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LAOLA1 analysiert die "Akte Jürgen Melzer"

LAOLA1 analysiert die

Eines steht fest: Fad wird es einem mit Jürgen Melzer nicht.

Der 31-jährige Niederösterreicher ist in seinem Job als Tennis-Profi immer wieder für eine Überraschung gut.

Sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht. Sowohl beruflich als auch privat.

Sein neuestes "Highlight": Die Erstrunden-Niederlage bei den US Open gegen den Weltranglisten-489. Bradley Klahn.

LAOLA1 hat dies zum Anlass genommen, um die "Akte Melzer" näher zu beleuchten.

Erfolge, Blamagen, Frauen und Journalisten - wir haben uns alle wichtigen Abschnitte seines Lebens vorgenommen.

Melzer und das Talent

Melzer und das Talent

Ganz klar: Jürgen Melzer war eines der größten Talente die Österreich jemals hatte. Als bislang einziger Einzel-Spieler gewann er ein Junioren-Grand-Slam-Turnier (Wimbledon 1999). Zahlreiche Experten auf der Tour attestierten dem Linkshänder Potenzial für die absolute Spitze. Schließlich hatte Melzer schon als Teenager ein beeindruckendes Repertoire auf Lager. Seine größte Stärke wurde allerdings zur größten Schwäche: Da er so gut wie jeden Schlag beherrschte, war es meist sein größtes Problem, den richtigen Schlag zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Alleine Melzers berüchtigter Stop brachte österreichische Fans in den Anfangsjahren reihenweise zur Verzweiflung.

Melzer und seine Erfolge

Melzer und seine Erfolge

7,5 Millionen Dollar Preisgeld hat Jürgen Melzer in seiner bisherigen Karriere eingespielt. Wenn wir also den Umkehrschluss zum großen Talent machen: Soviel kann Melzer in seinem Leben dann auch wieder nicht falsch gemacht haben. Er hat es in einer der ganz großen Weltsportarten unter die Top acht geschafft, die großen Drei Federer, Nadal, Djokovic geschlagen, es ins Paris-Halbfinale geschafft, zwei Mal das Stadthallen-Turnier gewonnen und er ist seit fast zehn Jahren fixer Bestandteil der Top 100 der Welt. Er ist also der mit Abstand zweitbeste österreichische Tennis-Spieler nach Thomas Muster.

Melzer und das Muster-Erbe

Melzer und das Muster-Erbe

45 Turniersiege (44 im Einzel, einer im Doppel), der Grand-Slam-Titel bei den French Open, sechs Wochen an der Spitze der Tennis-Weltrangliste. Was Thomas Muster geschafft hat, wird wahrscheinlich auf Jahrzehnte kein Österreicher mehr erreichen. Denn der heute 44-Jährige war ein Ausnahmesportler. Trotzdem wurde Melzer immer und immer wieder mit dem Steirer verglichen. „Jürgen hat früh in seiner Karriere einige Möglichkeiten liegen gelassen und erst spät zur Höchstform gefunden. Jetzt, wo er wüsste, wie es geht, läuft ihm irgendwie die Zeit davon“, urteilte Muster vor wenigen Wochen im LAOLA1-Interview. Sein Rat: „Er braucht wieder Selbstvertrauen, dann kann es auch noch einmal nach oben gehen. Aber Selbstvertrauen muss man sich erarbeiten.“

Melzer und seine Umfaller

Melzer und seine Umfaller

Die Erstrunden-Pleite gegen den Weltranglisten-489. Bradley Klahn war für Melzer nicht der erste Ausrutscher gegen einen krassen Außenseiter. Im vergangenen Jahr verlor er in der 2. Paris-Runde gegen den außerhalb der Top 100 liegenden Lukas Rosol und auch davor war er immer wieder für einen überraschenden Umfaller gut. Klar, im Profi-Tennis liegt alles eng zusammen, manche Niederlagen fallen jedoch auf jeden Fall in die Kategorie „unnötig“. Auch die Blamagen in der Superliga gegen Marco Mirnegg und Jan Mertl 2008 sind noch in guter Erinnerung.

Melzer und das Doppel

Melzer und das Doppel

Aufgrund seiner Erfolge im Einzel stand das Doppel oft im Schatten. Dabei wurde der begeisterte Fußball-Fan, der sich selbst als großen Teamplayer bezeichnet, hier seinen Erwartungen vollauf gerecht. Zwei Grand-Slam-Siege im Doppel (Wimbledon 2010, US Open 2011) und ein Mixed-Titel (Wimbledon 2011) können sich mehr als sehen lassen. Als Career High hat Melzer Platz sechs zu Buche stehen – für einen Einzel-Spieler eine mehr als beeindruckende Leistung. Schließlich sind im Doppel vorrangig die Spezialisten am Werk.

