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Wimbledon 2012: Aufreger und Besonderheiten

Wimbledon 2012: Aufreger und Besonderheiten

Wimbledon 2012 ist Geschichte.

Das größte Rasen-Turnier der Welt bot in diesem Jahr ungewohnt viele Überraschungen, auch wenn sich in den Einzel-Bewerben zwei Wimbledon-Spezialisten durchsetzten.

LAOLA1 blickt zurück auf die Aufreger und Besonderheiten der vergangenen zwei Wochen:

Überraschung Nummer eins: Rafael Nadal scheitert in Runde zwei

Zum ersten Mal seit 2005 scheitert Rafael Nadal, die bisherige Nummer zwei der Welt, in der zweiten Runde eines Grand-Slam-Turniers. Auch damals kam er als French-Open-Sieger nach London, um nach zwei Spielen wieder nach Hause zu fahren. Gegner damals war der Luxemburger Gilles Muller, dessen bestes ATP-Ranking bis dato der 42. Platz ist. Heuer scheiterte der Spanier nach fünf Grand-Slam-Finalteilnahmen in Folge am Tschechen Lukas Rosol, der aktuellen Nummer 100 der Weltrangliste. Rosols „Siegeslauf“ nahm jedoch schon in der dritten Runde ein Ende.

Überraschung Nummer zwei: Julian Knowle schlägt Nummer eins

Max Mirnyi und Daniel Nestor sind neben den Bryan-Brothers das beste Herren-Doppel auf der Tour. Immerhin holte Nestor bisher acht Grand-Slam-Doppel-Titel, Mirnyi hält bei sechs. Darum war das weißrussisch-kanadische Doppel auch an eins gesetzt. Umso überraschender kam das Aus der beiden in Runde zwei. Ohne ein einziges Break zu machen, verloren die Weltranglisten-Ersten gegen das ungesetzte österreichisch-italienische Doppel Julian Knowle/Daniele Bracciali mit 4:6, 4:6 und 4:6.

Überraschung Nummer drei: Maria Sharapova scheidet im Achtelfinale aus

French-Open-Siegerin Maria Sharapova wurde nach ihrem Titelgewinn in Roland Garros zur Wimbledon-Favoritin gekürt, blieb gegen die Deutsche Sabine Lisicki jedoch frühzeitig hängen. Im Achtelfinale setzte sich Lisicki klar mit 6:4 und 6:3 durch. Damit verliert Sharapova Platz eins im WTA-Ranking.

Überraschung Nummer vier: Siegeszug von Tamira Paszek

Dreizehn Niederlagen und zwei Siege waren die Bilanz von Tamira Paszek, bevor sie zu ihrem dritten Rasen-Turnier in dieser Saison nach Eastbourne reiste. Dort besserte die 21-Jährige ihre Bilanz allerdings kräftig auf und sicherte sich ihren dritten WTA-Titel. In Wimbledon setzte sie ihre Siegesserie fort und kam mit Siegen über Caroline Wozniacki (DEN/7), Alize Cornet (FRA), Yanina Wickmayer (BEL) und Roberta Vinci (ITA/21) wie im Vorjahr ins Viertelfinale. Paszek forderte die Nummer zwei der Welt, Victoria Azarenka, heraus. Österreichs Nummer eins kämpfte verbissen, verlor schlussendlich jedoch knapp mit 3:6, 6:7. Überraschend waren für viele auch Paszeks Doppel-Auftritte. Vor Wimbledon standen auf Tour-Ebene zwei Siege und 25 Niederlagen zu Buche. Gemeinsam mit der US-Amerikanerin Christina McHale zog sie allerdings in die zweite Runde des Damenbewerbs ein. Auch im Mixed gelang ihr ein Auftaktsieg. Mit ihrem Vorarlberger Landsmann Julian Knowle scheiterte sie erst in Runde drei, die zweite Runde konnten die beiden jedoch überspringen, da das gegnerische Doppel schon vor dem Spiel w.o. gab.

Aufreger Nummer eins: „Wächter“ Rufus wurde entführt

Um Taubenkot und Vogelnestern auf dem Gelände vorzubeugen, wacht „Rufus“ über Wimbledon. Rufus ist ein Wüstenbussard, der in rund 200 Metern Höhe seine Kreise über den Tennisanlagen zieht und damit die Ansiedelung von Tauben verhindert, da diese aus Angst fern bleiben. Der vierjährige Bussard wurde in der ersten Turnierwoche samt Käfig aus einem Auto gestohlen. Die Aufregung war groß, die Erleichterung ebenso, als Rufus wieder auftauchte. Nach drei Tagen Abwesenheit wurde der Raubvogel in einer Tierklinik abgegeben. „Wir sind begeistert und überwältigt von allen lieben Nachrichten, die wir bekommen haben“, bedankt sich Besitzerin Imogen Davis.

