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"Vom Tempo her ist nicht mehr viel Unterschied"

Eigentlich hätte Lucas Miedler nach seinen Auftritten bei den Erste Bank Open in der Wr. Stadthalle hochzufrieden sein müssen.

Erstmals qualifizierte sich der 19-jährige Niederösterreicher für den Hauptbewerb eines ATP-Turniers, zudem brachte er in Runde eins mit Ernests Gulbis einen ehemaligen Top-10-Spieler ins Wanken.

Bei 3:3 im dritten Satz machte ihm jedoch ein schwaches Aufschlaggame einen Strich durch die Rechnung. „Diese drei Fehler dürfen einfach nicht passieren“, war Miedler nach der knappen 3:6, 6:2, 3:6-Niederlage sauer.

„Da war ich etwas zu passiv und er hatte bei seinen Schlägen eine gute Länge. Solche Kleinigkeiten werden gegen solche Leute gleich bestraft.“

Beeindruckende Entwicklung

Mit „solchen Leuten“ meint der Youngster absolute Top-Spieler, wie eben auch Gulbis einer ist. Sechs ATP-Titel, über fünf Millionen Dollar Preisgeld und im Vorjahr stand der Schützling von Günter Bresnik sogar im Halbfinale der French Open.

Von derartigen Erfolgen ist Miedler, Junioren-Doppelsieger bei den Australian Open 2014, naturgemäß noch weit entfernt. Doch vor allem die Entwicklung in dieser Saison nährt die Hoffnung auf mehr.

Im Dezember war der junge Muckendorfer im ATP-Ranking noch auf Position 2080 zu finden, mittlerweile ist er die Nummer 522 der Welt. Dank der erfolgreichen Wien-Qualifikation kratzt er in der kommenden Woche bereits an den Top 450.

Umstieg auf Challenger-Tour

„Im vergangenen Jahr hatte ich einen schlechten Umstieg von der Junioren- auf die Herren-Tour. Deshalb waren die Erwartungen heuer niedriger. Ich bin froh, dass es in diesem Jahr so gut funktioniert hat. Momentan bin ich sehr zufrieden mit der Entwicklung“, blickt Miedler zufrieden auf die letzten Monate zurück.

„Dass ich jetzt schon unter den Top 500 stehe, ist natürlich ein Traum. Ein paar Turniere habe ich heuer noch, da will ich mir eine gute Ausgangsposition für 2016 schaffen“, denkt er bereits an die nächsten Schritte. Schließlich will er so bald wie möglich auch auf der Challenger-Tour Fuß fassen.

Höhere Konstanz gefordert

Dazu sei vor allem eine höhere Konstanz notwendig. „Vom Tempo her ist nicht mehr viel Unterschied zur Spitze“, spricht Miedler über seine in Wien gesammelten Erfahrungen auf der großen ATP-Tour. „Diese Top-Leute bringen einfach noch ein paar Mal öfter den Ball über das Netz. Aber es gibt natürlich auch sonst noch viel in meinem Spiel zu verbessern und optimieren.“

Dies wird der in Tulln lebende Niederösterreicher weiterhin beim österreichischen Tennis-Verband (ÖTV) in der Südstadt machen, wo er in erster Linie von Andreas Fasching und Florian Pernhaupt betreut wird.

Vorbild Dominic Thiem

Auftrieb gibt ihm der steile Aufstieg von Landsmann Dominic Thiem, der es innerhalb kürzester Zeit in die Top 20 der Welt schafft. „Das ist schon bemerkenswert und kann man nur respektieren. Man muss versuchen, sich die eine oder andere Sache abzuschauen, die einem selbst weiterhilft.“

Durch die neue Kooperation des ÖTV mit der ebenfalls in der Südstadt stationierten Tennis-Akademie von Günter Bresnik kommt es mittlerweile auch zu vermehrten Trainingseinheiten mit Österreichs Nummer eins. „Mit solchen Trainingspartnern ist es klar, dass man sich steigern kann. Man kann viel von Dominic lernen.“

Die nächste Möglichkeit sich bei Thiem etwas abzuschauen, hat Miedler am Dienstag in der Wr. Stadthalle. Nicht vor 18:30 Uhr trifft der 22-Jährige in seinem Erstrunden-Match auf den Polen Jerzy Janowicz (im LAOLA1-Ticker).

Christian Frühwald