news

"Toller Sieg, aber habe die Situation gehasst"

Dominic Thiem hat nach einem emotionalen "Stallduell" mit seinem Trainingspartner Ernests Gulbis die dritte Runde der US-Open in New York erreicht.

Nach 0:2-Satzrückstand drehte der Österreicher in der Nacht auf Samstag die Partie gegen den Letten noch und setzte sich nach 3:45 Stunden in fünf Sätzen durch.

Im Kampf um das Achtelfinale trifft Thiem Sonntag auf den Spanier Feliciano Lopez.

"Wünschte, es wäre gegen jemand anderen passiert"

Thiem hält nach den Erstrundenniederlagen der anderen Österreicher damit beim vierten und letzten Major-Turnier weiter die rot-weiß-rote Fahne im Einzel hoch.

Von Euphorie war der bald 21-jährige Youngster aus Niederösterreich nach dem 4:6,3:6,6:4,6:3,6:3 gegen den als Nummer elf gesetzten und favorisierten Gulbis, mit dem gemeinsam er unter Coach Günter Bresnik trainiert, aber weit entfernt.

"Ein toller Sieg. Aber ich wünschte, er wäre gegen jemand anderen passiert. Ich habe die Situation gehasst", gestand Thiem. Wie üblich hatten sich die beiden Kumpels auch vor dem Match gegeneinander eingeschlagen, auf Court 11 hatte dann der Lette zunächst klare Vorteile.

Die Anspannung war freilich bei beiden seh-und spürbar. "Deshalb war das Niveau auch nicht sehr hoch. Wir haben beide nicht unser bestes Tennis gezeigt, Dominic hat es mir anfangs förmlich geschenkt. Im Training ist das Niveau weit höher", erklärte Gulbis später.

Gulbis spielte trotz Verletzung weiter

Trotzdem schien der Paris-Halbfinalist und Weltranglisten-Zwölfte am Tag vor seinem 26. Geburtstag einem klaren Sieg entgegenzusteuern. Doch am Beginn des dritten Durchgangs setzte der vier Jahre jüngere Thiem dann doch noch entscheidende Akzente.

"Aber es trübt natürlich, dass es gegen Ernests war. Es war eine richtige Scheiß-Situation. Es gibt 126 Spieler, gegen die ich nicht das geringste Problem habe zu spielen. Aber der eine, das ist halt schwierig."

Bemerkenswert an der Partie war, dass eher Gulbis öfter den Blickkontakt mit Bresnik gesucht hatte als Thiem. Der Österreicher hatte wegen der delikaten Situation auch bewusst auf übertriebene Emotionen verzichtet.

"Es ist, wie wenn ein Fußballer gegen seine Ex-Verein ein Tor schießt. Es ist auch eine Frage des Respekts", erklärte Thiem. "Günter ist der Trainer von uns beiden. Im nächsten Match werde ich sicher wieder sehr emotional sein."

Nun wartet die Nummer 21 der Welt

Das nächste Match geht drei Tage vor seinem 21. Geburtstag über die Bühne.

Im Mai hatte er beim Sandplatz-Turnier in Madrid krankheitsbedingt nicht gegen Lopez antreten können, "also ist's jetzt ein bissl eine Revanche", sagte der Lichtenwörther.

Er müsse aber auf jeden Fall besser spielen als gegen Gulbis, den Lopez sei ein enorm starker Aufschlag-Spieler.

"Das wird hart. Mit einer Leistung wie in den ersten zweieinhalb Sätzen gegen Ernests wird das nicht gehen, denn das war echt schlecht, keine spielerische Glanzleistung von mir."

"Da habe ich besser retourniert und auch serviert. Und hätte ich nicht gleich am Beginn einige Breakchancen von ihm abgeweht, wäre mir die Partie wohl entglitten und es wäre ein glatter Dreisatzsieg für ihn geworden", gestand der Österreicher ein.

Eine Folge der Gegenwehr war, dass Gulbis gegen Ende des dritten Satzes Probleme am Oberschenkel bekam, behandelt werden musste und danach mit Krämpfen im Hüftbereich weiterspielen musste.

Ans Aufgeben habe er aber nie gedacht. "Dabei wäre es nachvollziehbar gewesen, wenn ich ihm geholfen hätte, Energie zu sparen. Er ist ja mein Freund", so Gulbis.

"Beste ist, dass Dominic weiter ist"

Der aktuell auf Platz 45 der Weltrangliste liegende Thiem ließ sich jedenfalls die Chance nicht mehr nehmen und spielte seine erste Fünfsatz-Partie bei einem Grand Slam sicher nach Hause und zog erstmals in die dritte Runde bei einem Turnier der höchsten Kategorie ein.

"Er ist einer der besten Aufschläger der Welt, konnte wegen des Problems dann aber nicht mehr richtig servieren", gab er zu. "Das und dass ich besser retourniert habe, war auch ein bissl der Schlüssel der Partie."

Der Verlierer gestand: "Es war heute mental enorm anstrengend. Das Beste ist, dass Dominic weitergekommen ist."

"Eine richtige Scheiß-Situation"

Thiems Jubel fiel zurückhaltend aus. Ein Sieg fühle sich natürlich immer "super" an.