell einig, haben dieselbe Sprache gesprochen. Auch in puncto Spielsystem und Philosophie haben wir sofort einen gemeinsamen Nenner gefunden. Ich hab das sehr gerne gemacht, es hat mir sehr viel Spaß gemacht, zusammen mit Tom die Mannschaft zu formen. Wir sind auch sehr stolz auf den Kader, denn ich glaube, wir haben genau das erreicht, was wir wollten.