Melzer und sein Umfeld

Melzer und sein Umfeld

Im Frühjahr 2012 trennte sich Melzer von Joakim Nyström. Mit dem Schweden feierte er die größten Erfolge seiner Karriere. Nach dem Beginn der Zusammenarbeit im Jahr 2007 führte ihn Nyström unter anderem ins Paris-Halbfinale und auf Platz acht der Herren-Weltrangliste. Mittlerweile wird Melzer vom ehemaligen Agassi-Coach Darren Cahill und Konditions-Trainer Gil Reyes, ebenfalls ein enger Vertrauter des Paradiesvogels, trainiert.  Was sich wie ein neuer Anfang anhört, entpuppt sich auf denz weiten Blick als mögliches Sparpaket. Schließlich sind Cahill und Reyes offizielle adidas-Coaches und damit für adidas-Spieler Melzer sicherlich eine recht günstige Lösung.

Melzer und sein Manager

Melzer und sein Manager

Spricht man von Thomas Muster, so kommt einem irgendwann auch der Mann hinter den Erfolgen in den Sinn: Ronnie Leitgeb. Heute kümmert sich der Sport-Manager, der unter anderem auch Markus Rogan und Tamira Paszek betreut, um alle Verträge von Jürgen Melzer. Das betrifft die Ausrüster (adidas, Dunlop) genauso wie Sponsoren (Isostar, Jacques Lemans, Sportland Niederösterreich) und er verhandelt für seinen Schützling auch mit Turnierveranstaltern. Darüber hinaus greift der 53-Jährige, der den Univeristätslehrgang „Health and Fitness“ abgeschlossen hat, in guten wie in schlechten Zeiten auch als Mentaltrainer ein. Dass Leitgeb, der unter anderem auch „Krone“-Kolumnist ist, neben seinen Management-Aufgaben seit April dieses Jahres auch als ÖTV-Präsident tätig ist, wirft insofern ein schiefes Licht auf die Doppelfunktion, als dass ein gewisser Interessenskonflikt nicht von der Hand zu weisen ist.

Melzer und der Davis Cup

Melzer und der Davis Cup

Im Gegensatz zu vielen anderen Spitzenspielern war es für Jürgen Melzer nie eine Frage, ob er für sein Land den Schläger schwingen wolle. Für den 31-jährigen Deutsch-Wagramer war es immer eine Ehre, die rot-weiß-rote Flagge vertreten zu dürfen. Umso höher ist ihm diese Tatsache anzurechnen, da er ob seines umstrittenen Standings in der heimischen Szene auch immer wieder zahlreiche Kritiker und Möchtegern-Experten auf den Plan ruft. Diese hatten vor allem in seinen Anfangsjahren Hoch-Saison als er im Davis Cup selten seine Top-Leistungen abrufen konnte. Mittlerweile ist seine Bilanz mit 27:32 aber schon fast positiv.

Melzer und die Frauen

Melzer und die Frauen

Aufschlagen und abservieren! Für den Schweizer „Blick“ war der Niederösterreicher im vergangenen Jahr die Nummer 1 – bei den Frauen. Das Boulevard-Blatt bezeichnete ihn wegen seiner Beziehungen mit den Tennis-Kolleginnen Anastasia Myskina, Nicole Vaidisova und Dominika Cibulkova gar als „Alpen-Playboy“. Melzer selbst sieht sich überhaupt nicht so: „Eigentlich bin ich ein Beziehungsmensch!“ Mit Schwimmerin Mirna Jukic war er drei Jahre lang liiert, ehe ihn beim Mixed-Doppel in Wimbledon Amors Smash traf und er sich in Partnerin Iveta Benesova verliebte.

Melzer und die Hochzeit

Melzer und die Hochzeit

Apropos Benesova: Schon im September wird aus der Tschechin, die nach den US Open ihre Karriere beenden wird, Frau Melzer. Ein Insider verrät LAOLA1, dass es für die heimische Nummer 1 seit Monaten kein anderes Thema gibt. Melzer sollen die Vorbereitungen auf den Freudentag mittlerweile so arg stressen, dass er viel zu sehr vom Tennis abgelenkt ist. Zuletzt gab es Gerüchte, dass die Hochzeit gar nicht stattfindet. Der Grund war aber keine Liebes-Krise: vielmehr waren einfach nur die Einladungen noch nicht verschickt!

Melzer und die Journalisten

Melzer und die Journalisten

Dass Sportler hierzulande auch in schlechten Zeiten mit Samthandschuhen angefasst werden, ist nicht neu. Dass Melzer, der mit Kritik seit jeher auf Kriegsfuß steht, nach seiner peinlichen Niederlage gegen die Nummer 489 der Welt aber einen fast ein Monat alten LAOLA1-Artikel als Mitgrund anführt, zeugt nicht von mentaler Power, die man einem erfolgreichen Aushängeschild in einer Weltsportart erwarten würde. Das Problem: Der 31-Jährige fühlt sich von Journalisten oftmals „bedroht“, anstatt mit ihnen zusammenzuarbeiten. Als LAOLA1 einmal vom Jukic-Ex geschrieben hat, meldete sich Melzer aus den USA via SMS beim Verfasser des Artikels, um diesem die Leviten zu lesen. Aber dazu kam es nicht: Nach einer Niederlage in Runde 1 meldete er sich am nächsten Tag nicht wie ausgemacht. Nur ein Beispiel von vielen.

 

Christian Frühwald/Stephan Schwabl