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Mayr-Achleitner: "Konnte mir meine Träume erfüllen"

Mayr-Achleitner:

Beinahe still und heimlich ging vor ein paar Tagen die Karriere einer der erfolgreichsten österreichischen Tennis-Spielerinnen zu Ende.

Patricia Mayr-Achleitner verabschiedete sich mit einer Erstrunden-Niederlage in der Qualifikation für das Generali Ladies Linz von der großen Tennis-Welt.

„Es war ganz entspannt“, meinte die 29-jährige Tirolerin im Gespräch mit LAOLA1. „Nachdem ich eh schon in Bad Gastein meinen Rücktritt verkündet habe, hatte ich genug Zeit, mich damit abzufinden.“

"Es ging um die eigene Gesundheit"

Chronische Rücken-Schmerzen zwangen die ehemalige Nummer 70 der Welt zu dieser Entscheidung. „Traurig, aber irgendwann muss man ehrlich mit sich sein und es akzeptieren.“

„Schließlich geht es auch um die eigene Gesundheit – ich will einfach nur stehen können, ohne Schmerzen zu haben. Als ich viel trainiert habe, war es im Alltag auch nicht einfach“, erklärt Mayr-Achleitner ihr „Kreuz“ mit dem „Kreuz“.

Klar positive Bilanz

Trotz des bitteren Endes, überwiegt bei der Bilanz ihrer aktiven Karriere klar das Positive: „Es war eine schöne Zeit, die aber auch teilweise sehr hart war.“

Besonders gerne erinnert sich Mayr-Achleitner an ihre ersten Jahre auf der Tour.

„Das war sehr aufregend. Da habe ich mir regelmäßig meine Träume erfüllen können. Der erstmalige Einzug in die Top 100, mein erstes Grand-Slam-Turnier, mein Fed-Cup-Debüt und natürlich das Finale 2011 in Bad Gastein. Solche Momente bleiben dir immer in Erinnerung.“

Finanziell gut abgesichert

Die Tirolerin blickt aber auch positiv in die Zukunft. Finanziell ist sie nicht nur dank einer knappen Million Dollar Karriere-Preisgeld abgesichert. Durch den Start in Linz konnte sie auch noch ihre WTA-Pension ein bisschen aufstocken, da es ihr zwölftes WTA-Turnier in dieser Saison war.

Diese Pension erhält jede Spielerin ab dem 50. Lebensjahr ausbezahlt, die in mindestens fünf Jahren jeweils zumindest zwölf WTA-Turniere bestreitet. Bei zwölf Turnieren werden etwa 15.000 Dollar in diesen Pensions-Fond einbezahlt, beim Maximum von 18 Turnieren sind es ungefähr 28.000 Dollar.

 

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Posted by Patricia Mayr-Achleitner on Samstag, 10. Oktober 2015

 

Insgesamt brachte es Mayr-Achleitner sogar auf sieben Beitrags-Jahre. Die Höhe der wirklichen Auszahlung hängt dann dementsprechend von der Fondsentwicklung ab.

„Das ist eine gute Sache. Eine Serena Williams bekommt nicht mehr rein, als jemand der um die Top 100 steht“, erklärt die Tirolerin diese Einrichtung. „Das haben sie machen müssen, weil es in einigen Ländern nicht einmal eine Pension gibt und viele Spielerinnen nach dem Karriereende vor dem Nichts standen.“

Eröffnung einer Tennis-Akademie geplant

Ausgesorgt hat Mayr-Achleitner damit freilich nicht. Nicht nur deshalb ist sie derzeit sehr aktiv bei der beruflichen Umorientierung. Gemeinsam mit ihrem Mann Michael will sie sich den Traum einer Tennis-Akademie in Tirol erfüllen. Derzeit befinden sich die beiden in Gesprächen mit verschiedenen Klubs.

Ein Fernziel sei auch der Job des Fed-Cup-Kapitäns. „Ich habe immer gern gespielt und war auch recht erfolgreich. Momentan bin ich aber wohl noch zu jung. Aber irgendwann kann ich mir das schon einmal vorstellen.“

"Talente haben es heute schwerer"

Dann hat sie als ÖTV-Kapitän auch hoffentlich wieder eine größere Auswahl bei der Team-Nominierung. Derzeit befindet sich nämlich keine einzige heimische Dame in den Top 200.

Mayr-Achleitner sieht zwar einige Talente nachkommen, diese hätten es heutzutage aber deutlich schwieriger, in die Top 100 zu kommen. „Das Tennis ist schneller und härter geworden. Viele Turniere sind zudem von Europa nach Asien gewandert“, versteht sie die Schwierigkeiten der aktuellen Generation.

Die einzige Möglichkeit, es wirklich zu schaffen, sei, alles dem Sport unterzuordnen. „Man muss Tennis leben, das ist für manche sicherlich schwierig. In meinem Fall hat das gut geklappt, weil ich alles mit meinem Mann machen konnte“, so Mayr-Achleitner, die vor allem die mentale Komponente als entscheidend ansieht.

„Man muss nicht immer das größte Talent sein. Wenn man viel Selbstvertrauen hat, ist viel drin.“

Christian Frühwald