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"Bum-bum-Bine" Lisicki fehlt nur noch ein Sieg

Nur noch ein Schritt fehlt Sensationsfrau Sabine Lisicki zum vollendeten Glück:

Denn dass die 23-jährige Deutsche Tennis lebt und liebt und gerade auf dem Rasen in Wimbledon immer wieder aufblüht, hat sie nun schon mehrmals bewiesen.

"Bum-bum-Bine", wie sie von deutschen Medien längst genannt wird, könnte mit einem Finalsieg am Samstag über die Französin Marion Bartoli erste deutsche Wimbledonsiegerin seit Steffi Graf 1996 werden.

Den bisher letzten Major-Damen-Titel hatte ebenfalls Graf 1999 in Paris gewonnen.

Graf freut sich für Lisicki

Eben diese Graf freut sich mit Lisicki mit. "Super Sabine!

Unglaublicher Kampf, toll wie Sabine Lisicki gegen Agnieszka Radwanska ihre Ruhe und Nerven behalten hat und selbst nach einem Rückstand von 0:3 im dritten Satz wieder zu ihrem Spiel gefunden hat", schrieb Graf auf Facebook.

Die mittlerweile 44-Jährige hatte Lisicki schon davor per SMS zu ihren bisherigen Erfolgen gratuliert.

"Ich bin überwältigt und einfach so glücklich. Es könnte nicht besser sein und es könnte auch kein besserer Ort sein, um mein erstes Grand-Slam-Finale zu spielen", meinte eine strahlende Lisicki nach ihrem knappen Sieg über Radwanska mit 9:7 im dritten Satz.

Lisicki-Hype

Lisicki war gerade einmal neun Jahre alt, als Steffi Graf als bisher letzte Deutsche das Endspiel der All England Tennis-Championships erreicht hatte. "Ich kann mich leider nicht daran erinnern. Aber sie hat mir vor dem Match Glück gewünscht und ich habe mit ganzem Herzen gekämpft."

Der Hype um den Lauf der blonden Frohnatur hat auch die ARD zu einem Vorstoß beim Pay-TV-Sender Sky veranlasst, da das Finale eben nur dort zu sehen ist. Sky hat das Angebot aber abgelehnt.

Lisicki erhält nicht nur in Deutschland, sondern auch in England in der Wimbledon-Berichterstattung sehr viel Aufmerksamkeit.

Sogar Andy Murray hat sie schon einige Male die Schlagzeilen geraubt. Neben dem bereits erwähnten Spitznamen erinnert man auch im zweiten, "Doris Becker", mehr an Boris Becker denn an Graf.

Bartoli noch ohne Satzverlust

Bartoli erhält da weit weniger Druck von außen und könnte davon profitieren. Die fünf Jahre ältere Französin, die im Ranking als 15. neun Positionen besser platziert ist als Lisicki, steht nicht zum ersten Mal im Wimbledon-Endspiel.

2007 war sie Venus Williams unterlegen. In diesem Jahr kam Bartoli mit der weit leichteren Auslosung als Lisicki und ohne Satzverlust ins Finale: Sloane Stephens (USA-17) und Kirsten Flipkens (BEL-20) im Viertel- und Semifinale waren die einzigen Gesetzten auf ihrem Weg.

Lisicki hingegen hat vor allem mit dem tollen Drei-Satz-Erfolg über Topfavoritin Serena Williams im Achtelfinale für viele die Favoritenrolle übernommen. Sie schaltete auch Samantha Stosur (AUS-14) und die als Nummer 4 gesetzte Polin Agnieszka Radwanska im Halbfinale aus.

Entschlossenheit und harte Arbeit

Im Vergleich zum Endspiel vor sechs Jahren gegen die damals klare Favoritin Venus Williams sieht sich Bartoli überall verbessert. "Ich denke, ich serviere besser, kann den Ball härter schlagen und bewege mich auch schneller", sagte Bartoli, die in einem Spiel gegen sich selbst von damals mit der heutigen Form einen klaren Sieg sehen würde.

Die Hobbymalerin, die sich zwischen den Punkten immer sehr charakteristisch bewegt, meint, sie verdient es, endlich wieder eine Chance auf einen Major-Titel zu bekommen. "Ich glaube an wahre Entschlossenheit und harte Arbeit. Ich dachte mir, dass das belohnt werden sollte. Offenbar ist das dieses Jahr so."

"Das ist unglaublich"

Doch auch Lisicki, die 2010 und auch 2012 von Verletzungen weit zurückgeworfen wurde, treibt der Traum vom Triumph voran.

"Es war immer ein Traum, hier auf dem Centre Court zu spielen und das Turnier zu gewinnen. Ich kann es nicht abwarten, am Samstag zu spielen", sagte Lisicki, die schon vor dem Turnier gesagt hatte, das alles möglich sei. "Und jetzt stehe ich zwei Wochen später im Finale. Das ist unglaublich."

Hermann Maier als Inspiration

In der Zeit, als sie verletzt ihrer Lieblingsbeschäftigung dem Tennis nicht nachgehen konnte, haben sie Biografien inspiriert, erzählt sie.

Wer das gewesen ist? "Hermann Maier. Ich habe sein Buch gelesen, als ich verletzt war. Er hat fast sein Bein verloren, ist zurückgekommen und in seinem Sport Weltmeister geworden. Das war eine unglaubliche Geschichte."

Eine unglaubliche Story wäre für sie wohl auch der Titelgewinn, denn schon zum Realisieren des Finaleinzugs braucht sie noch Zeit. Sollte Lisicki im fünften Duell mit Bartoli zum vierten Mal gewinnen, verpasst sie als Elfte die Top Ten (noch) knapp. "Seit ich ein kleines Mädchen war, träume ich davon, Wimbledon zu gewinnen", sagte Lisicki.