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Wimbledon: Die Top 3 und dann lange nichts

Wimbledon: Die Top 3 und dann lange nichts

In wenigen Tagen schaut wieder alles auf den „Heiligen Rasen“.

Während sich die Fußball-EM langsam, aber doch dem Ende zuneigt, regiert in den kommenden zwei Wochen der Tennis-Sport auf dem satten Grün in Wimbledon.

Bei den jährlich ausgetragenen „Lawn Tennis Championships“ kommen rund um den Center Court die Jäger der gelben Filzkugel voll auf ihre Kosten.

Zeit, den Favoritenkreis für das dritte Grand-Slam-Turnier des Jahres einzudämmen. Wer hat die besten Chancen, wer kann überraschen und wie steht es um die österreichischen Vertreter?

LAOLA1 wagt gemeinsam mit Ex-Profi Alexander Antonitsch, der 1990 das Achtelfinale im Londoner Vorort erreichte, einen Ausblick.

Top 3 stehen über allen anderen

„Die Top 3 muss man sowieso überall hoch einschätzen. Dass es bei einem Grand-Slam einen wirklich überraschenden Sieger gibt, traue ich niemandem zu, weil Djokovic, Nadal und Federer einfach zu stark sind“, geht Antonitsch von keinem unvorhergesehenen Turnierverlauf aus.

Trotz allem werden in Wimbledon die Karten wieder neu gemischt. Auch was den Kampf um die Nummer eins betrifft.

Sowohl Rafael Nadal als auch Roger Federer könnten Novak Djokovic unter bestimmten Konstellationen die Vormachtstellung im Tennis-Zirkus entreißen.

Dringt der Serbe ins Endspiel vor, bleibt er weiterhin an der Spitze. Der Schweizer würde den Thron einnehmen, wenn er siegt und Djokovic nicht über das Semifinale hinauskommt. Nadal müsste das Turnier gewinnen, wenn Djokovic bereits im Viertelfinale scheitert.

DIE TOP 3:


ROGER FEDERER:

„Für mich ist Roger Federer immer der Favorit, auch in der momentanen Form. Er hat seine Saison auf Rasen ausgelegt – das heißt in dem Fall für Wimbledon und die Olympischen Spiele“, gibt Antonitsch seinen Siegertipp preis.

Die Nummer drei der Welt konnte in dieser Saison bereits vier Turniersiege in Madrid, Indian Wells, Dubai und Rotterdam verbuchen.

Nach dem letztjährigen Viertelfinal-Aus will sich der 30-jährige Basler in seinem „Wohnzimmer“, wo er schon sechs Mal – zuletzt 2009 – triumphierte, wieder von der besten Seite zeigen.

Beim ATP-Turnier in Halle machte er sich erstmals mit dem Rasenbelag vertraut, scheiterte aber im Finale überraschend an Tommy Haas.

Antonitsch sieht „King Roger“ aufgrund seiner Fokussierung auf Rasen im Vorteil.

„In dieser Hinsicht hat er Djokovic und Nadal auf alle Fälle etwas voraus.“ Gelingt „Fed-Ex“ tatsächlich noch einmal der Sprung an die Weltranglisten-Spitze, purzelt der Rekord von Pete Sampras.

Der US-Amerikaner hält mit 286 Wochen auf Position eins die Allzeit-Bestmarke, auf die Federer nur noch eine Woche fehlt.

„Wenn er auf Rasen besser spielt als letztes Jahr, traue ich Federer auf alle Fälle zu, dass er noch einmal Nummer eins wird. Dann hat er den Rekord“, so Antonitsch.

NOVAK DJOKOVIC:

Die aktuelle Nummer eins der Welt und der Dominator der vergangenen Saison ist trotz der Final-Niederlage gegen Nadal bei den French Open weiterhin auf Top-Niveau unterwegs.

Die Realität ist nach dem herausragenden Jahr jedoch hart, wie Antonitsch weiß: „Djokovic kann in diesem Jahr nur verlieren, aber dafür hat er schon wieder eine großartige Saison.“

Neben den Turniersiegen bei den Australian Open und in Miami scheiterte er in Paris, Rom und Monte Carlo erst jeweils im Endspiel. Bei Djokovic eine abfallende Form zu erkennen, findet das ehemalige ÖTV-Ass übertrieben.

