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Der lange Weg zur Profi-Liga

Der lange Weg zur Profi-Liga

Knapp zwei Wochen nach dem Finale der EuroVolley in der Wiener Stadthalle geht es am Samstag mit Hausmannskost weiter.

Dann startet nämlich die Austrian Volley League der Männer (AVL) in die neue Saison.

„Wir wollen den Schwung der Europameisterschaft mitnehmen“, kündigt der für die Liga verantwortliche ÖVV-Vizepräsident Markus Gaugl an.

Nicht nur leere Worte, denn Österreichs höchste Spielklasse präsentiert sich rundum erneuert.

Die großen Drei mit an Bord

Markanteste Neuheit ist freilich das Mitwirken der heimischen Branchenleader Hypo Tirol, Aich/Dob und hotVolleys im AVL-Grunddurchgang. In den vergangenen Jahren stieg das Trio, welches unter der Saison in der Mitteleuropa-Liga tätig war, stets erst im Playoff ein.

„Davon erhoffen wir uns eine Aufwertung der Liga, auch in Bezug auf das Medieninteresse“, freut sich Gaugl, der im Vorjahr gemeinsam mit den Klubs Ziele erstellte.

Der Hartberger Funktionär möchte die Liga stärken und schrittweise professionalisieren. „Wir wollen die vorgegebenen Parameter nach und nach erhöhen und dadurch strukturelle Veränderungen herbeiführen.“

Eine neun Meter große Hürde

Ein Kernproblem sind nach wie vor die zu niedrigen Hallen. Neun Meter lichte Höhe gelten laut europäischem Verband (CEV) als Grundvoraussetzung. Dass diese in Österreich nur in wenigen Hallen erfüllt wird, dessen ist sich auch der ÖVV bewusst und verteilt deshalb regelmäßig Ausnahmegenehmigungen. Damit soll aber spätestens ab 2013/14 Schluss sein.

„Mir ist klar, dass das einige Vereine nicht schaffen werden“, baut Gaugl bereits vor, „doch die müssen dann halt kreativ sein.“ Eine Möglichkeit sei beispielsweise die Übersiedlung in eine andere Stadt.

Ausnahmegenehmigungen sind unter gewissen Umständen aber erneut denkbar. „Besteht bereits eine fixe Zusage für eine neue Halle, muss man sich den jeweiligen Fall genauer anschauen und dann entscheiden.“

Benachteiligung des Sports

ÖVV-Teamchef Michael Warm liegt das Hallen-Problem ebenfalls schwer im Magen. „Es gibt in Österreich so gut wie keine Halle, in der Ballsport schön präsentiert werden kann“, findet der Deutsche harte Worte.

„Es scheint, als ob die Politik darauf aus ist, jeglichen Ballsport zu vermeiden“, appelliert er auch an Leidensgenossen wie die Basketballer, sich zur Wehr zu setzen.

Warm ortet eine Benachteiligung des Sports. „Anderswo wird sehr viel in die Infrastruktur investiert. Solange aber Ballsport nicht so präsentiert wird, dass der Besucher im Anschluss nicht gleich eine Behandlung von einem Physiotherapeuten braucht, weil er auf einer Treppe oder sonst wo sitzen musste, dürfen wir uns nicht zufrieden geben.“

Gesehen beim großen Bruder

Die Verbesserung der Infrastruktur wäre demnach DER entscheidende Schritt auf dem Weg zu einer Professionalisierung, bei der sich Gaugl und Co. Anleihe aus Deutschland nehmen wollen.

„Wir können uns viel von dort abschauen, nur müssen wir das mit unserer Identität verbinden“, meint Gaugl. Langfristig stuft er eine 12er-Liga als wirtschaftlich nicht lebensfähig ein. Zu klein sei Österreich. In absehbarer Zukunft sieht er fünf bis sechs Klubs auf einem guten Weg zum Profitum. Eine 8er-Liga sei demnach vorstellbar.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist die für 2012/13 geplante Einführung einer Zwischenrunde mit den sechs Top-Teams.

Mehr für Österreich

Warm zeigt sich indes sehr erfreut über die Positionierung der AVL. „Die Liga bietet den Jungen eine Möglichkeit sich zu entwickeln und die Älteren suchen den Weg ins Ausland. Die Klubs nehmen diese Rolle an“, stellt der Teamchef, der sich daraus einen größeren Pool an potenziellen Nationalspielern erwartet, zufrieden fest.

Ganz im Sinne Warms ist auch die Junioren-Nationalmannschaft, die heuer ebenfalls ins Liga-Geschehen eingreift. „Die Klubs sind zur Abstellung der Spieler verpflichtet. Allerdings haben wir darauf geachtet, dass sich die Termine nicht überschneiden“, so Gaugl.

„Vom 93er-Jahrgang erhoffe ich mir sehr viel, weil dieser international den Anschluss hält“, sagt Warm.

Aderlass bei hotVolleys

Mit der Entscheidung um die Meisterkrone werden die Junioren nichts zu tun haben. Favorit sind auf die Krone sind Hypo Tirol und Aich/Dob. Rätsel gibt hingegen der ehemalige Abonnement-Meister SG SVS hotVolleys auf.

Fest steht, dass die Wiener an der AVL teilnehmen werden. Nachdem Manger und ÖVV-Präsident Peter Kleinmann zuletzt aber öffentlich vermeldet hatte, dass der Profi-Betrieb aufgrund des Absprungs eines Sponsors eingestellt werden musste, ist allerdings fraglich, wie die Mannschaft aussehen wird.

Bereits vor der EM hatten Peter Wohlfahrtstätter (Antwerpen) und Philipp Kroiss (Amriswil) das Team verlassen. Nun kommen mit Michael Laimer (Enns) und Simon Frühbauer (Ziel noch unbekannt) zwei weitere Nationalspieler hinzu. Offen ist auch noch der Verbleib von Aufspieler Oliver Binder. Eine Entscheidung wird ab Montag erwartet, wenn Kleinmann aus Kanada zurückkehrt.

Auch wenn der Aderlass bei den hotVolleys groß ist, schätzt Gaugl den stärksten Klub der abgelaufenen Jahrzehnte als konkurrenzfähig genug ein: „Aufgrund der guten Nachwuchsarbeit denke ich, dass sie auch in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen werden.“

Reinhold Pühringer