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Die stärkste Liga der Welt als Sackgasse

Die stärkste Liga der Welt als Sackgasse

Ein Auslandstransfer bedeutet ein Stück weit auch immer Abenteuer.

Andere Kultur, oftmals andere Sprache, anderes Spielnvieau. Dazu kommt das Risiko, ob man sich in einer neuen Liga durchsetzt.

Marcus Guttmann ging dieses Risiko ein. Das Ziel des jungen Amstettners war mit der italienischen Serie A, die als stärkste Volleyball-Liga der Welt gilt, hoch gesetzt. Dementsprechend war die Freude des 21-Jährigen gesteckt, als er Anfang der Saison bei Altotevere San Giustino anheuerte. Sich im Training beweisen und dadurch einen neuen Level erreichen, nahm er sich vor.

Doch der Plan schlug fehl. „So habe ich mir das nicht vorgestellt“, gesteht er nun im Gespräch mit LAOLA1. Aus seinen Worten sprechen Frust und eine verloren gegangene Perspektive.

Der Reihe nach

Dabei sah vor ein paar Monaten alles noch ganz anders aus. Guttmann hatte sich in der Kleinstadt im Umkreis von Perugia und im Teamgefüge des Erstligisten schnell eingelebt. Dass er in die große Serie A nicht als Stammspieler geholt wurde, war ihm freilich klar. Das machte nichts, denn das Projekt „erste Auslandsstation“ lief für den ÖVV-Nationalspieler gut an.

„Kein anderer Österreicher hat bisher auf einem so hohen Niveau trainiert, wie Marcus dort“, schildert Teamchef Michael Warm, der seinem Schützling im 12.000-Einwohner-Städtchen einen Besuch abstattete.

Auf dem Parkett tauchte Guttmann insgesamt zwölf Mal auf, wobei sich die Einsatzzeiten in freilich überschaubaren Sphären bewegten. Das machte nichts, denn der 2,04-m-Riese hatte damit gerechnet.

Gift für die Entwicklung

Doch seit Ende November ist alles anders. Der Klub, der nach 15 von insgesamt 22 Runden unter zwölf Teams auf dem zehnten Platz liegt (aktuell auf Kurs Qualifikationsspiele), verpflichtete mit Goran Maric einen weiteren Spieler auf der Position des Außenangreifers, der Position von Guttmann. Nun verfügt der Verein über fünf Außenangreifer, wobei ein Volleyball-Team im Normalfall mit deren vier das Auslangen findet. Selbiges gilt leider auch für San Giustino.

Seither ist Guttmann vollkommen außen vor. Und zwar im Spiel (zumeist nur noch auf der Tribüne) und im Training. Vor allem Letzteres schmerzt gewaltig. „Wir sind 14 Leute, das heißt bei Komplex-Übungen müssen immer zwei draußen stehen. Einer davon bin meistens ich“, schwingt der Frust in seinen Worten mit.

Und selbst wenn er bei den Übungsspielchen mal mit dabei ist, bevorzugt Chefcoach Marco Fenoglio einen sehr eigenwilligen Trainingsstil. „Die Grund-Sechs-Mannschaft macht nur Side-Out. Das heißt, dass das B-Team nur serviert und blockt.“

Für die Entwicklung eines jungen Spielers ist das Gift. „Vor drei Wochen habe ich das letzte Mal Annahme trainiert“, schüttelt er den Kopf. „Ich weiß nicht, ob das der italienische Stil ist, aber ich als unfertiger Spieler brauche mehr einen Trainer wie Michael Warm, der mir Feedback gibt. Das gibt es hier nicht. Hier geht es nur um Quantität, Quantität, Quantität.“

Extra-Schichten kaum möglich

Den Willen, die persönliche Entwicklung auf eigene Faust voranzutreiben, kann man Guttmann nicht absprechen. „Ich habe den Trainer darum gebeten, dass wir Extra-Training machen. Das gibt es aber nicht. Oftmals kann ich auch keines machen, weil wir nach drei Stunden Training die Halle nicht noch länger bekommen.“

Generell sei das Verhältnis zu Fenoglio nicht allzu einfach. Von ihm macht Guttmann auch eine mögliche Verlängerung seines bis zum Saisonende laufenden Vertrages in San Giustino abhängig. „Wenn der Trainer wechselt, würde ich schon gerne bleiben.“

Eine Rückkehr nach Österreich will Guttmann nach Möglichkeit vermeiden. Viel lieber möchte er seinen Weg im Ausland fortsetzen. Seine langfristigen Ziele? „Schwer zu sagen…einmal einen Verein finden, bei dem ich wieder spiele.“

Reinhold Pühringer