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"Ich kann nicht glauben, dass ich gewonnen habe"

Viertes Grand-Slam-Damenturnier 2011, vierte Siegerin. In Abwesenheit von Australian-Open-Siegerin und Titelverteidigerin Kim Clijsters hat es Samantha Stosur am Sonntag bei den US Open in New York Li Na (French Open) und Petra Kvitova (Wimbledon) nachgemacht:

Die 27-Jährige wurde in Flushing Meadows mit einem sensationell glatten 6:2,6:3 über die haushohe Favoritin Serena Williams zur nächsten Überraschungs-Major-Siegerin.

Stosur jubelte über ihren ersten Einzel-Grand-Slam-Sieg und den ersten einer Australierin seit 1980 in Wimbledon.

Sprachlos

"Ich bin immer noch sprachlos. Ich kann nicht glauben, dass ich dieses Turnier gewonnen habe", freute sich die Sportlerin von der ostaustralischen Goldküste.

"Grand Sam", wie Stosur in Australien von der Zeitung "The Age" gleich getauft wurde, zeigte eine makellose Vorstellung und verpatzte Williams das Comeback wie aus einem Märchenbuch. Die nach einer langwierigen Fußverletzung und vor allem einer vor sechs Monaten erlittenen Lungenembolie mit tollen Leistungen zurückgekehrte US-Amerikanerin konnte sich nicht wie erwartet in Szene setzen.

Der Heimsieg als Geschenk zum nationalen Gedenktag an die Terrorattacken von 9/11 ist Williams ebenso wenig gelungen, wie sich bei ihrer Rückkehr zu den US Open 14 Tage lang wie ein Vorbild zu benehmen.

Williams mit Eklat

Denn Williams verlor zu Beginn des zweiten Satzes wie schon vor zwei Jahren im Halbfinale gegen Kim Clijsters die Nerven und schimpfte in Richtung Schiedsrichterin.

Beim Breakball gegen sich feuerte die Lokalmatadorin eine nicht mehr zurückzuspielende Vorhand über das Netz und schrie "Come on!", noch bevor Stosur mit letzter Kraft den Rahmen des Schlägers an den Ball brachte.

Die griechische Schiedsrichterin sah eine unfaire Beeinflussung, zog Williams den Punkt ab und bescherte Stosur damit die 1:0-Führung. Williams hatte damit gerechnet, dass der Punkt wie bei einer Störung von außen wiederholt werden würde.

"Wenn Sie mich je wo entlanggehen sehen, schauen Sie weg, weil Sie sind ja außer Kontrolle", schimpfte sie in Richtung Referee Eva Asderaki und erhielt dafür eine Verwarnung. Am Ende verweigerte Williams der Unparteiischen auch das Shakehands.

Mögliches Nachspiel

Da sie seit dem Zwischenfall 2009 (damals hatte ihr ein Punktabzug just beim Matchball die Niederlage beschert) bis Ende des diesjährigen Turniers noch unter "Bewährung" stand, könnte der Ausbruch ein Nachspiel für die bald 30-Jährige haben. Williams kletterte indes im WTA-Ranking von Platz 27 auf 14.

"Ich wollte unbedingt heute gewinnen, besonders wegen 9/11", sagte Williams nachher. Sie konnte sich auch nicht mehr genau an ihren Ausbruch erinnern und wollte ihn auf "youtube" noch einmal sehen. Oberschiedsrichter Brian Earley gab später bekannt, dass man eine Untersuchung einleiten wird, über eine mögliche Strafe sollte im Verlauf des Montags entschieden werden.

"Hätte der Wendepunkt des Spiels werden können"

Ein bisschen hat Williams also trotz der Niederlage der Premierensiegerin Stosur die Show gestohlen, aber die Australierin ließ sich auch davon nicht aus dem Spiel bringen.

Und das obwohl ihre Gegnerin mit Wut im Bauch und Unterstützung der 20.000 Fans ihr Level steigerte. "Es hätte der Wendepunkt des Spiels werden können, die Fans sind plötzlich sehr laut geworden", gestand Stosur.

"Ich war definitiv die Außenseiterin"

Die frühere Doppel-Spezialistin und -Weltranglisten-Erste hat von ihrem ersten Major-Einzel-Finale 2010 bei den French Open viel gelernt und auch die bisherigen Erfahrungen gegen Williams spielten eine Rolle.

"Ich war definitiv die Außenseiterin, dadurch war ich ein bisschen entspannter. Dass ich sie davor schon zweimal geschlagen hatte, hat mir geholfen, an den Sieg zu glauben. Die Durststrecke für Australien zu beenden ist etwas Besonderes", sagte Stosur, die einen Siegerscheck in Höhe von 1,8 Mio. Dollar (1,303 Mio. Euro) kassierte.

Williams kam dank ihres Bonus vom Sieg der US-Open-Series (500.000 Dollar) immerhin auf 1,4 Mio. (1,013 Mio. Euro), hätte die US-Amerikanerin den Titel geholt, wäre der Scheck auf die Rekordsumme von 2,8 Mio. Dollar ausgestellt worden.

Williams gratuliert Stosur

Williams erwies sich nach dem Match aber gegenüber Stosur als sportliche Verliererin. Noch vor der Siegerehrung überraschte die US-Amerikanerin ihre Bezwingerin und setzte sich ganz ungezwungen zum Plaudern neben sie.

"Ich war echt überrascht, aber das zeigt, was für ein netter Mensch und großer Champion sie ist. Da hat sie wirklich Klasse gezeigt", lobte Stosur.