„Er verliert im Finale der French Open und jeder sagt, er war nicht so gut wie letztes Jahr. Das hört man öfter.“

Nach Wimbledon kommt der 25-Jährige erstmals als Titelverteidiger. Die knappe Paris-Final-Niederlage gegen Nadal, dem er nach einer langen Siegesserie bereits in Rom und Monte Carlo unterlag, in Paris, wird ihn aber nicht aus dem Rhythmus bringen.

„Das wird ihm nicht anhaften. Mit ihm muss man immer und überall rechnen“, hat Antonitsch den Serben auch in Wimbledon auf der Rechnung.

RAFAEL NADAL:

Den Djokovic-Fluch abgelegt, meldete sich der Mallorquiner in dieser Saison mit Siegen in Paris, Rom, Barcelona und Monte Carlo eindrucksvoll zurück. Vor allem auf Sand war die Nummer zwei der Welt eine Klasse für sich.

Auch auf Rasen ist der Spanier keinesfalls zu unterschätzen, schließlich triumphierte er in London bereits 2010 und 2008. Trotzdem wird es für ihn kein Zuckerschlecken.

„Nadal und Co. müssen auch hoffen, dass sie relativ easy über die ersten Runden kommen. Da gibt es unangenehme Auslosungen. Vor allem auf Rasen ist es gegen vermeintliche Außenseiter unangenehm.“

Antonitsch spielt in dieser Hinsicht vor allem auf Aufschlag-Asse wie Ivo Karlovic, Milos Raonic oder John Isner an. „Aber auch Tommy Haas wird keiner gerne haben wollen.“

In Halle missglückte Nadals Generalprobe für Wimbledon mit dem Viertelfinal-Aus gegen Philipp Kohlschreiber. Trotzdem ist das Momentum nach dem siebenten French-Open-Triumph auf seiner Seite.

Antreiben wird den 26-Jährigen sicherlich die Aussicht, dem ewigen Kontrahenten Djokovic mit einem weiteren Turniersieg auf die Pelle zu rücken.

DIE HERAUSFORDERER:

 

Viele kommen laut Antonitsch nicht in Frage, die mit Djokovic, Nadal und Federer mithalten können, geschweige denn für eine Ablöse bereit sind.

„Zur Zeit eigentlich nur Andy Murray, dann kommt einmal länger nichts. Bei den anderen kommt es darauf an, wie sie sich entwickeln. Murray ist auf Rasen sicher ernstzunehmen.“

„Aber es gibt oft überraschende Semifinalisten, je nachdem, wer wie fit ist.“ Im Vorjahr überraschte Jo-Wilfried Tsonga, der heuer in Paris beinahe Djokovic aus dem Bewerb geworfen hätte.

Auch die großen Aufschläger wie Raonic und Co. dürfe man nicht vergessen, da ihre Waffe auf Rasen noch unangenehmer einsetzbar ist.

Und dann gibt es auch noch Tommy Haas, der sich mit seinem Turniersieg in Halle eindrucksvoll zurückmeldete. Vom 22. bis 28. Juli wird der Deutsche beim BET-AT-HOME CUP Kitzbühel, bei dem Antonitsch als Turnierdirektor fungiert, an den Start gehen.

„Es ist toll, dass er körperlich noch so fit ist. Dass er Tennis spielen kann, haben wir gewusst.. Nicht umsonst haben wir ihn relativ früh wegen Kitzbühel kontaktiert. Haas ist jetzt natürlich wieder in aller Munde.“

DIE ÖSTERREICHER:


Mit Jürgen Melzer (1. Runde gegen Wawrinka /SUI-25), Tamira Paszek (Wozniacki /DEN-7) und Patricia Mayr-Achleitner (Lepchenko /USA) haben es nur drei ÖTV-Vertreter in den Hauptbewerb geschafft. Einige kamen nicht über die Quali hinaus.

„Jürgen hat die ganze Saison auf Rasen ausgelegt, er sieht das als erklärtes Ziel. Wichtig ist, dass er fit ist“, setzt Antonitsch die Hoffnungen in Österreichs Nummer 1.

Melzer kam in Hertogenbosch zumindest ins Achtelfinale, Paszek zog sogar ins Endspiel von Eastbourne ein.

Wie bei der internationalen Elite darf man auch bei den ÖTV-Assen auf Überraschungen am „Heiligen Rasen“ hoffen.


Alexander Karper