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Djokovic: "Trainer versucht nur, mich zu ermutigen"

Djokovic:

Den Stein brachte Boris Becker zu Jahresbeginn ins Rollen.

Im Jänner erklärte der Coach von Novak Djokovic, dass er oft versuche, mit seinem Schützling mit Handsignalen zu kommunizieren.

Der Deutsche handelte sich damit einige Kritik ein, schließlich herrscht auf der Herren-Tour ein striktes Coaching-Verbot während der Partien.

Nur ein Kavaliersdelikt?

Becker verteidigte sich, dass er in dem Glauben gewesen sei, dass dies nur ein Kavaliersdelikt sei, da auf der Tour sowieso jeder Trainer sein Möglichstes versuche, um mit seinem Schützling auf dem Court in Kontakt zu treten.

So verriet der dreifache Wimbledon-Sieger auch, dass er für Djokovic bestimmte Informationen an serbische Landsleute innerhalb des Teams weitergab, die diese dann in dessen Muttersprache auf den Platz riefen.

„Wir haben unsere Wege, ihm etwas mitzuteilen. Der Rest liegt an ihm“, so Becker damals.

Djokovic verteidigt sich

In Wimbledon wurde der Weltranglisten-Erste erneut auf diese Thematik angesprochen und er versuchte, die von seinem Coach getätigten Aussagen etwas abzuschwächen.

„Ich glaube nicht, dass wir betrügen. Der Trainer versucht nur von der Tribüne aus, mich zu ermutigen und mir Vertrauen auszusprechen. Es ist eine Unterstützung – nicht mehr und nicht weniger. Er verrät mir ja nicht, in welche Ecke mein Gegner servieren wird“, verteidigte sich der 28-jährige Serbe.

Gang und gäbe auf der Damen-Tour

Djokovic regte allerdings an, es den Damen gleichzumachen. Auf der WTA-Tour ist On-Coaching seit dem Jahr 2008 erlaubt. Die Spielerinnen können sich nach einem Satz-Ende oder durch ein Timeout auf der Bank von ihren Trainern beraten lassen.

Eine Möglichkeit, die von vielen Damen oft wahrgenommen wird. Zudem sind die Gespräche ein netter Mehrwert für die TV-Zuschauer, da diese im Fernsehen zu hören sind.

Meist nur Verwarnungen

Für die ATP kam diese Regelung bislang nicht in Frage. Rigorose Strafen wurden allerdings auch nur selten ausgesprochen. So wurde Rafael Nadal 2010 in Wimbledon gegen Philipp Petzschner lediglich verwarnt, als er versuchte mit seinem Onkel Toni auf der Tribüne zu kommunizieren.

Dementsprechend kreativ wurden im Laufe der Zeit die Versuche der Betreuer, ihren Schützlingen Ratschläge zu erteilen. So gab auch Star-Coach Nick Bollettieri zu, seine Spieler mit Griffen auf die Sonnenbrille oder an die Nase Tipps zu geben.

Ist es ein Zeichen oder passt nur die Frisur nicht?

Auch in den Platz gerufene Code-Wörter werden gerne benutzt. „Jeder, der das abstreitet, soll einfach seine Augen aufmachen“, so Bollettieri damals.

"Es kommt von Fall zu Fall darauf an"

Djokovic schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir können nicht einfach so tun, als würde es solche Sachen nicht geben. Natürlich gibt es solche Situationen und nicht nur bei den Top-Spielern, sondern bei jedem.“

„In diesem Sport herrscht ein großer Wettbewerb und du bist auf dem Platz ganz alleine. Manchmal kommuniziert das Team nun einmal mit dem Spieler. Solange es nicht fortlaufend passiert, ist es für mich in Ordnung. Es kommt einfach von Fall zu Fall darauf an. Schlussendlich muss diese Entscheidung der Stuhl-Schiedsrichter treffen.“

Djokovic sauer über Unterstellungen

Djokovic reagierte in dieser Woche bereits etwas aggressiv, als ausgerechnet er immer wieder auf diese Thematik angesprochen wurde.

„Ich wurde bereits mehrfach mit dieser Frage konfrontiert und ich weiß wirklich nicht, was ich noch dazu sagen soll, was ich nicht schon getan habe. Wollt ihr mir und meinem Team vorwerfen, dass ich betrüge? Ich weiß nicht, was hinter dieser Aktion steckt.“

„Wenn ich oder mein Team Regeln gebrochen hätten, hätten wir ja eine Strafe bekommen, oder nicht? Dann hätte der Stuhl-Schiedsrichter eingreifen müssen“, nahm er die Unparteiischen in die Pflicht.

„Wenn ihr wollt, könnt ihr ja Boris befragen – wenn er noch etwas dazu sagen will. Ich werde jedenfalls nichts mehr dazu sagen“, verweist Djokovic weitere Fragen in diese Richtung an den Auslöser der Diskussion.

Becker hat seinem Schützling mit seinen Aussagen in jedem Fall einen Bärendienst erwiesen.

Christian Frühwald