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"Wollen die Sportler langsam zu Olympia hinführen"

Auch die österreichischen Tennis-Asse bekleckerten sich bei den Olympischen Spielen in London nicht gerade mit Ruhm.

Nur das Doppel-Duo Melzer/Peya fuhr wenigstens einen Sieg ein. Womit die als Medaillen-Kandidaten gehandelten ÖTV-Herren allerdings ebenfalls unter den Erwartungen blieben.

Um ein ähnliches Debakel in vier Jahren zu verhindern, präsentierte der heimische Tennis-Verband am Donnerstag die Initiative „ÖTV goes Rio 2016“.

„Wollen die Sportler langsam hinführen“

Damit will Präsident Ronnie Leitgeb mit einem extra eingerichteten Fördertopf  hoffnungsvolle Spieler auf ihrem Weg hin zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro begleiten.

„Olympia soll nicht sechs Wochen vor den Spielen im Kopf beginnen, wir wollen die Sportler langsam hinführen“, erklärt Leitgeb, der damit wohl auch einer Nominierungs-Diskussion á la Tamira Paszek von vornherein aus dem Weg gehen will.

50.000 bis 100.000 Euro

Im Vordergrund des Konzepts steht die finanzielle Unterstützung der Athleten. Vorerst will der ÖTV jährlich 50.000 bis 100.000 Euro zur Verfügung stellen. Mit privaten Sponsoren soll diese Summe im Idealfall laufend steigen.

„Wenn sich in ein, zwei Jahren ein Spieler wie Dominic Thiem an der Spitze etabliert, kann es bei den Sponsoren schnell eine Signalwirkung geben“, hofft der ehemalige Muster-Macher auf großzügige Mäzen.

Kein „Gießkannen-Prinzip“

Um die zehn Spieler will ÖTV-Sportdirektor Clemens Trimmel in diesem Olympia-Kader fördern. Auf einer ersten Liste finden sich Andreas Haider-Maurer, Dominic Thiem, Maximilian Neuchrist, Lucas Miedler, Dominic Weidinger, Sebastian Ofner sowie Tamira Paszek, Patricia Mayr-Achleitner, Barbara Haas, Yvonne Neuwirth, Julia Grabher und Karoline Kurz.

Auffälligerweise nicht in dieser Liste ist Martin Fischer, der in einem ähnlichen Alter wie Haider-Maurer ist und sich auch auf einem ähnlichen Leistungs-Level befindet.

Trimmel beschwichtig: "Diese Liste ist nicht in Stein gemeißelt und kann sich auch jederzeit ändern."

Das Geld wird diesmal nicht im zuletzt oft kritisierten „Gießkannen-Prinzip“ sondern über einen Aufteilungsschlüssel verteilt.

Das Ranking wird beispielsweise mit 40 Prozent gewichtet, zusätzlich werden Dinge wie technische Weiterentwicklung oder konditionelle Grundlagen bewertet. Bei erfolgreicher Qualifikation für Rio dürfen sich die Spieler über einen Zusatzbonus freuen.

Schulungen vom ÖTV

Neben dem schnöden Mammon gibt es für die Athleten aber auch andere Goodies: Technik- und Taktikschulungen durch anerkannte Coaches, mentale Betreuung und Medienschulungen („Leitgeb: „Der Umgang mit den Medien lief in London nicht sehr glücklich ab.“) sollen vor allem die jungen Talente ein paar Schritte weiter bringen.

Wen das neue Förderungs-Modell an die von Trimmel-Vorgänger Gilbert Schaller eingeführten externen Förderungen erinnert, mit denen die nicht in der Südstadt trainierenden Talente unterstützt wurden, fühlt sich nach einer LAOLA1-Nachfrage bestätigt.

Diese wird es nämlich im Gegenzug „nicht mehr geben. Ich fand das Wording immer schon unglücklich. ‚ÖTV goes Rio‘ ist aber ein eigenes Projekt“, will Trimmel nichts von einem reinen „Rebranding“ wissen.

"Gute Kommunikation" erwünscht

In jedem Fall soll es in Zukunft zwischen dem Verband und den Spielern eine „gute Kommunikation“ geben. „Dazu muss sich aber auch das private Umfeld der Athleten öffnen“, stellt Trimmel klar. Der Wiener will den Sportlern zudem regelmäßiges Feedback geben.

Ob das neue System aufgeht, wird erst die Zeit zeigen. Im Herbst sollen die Spieler für „ÖTV goes Rio“ bestimmt werden. Pünktlich mit Saisonbeginn 2013 startet das Projekt.

Christian Frühwald