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"Bum Bum Bine" will die Deutschen erlösen

14 Jahre ist es mittlerweile her, dass die einstige Tennis-Nation Deutschland einen Grand-Slam-Sieg feiern durfte.

Steffi Graf triumphierte 1999 auf der roten Asche in Paris und fuhr damit ihren 22. und zugleich letzten Erfolg bei einem Major-Event ein.

Mit Sabine Lisicki schickt sich nun jemand an, der nur allzu gern in die Fußstapfen der inzwischen 44-jährigen Graf treten würde.

Die deutschen Medien schwärmen in den höchsten Tönen von der 23-Jährigen, die mit der US-Amerikanerin Serena Williams die Topfavoritin aus dem Bewerb kegelte.

Für „Bum Bum Bine“, wie sie der deutsche Boulevard nennt, möglicherweise ein Schlüsselsieg auf dem Weg zum längst erwarteten großen Durchbruch.

Lieblingsturnier Wimbledon

Schon zu Kinderzeiten galt die aus Nordrhein-Westfalen stammende Lisicki als Ausnahmetalent. 2008 sorgte sie erstmals bei den Profis für Furore, als sie bei den Australian Open mit nur 18 Jahren in den Hauptbewerb einzog und in diesem die Russin Dinara Safina eliminierte.

 Im Folgejahr sollte sie auch bei ihrem Lieblingsturnier, jenem auf dem „Heiligen Rasen“ von Wimbledon, aufzeigen. Die Deutsche stürmte bis ins Viertelfinale, ehe sie – nach einem weiteren Duell mit Safina – die Segel streichen musste.

Ihre Liebe zum bedeutendsten Rasen-Turnier der Welt war jedoch entfacht. Daran ändert auch eine Gras-Allergie nichts, die Lisicki mithilfe von Medikamenten gut in den Griff bekam.

Von einer Verletzung gestoppt

Bevor die 23-Jährige nun endgültig zur mitbestimmenden Figur auf der WTA-Tour avancieren konnte, schlug ihr der Verletzungsteufel ein Schnippchen.

Eine schwere Knöchelverletzung zwang den Blondschopf Ende 2009 zu einer Operation. Tage, Wochen, Monate vergingen, ehe sie wieder in der Lage war, auf den Platz zurückzukehren. Als dann auch noch ihre Großmutter im September 2010 aus dem Leben schied, war sie endgültig am Boden.

„Es war nicht immer leicht, sich zurückzukämpfen. Ich war aber immer fest entschlossen, dass ich es schaffe“, spricht sie über eine der härtesten Phasen ihrer Karriere.

Der nächste Rückschlag

2011 kam Lisicki zurück – doch erneut klebte ihr das Pech an den Füßen. Bei den French Open war sie drauf und dran, Mitfavoritin Vera Zvonareva nach Hause zu schicken, als sie von heftigen Beinkrämpfen geplagt wurde.

Mit Tränen in den Augen und auf einer Trage liegend wurde Lisicki abtransportiert. Untersuchungen ergaben, dass sie an einer Gluten-Allergie litt. Sie musste ihre Ernährung komplett umstellen, um sich darauf einzustellen.

„Das hat eine Weile gedauert“, so die aktuelle Nummer 23 der WTA-Weltrangliste. Inzwischen hat sie sich darauf eingestellt und sieht keinen Nachteil darin. Im Gegenteil: Lisicki agiert in der Form ihres Lebens und ist drauf und dran, sich einen Lebenstraum zu erfüllen.

Service wie Boris Becker

„Das war definitiv der größte Erfolg meiner Karriere“, jubelte sie nach dem Dreisatz-Erfolg gegen Serena Williams. Schon als Kind habe die Deutsche immer davon geträumt, „den Wimbledon-Titel zu holen“.

Im Halbfinale trifft sie auf die Polin Agnieszka Radwanska, ihres Zeichens die Nummer vier der Setzliste. Packt Lisicki ihr bestes Tennis aus, muss sie sich vor keiner Spielerin der Welt verstecken.

Vor allem das Hammer-Service, das ihr den Spitznamen „Doris Becker“ einbrachte, bereitet jeder Gegnerin große Probleme. Diese Waffe, ihre soliden Grundschläge und das große Kämpferherz ließen sie in die Vorschlussrunde einziehen.

Doch ihr Weg soll weitergehen. Lisicki will ihre Karriere krönen und der einstigen Tennis-Hochburg Deutschland endlich wieder zu Grand-Slam-Ehren verhelfen.

 

Christoph Nister