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"Zass genießt bereits großes Ansehen"

Auf Tour durch Europa.

Volleyball-Teamchef Michael Warm reiste zuletzt nach Deutschland, um dort Nationalspieler Thomas Zass, der im Sommer zu Top-Klub VfB Friedrichshafen gewechselt ist, auf die Beine und Hände zu schauen.

Im Interview erklärt der gebürtige Deutsche, welche Stellung sich der Brixenthaler im Star-Ensemble vom Bodensee mittlerweile erarbeitet hat:

Frage: Nach den vier Tagen in Italien waren Sie nun auf "Heimatbesuch" in Deutschland. Welche Eindrücke nehmen Sie aus Friedrichshafen nach Österreich mit?

Michael Warm: Es war der zweite internationale Ausflug gemeinsam mit Matthias Kienbauer. Wir wollten einerseits das Umfeld in Friedrichshafen ansehen und Thomas Zass in seinem neuen Team erleben. Andererseits war das Match gegen Innsbruck natürlich ebenfalls hoch interessant. Nach insgesamt drei Tagen in Deutschland kommen wir eigentlich mit ausschließlich positiven Eindrücken zurück. Sowohl von Zass als auch vom Spiel.

Frage: Beginnen wir mit Thomas Zass. Ist er schon ein echter "Häfler"?

Warm: Alles was ich gesehen und gehört habe, deutet darauf hin. Egal ob im Training oder in der Geschäftsstelle. Zass genießt bereits großes Ansehen und kommt mit seinem "Schmäh" natürlich auch sonst überall gut an. Auch privat fühlt er sich total wohl. Besonders nachdem er mit seiner Freundin nun in einer schönen Wohnung lebt. Die Bedingungen in Friedrichshafen sind letztendlich traumhaft.

Frage: Können Sie ein paar Eckpunkte schildern?

Warm: Es beginnt bei der Halle. Die ganze ZF-Arena steht 24 Stunden täglich zur Verfügung und bietet alle Möglichkeiten, die man sich nur wünschen kann. Vom Kraftraum bis hin zum VIP-Raum und zur Geschäftsstelle ist alles an einem Ort. Dazu kommen einerseits alle technischen Hilfsmittel, die man sich vorstellen kann. Anderseits sind sie auch personell top aufgestellt. Mit Ulf Quell und Aurel Vlaicu stehen zwei international renommierte Personen ständig als fixe Co-Trainer und zwei Physiotherapeuten zur Verfügung. Ich kenne viele Einrichtungen in Europa und ich würde behaupten, dass es vielleicht fünf Standorte gibt, die ähnlich gute Voraussetzungen aufweisen können.

Frage: Haben Sie auch etwas völlig Neuartiges entdeckt?

Warm: Sehr interessant finde ich die Idee, dass in der Halle auf der Tribüne eine große Videoleinwand aufgebaut ist. Die Spieler haben so jederzeit die Möglichkeit ihre Aktionen zeitversetzt noch einmal anzusehen. Man kennt das vom Fußball, wo die Kicker im Spiel nach Topchancen auf die Videowalls schauen und ihre Aktionen begutachten. Als fixe Einrichtung im Training habe ich es so im Volleyball noch nicht gesehen. Man kann die Spieler beobachten, wie sie immer wieder auf die Leinwand schielen, bevor sie weitermachen. Sie sind an dieses System bereits voll gewöhnt und nützen es!

Frage: Kommen wir noch einmal auf Thomas Zass zurück. Wie sehen Sie seine Rolle in der Mannschaft?

Warm: Seine Position hat sich nach der kurzfristigen Verpflichtung von Simeonov sicher ein wenig geändert. In der alten Konstellation hätte er vielleicht mehr Spielanteile als jetzt gehabt, dafür wäre allerdings eine unglaubliche Last auf seinen Schultern gelegen. Nun steht in erster Linie Simeonov im Rampenlicht und muss mit dem Druck umgehen. Damit man an Simeonov vorbeikommt, muss man schon konstant hervorragende Leistungen bringen, denn der hat nicht umsonst fast 20 Jahre in Italien gespielt. Ich denke, Zass nimmt das Duell auf, sieht aber in erster Linie die Möglichkeit von einem Topspieler zu lernen und sich konstant weiterzuentwickeln.

Frage: Derzeit mitunter auch als Außenangreifer...

Warm: Ich denke, das ist der beste Beweis dafür, dass Trainer Moculescu großes Vertrauen in Zass setzt. Im Spiel gegen Innsbruck bekam er leider kaum die Möglichkeit, sich in Szene zu setzen. Er sieht es jedenfalls als Riesenherausforderung und will die Chance nützen noch vielseitiger zu werden und an seinen vermeintlichen Schwächen in der Annahme zu arbeiten. Diese Einstellung gefällt mir ungemein und zeigt auch die Riesenentwicklung, die er in den vergangenen Jahren durchgemacht hat.

Frage: Nach der Niederlage von Friedrichshafen könnte man aus Ihrer Sicht leicht sagen "Des einen Leid, des anderen Freud!"

Warm:
Sicher hätte ich Zass gern länger und mit mehr Spielanteilen am Feld erlebt. Als Teamtrainer hat es mich aber für die Innsbrucker gefreut, dass sie die CEV Champions League mit einem Sieg beendet haben. Umso mehr, als dass bei ihnen vier Österreicher am Feld gestanden sind und super Leistungen gezeigt haben. So wie es sich in Innsbruck derzeit entwickelt, kann ich mir nur die Hände reiben und ihnen einen Kompliment aussprechen. Für das Nationalteam ist diese Situation in jedem Fall ideal.