Aufreger Nummer zwei: Federer braucht Medical Timeout

Wimbledon-Spezialist Roger Federer versetzte seinen Fans im Achtelfinale einen Schock. Gegen den Belgier Xavier Malisse musste der Schweizer nach 24 Minuten ein „Medical Timeout“ nehmen, da er plötzlich starke Rückenschmerzen hatte. Nach einer Behandlungspause kam die Nummer drei der Welt wieder zurück auf den Court und besiegte Malisse in vier Sätzen. Danach meinte er: "Ich hatte wirklich Angst. Es wurde im Verlauf der Begegnung besser, aber ich dachte, ich sei in großen Schwierigkeiten!" In seinen 14 Jahren als Profi hatte Federer bisher kaum Verletzungsprobleme.

Aufreger Nummer drei: Mardy Fish schießt Linienrichterin ab

Für den US-Amerikaner Mardy Fish (10) ging das Turnier im Achtelfinale gegen Jo-Wilfried Tsonga zu Ende. Bevor der 30-Jährige seine Taschen packte, sorgte er aber noch für ein Highlight: Im Duell mit dem Franzosen schoss er einer Linienrichterin ins Auge. Kurz nachdem die Frau den Schlag „out“ gab, springt ihr der Ball ins Gesicht. Sie musste daraufhin ersetzt werden, da ihre Sehleistung beeinträchtig war. Im Internet ist das Video ein Renner.

Aufreger Nummer vier: Tsonga geht in die Knie

Im Semifinale stellte Andy Murray seine Treffsicherheit unter Beweis und traf bei einem Netzangriff sein weit im Feld stehendes Gegenüber Jo-Wilfried Tsonga mit voller Wucht zwischen den Beinen. Der Franzose wankte einige Schritte und ging dann in die Knie. Nach einer kurzen Pause servierte Tsonga weiter und gewann den Satz. Er erntete viel Applaus, musste sich am Ende aber doch dem britischen Lokalmatador geschlagen geben.

Fact Nummer eins: Die Deutschen erobern das Viertelfinale

Ähnlich überrascht wie Österreich über die Leistungen von Tamira Paszek, zeigte sich Deutschland über seine Einzelspieler. Mit Florian Mayer und Philipp Kohlschreiber bei den Herren und Sabine Lisicki und Angelique Kerber bei den Damen standen vier deutsche Spieler in den Viertelfinalen von Wimbledon. Mehr, als in den letzten drei Jahren zusammen. Kerber schaffte es sogar bis ins Semifinale, musste sich dort allerdings Agnieszka Radwanska geschlagen geben. Die Herren scheiterten im Viertelfinale.

Fact Nummer zwei: Briten holen Doppel-Sieg

Zum ersten Mal seit 1936 holt ein Brite den Titel im Herren-Doppel. Der in Liverpool geborene Jonathan Marray siegt mit seinem dänischen Partner Frederik Nielsen gegen Lindstedt/Tecau (SWE/ROU/5) in fünf Sätzen und setzt einer 76 Jahre andauernden Durststrecke ein Ende.

Fact Nummer drei: Finale ohne Top-Gesetzte

So attraktiv die Endspiele von Wimbledon auch gewesen sein mögen, zu erwarten waren diese Konstellationen nicht. Sowohl in den Einzel-, als auch in den Doppelbewerben schieden die Topgesetzten vorzeitig aus. Damit stand am „Heiligen Rasen“ keine Nummer eins und keine Nummer zwei der Welt im Finale, einzige Ausnahme war der Mixed-Bewerb.

Fact Nummer vier: Serena Williams holt das Double

Serena Williams gelingt das Kunststück, sowohl im Einzel, als auch im Doppel den Turniersieg zu feiern. Dies gelingt der 30-Jährigen allerdings schon zum dritten Mal nach 2002 und 2009. Ihre Schwester Venus, mit der sie im Doppel antrat, hält bei zwei Wimbledon-Doubles (2000, 2008).

Fact Nummer fünf: Verschiebungen an den Spitzen der Rankings

Sowohl bei den Damen, als auch bei den Herren, wechselt nach dem Grand-Slam in Wimbledon die Nummer eins der Weltrangliste. Maria Sharapova verabschiedete sich bereits im Achtelfinale und räumt ihre Position für Victoria Azarenka. Novak Djokovic musste sich im Halbfinale der ehemaligen und neuen Nummer eins Roger Federer geschlagen geben. Der Schweizer steht mit seinem siebenten Triumph auf dem „Heiligen Rasen“ erstmals seit Ende Mai 2010 wieder an der Spitze des ATP-Rankings. Er wird damit den Rekord als Spieler mit den meisten Wochen auf Platz eins übernehmen. Bisheriger Rekordhalter ist Pete Sampras mit 286 Wochen, Federer hält bis dato bei 285.

Rainer Liebich