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LAOLA1 analysiert die CHL-Auftritte der EBEL-Klubs

LAOLA1 analysiert die CHL-Auftritte der EBEL-Klubs

Der Sommer geht dem Ende zu, die Pre-Season für die EBEL-Teams dauert noch eine Woche. Vor allem die intensiven CHL-Spiele geben einen guten Einblick in das Leistungsvermögen der Teams.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat die Black Wings Linz, die Vienna Capitals und den KAC bei ihren jeweiligen 2:3-Niederlagen in ihren Hallen besucht.

Das sind seine Eindrücke:

 

Black Wings Linz – TPS Turku 2:3 n.V.

Es war sicher das intensivste Spiel der drei, nach einer bis jetzt durchwachsenen Pre-Season konnten die Linzer über 60 Minuten mit den Gästen mithalten. Allerdings: Sieben Sekunden nach dem Führungstreffer die Mitte des Eises aufzumachen (Petteri Nummelin findet solche Lücken aufgrund seiner Klasse) und ein Breakaway-Tor zu kassieren, darf auf diesem Niveau nicht passieren.

Positiv aufgefallen ist die vierte Linie der Linzer: Kevin Moderer, Philipp Lukas und Marius Göhringer präsentierten sich als kompakte und für den Gegner unangenehme Einheit und kamen daher unter anderem auch in der vorletzten Minute eines engen Spiels zum Einsatz.

Zu den Linzer Neuen: Brett McLean präsentierte sich als immens smarter Spieler, dessen Positionsspiel vorbildlich ist. Dan DaSilva ist wie in Augsburg ein kraftvoller Spieler, der seine Stärken in den Ecken und ums Tor herum hat. Sein Eislaufstil ist allerdings nichts für Ästheten. Olivier Latendresse hat natürlich weiterhin wunderbare Hände im Verkehr, auf diesem Niveau bereitet ihm das Tempo aber Probleme. Bei Brett Palin - einem Shotblocker und Charakterspieler vor dem Herren – könnten auch in unserer Liga schnelle und wendige Angreifer seinen Mangel an Mobilität ausnutzen. Er könnte eher ein Mann für die raue Gangart in den Playoffs werden.

Michael Ouzas, zuvor nicht gerade in Höchstform, war gegen Turku ein starker Rückhalt. Das muss er auch in der EBEL sein, damit es wie in den letzten Jahren für einen Top-4-Platz reicht.

Vienna Capitals – Krefeld Pinguine 2:3 n.P.

Ein intensives Spiel, das auch von einigen Fehlern lebte. Die Caps ließen jeweils in den Schlussminuten des zweiten und dritten Drittels einen Gegentreffer zu. Das ist zwar ärgerlich, sollte die Gesamtbetrachtung des Spiels aber nicht sonderlich beeinflussen. Ein Sieg in Krefeld nach 60 Minuten, der für den Aufstieg notwendig wäre, würde nicht überraschen.

Wer sich die Frage stellt, warum Österreich bei jeder A-WM absteigt und Deutschland trotz oft mangelhafter Leistung (wie in Prag) drinnen bleibt, dem sei die Beobachtung eines Spielers wie Daniel Pietta empfohlen. Trotz neun Ausländern in der Mannschaft ist er der unumstrittene Capo im Team. Ob Powerplay, Unterzahl oder letzte Minute – der bis 2025 (!) unter Vertrag stehende Krefelder steht immer seinen Mann. Es ist kein Zufall, dass gerade ihm der Ausgleich gelang. Einen verlässlichen Zwei-Weg-Mittelstürmer wie ihn – im DEB-Team ist er keineswegs der Topliniencenter –  kann das ÖEHV-Team aus der EBEL nicht schöpfen.

Trotz des professionellen CHL-Charakters sind einige Akteure noch nicht auf Touren: Die beiden Headschiedsrichter, Shane Warshaw und Jacob Grumsen, vergatterten die beiden Goalies vor dem Shoot-Out nochmals zum Seitenwechsel. Unsinn, denn der (neue) Wechsel vor der Overtime genügt. Dass die Caps vor dem Penaltyschießen auf eine Trockeneisreinigung vergaßen, hätte den beiden auch auffallen können.

Von den acht neuen Caps-Legionären bisher stark: Goalie Nathan Lawson (schneidet die Winkel gut ab) und Center Matt „Diesel“ Dzieduszycki (sehr guter Motor und ein physischer Faktor). Derzeit am anderen Ende des Spektrums: Kurtis McLean (träge und mit einer hohen Fehlpassquote) und Simon Gamache (nach Puckverlusten mit einem Mangel an „Secondary Effort“).

KAC – HC Kosice 2:3

Selbstverstümmelung a la KAC: Die Klagenfurter dominierten das letzte Drittel, schafften es aber drei Minuten vor Schluss, in einer Aktion gleich sechs Strafminuten auszufassen. Patrick Harand (Doppelstrafe) und Kevin Kapstad gruben den Kärntnern ein Loch, aus dem sie nicht mehr herauskamen. Das 5-3-Überzahlspiel ließen sich die Slowaken natürlich nicht entgehen.

Apropos Kapstad: Der spektakuläre US-Amerikaner nahm viele Risiken, wurde aber auch mit einem Treffer belohnt, als er nach einem Koch-Pass zum Tor fuhr. Verteidigerkollege Mark Popovic dagegen präsentierte sich als ruhender Pol mit einer gegen Null tendierenden Fehlerquote. Derzeit noch ohne Impact: Jonas Nordqvist. Seine Beinarbeit ist wie aus Schweden bekannt seine große Schwäche.

Ein Bonusspieler für den KAC: Verteidiger Steven Strong (Sohn von VSV-Legende Ken Strong) präsentierte sich als absolut EBEL-tauglicher Verteidiger. Gut auf den Beinen, beweglich, hält das Spiel einfach, schaltet sich aber ab und an auch in die Offensive ein. Körperlich eher ein drahtiger Typ, sicher kein Haudrauf, aber das ist in unserer Liga ohnehin ein Vorteil. Ein oder zwei kleinere Fehler im zweiten Drittel waren eher langen Shifts geschuldet, insgesamt sollte Strong aber einen Platz unter den Top-6-Verteidigern erobern.

Oliver Setzingers Ausgleichstreffer nach einem Monumental-Fehlpass der Slowaken beweist, dass er seinen harten und genauen Schuss viel öfter als Waffe benutzen und den Pass nicht immer als erste Option ins Auge fassen sollte. Doch der Wiener wird wahrscheinlich nach einer kompletten Vorbereitung heuer vom ersten Spieltag an ein Bringer für den KAC sein.

Es sind Gegentore wie das erste, die KAC-Goalie Pekka Tuokkola zu einem großen Fragezeichen machen: Jenciks One-Timer kam zwar schnell, doch andere Goalies lesen eine derartige Aktion wesentlich besser und sind „square to the shooter“, der Abpraller kommt dadurch in eine andere Richtung. Und sie schlittern vor allem nicht seitwärts neben das Tor und lassen den Kasten völlig unbedeckt.

Die Tatsache, dass Tuokkola kein „Lights-out-Goalie“ ist (und auch keiner mehr werden wird) und dadurch die durchaus gute KAC-Defensive nicht auf eine höhere Stufe heben kann, ist auch der Grund dafür, dass ein zusätzlicher Legionär über kurz oder lang noch kommen wird. Profil: Offensive und Abschlussspieler, um den Term „Sniper“ nicht übermäßig zu strapazieren. Dass Coach Doug Mason lediglich elf Stürmer auflaufen ließ, beweist, dass auch er das so sieht. Rückkehrer Stefan Geier würde zwar ins Lineup rücken, wird aber enge Spiele – und derer wird es für den KAC viele geben – auch nicht entscheiden.