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Antonitsch: "Melzer macht und probiert eh alles"

Antonitsch:

Harte Worte fand Thomas Muster am Wochenende für seine Nachfolger Jürgen Melzer und Dominic Thiem.

Während er bei Letzterem fehlende Steigerungen beobachtete, warf er Melzer mangelnden Einsatz vor.

„Solange er Geld verdient und Doppel spielt, ist er eben dabei“, urteilte der 45-jährige Steirer.

Ex-Davis-Cup-Mitstreiter Alex Antonitsch kann diese Aussagen nicht ganz nachvollziehen.

„Ich glaube nicht, dass es Tom in dieser Härte ausdrücken wollte“, sagte der Kärntner im Gespräch mit LAOLA1.

„Das österreichische Tennis braucht Melzer“

„Bei Melzer wird oft gesagt, dass die Journalisten zu nett schreiben. Andererseits muss man sich die Frage stellen, wo man hinhauen soll? Er probiert und macht eh alles“, so Antonitsch. „Jeder, der Sport macht weiß, dass es schwierig ist, wenn es nicht mehr läuft.“

„Leider hat er mit seinen 31 Jahren immer wieder Wehwehchen. Klar ist aber, dass ihn das österreichische Tennis braucht.“

Probleme an der Trainerfront sieht Antonitsch nicht. Melzer trennte sich erst vor wenigen Monaten von seinem langjährigen Betreuer Joakim Nyström. Seitdem geht er mit Physiotherapeut Jan Velthuis auf Tour und trainiert einige Wochen im Jahr bei den ehemaligen Agassi-Coaches Darren Cahill und Gil Reyes in den USA.

Antonitsch verteidigt „Sparprogramm“

Einige Experten kritisierten dies als Sparprogramm. Schließlich übernimmt Ausrüster-Sponsor adidas die Kosten für diese Betreuung.

„Nichts desto trotz haben diese Leute mit einigen Kapazundern wie Murray oder Wozniacki zusammengearbeitet. Die haben schon eine Ahnung und das ist sicherlich ein Zusatznutzen“, sieht Antonitsch keine Probleme in Melzers Coaching.

„Der wichtigste Mann für Jürgen ist sowieso Jan Velthuis, der seinen Körper ganz genau kennt. Sein Körper muss in Ordnung sein und die Turnierplanung muss passen. Wenn Jürgen fit ist, muss er gut spielen. Ab einem gewissen Alter wird das natürlich immer schwieriger.“

Thiem „ist körperlich noch nicht so weit“

Auch kein einfaches Alter hat der 19-jährige Dominic Thiem, der von Muster ebenfalls hart in die Mangel genommen wurde. Schließlich arbeitete er sich trotz einiger körperlichen Probleme von Position 639 zu Saisonbeginn in die Top 400 vor.

„Bei Thiem bin ich selbst nahe dran, weil auch meine Tochter Mira bei Günter Bresnik trainiert“, erzählt Antonitsch. „Er ist körperlich einfach noch nicht so weit, ist in diesem Jahr auch noch einmal vier Zentimeter gewachsen.“

Keine leichten Zeiten für Teenager

Antonitsch verweist auf das in den letzten Jahren auf 26,7 extrem gestiegene Durchschnittsalter der Top 100. Teenager schaffen es nur mehr vereinzelt in diesen elitären Kreis. „Für die Jungen ist es sehr schwer, sich zu etablieren."

„Man soll die Jungen nicht immer in den Himmel heben, aber auch regelmäßig von ihrem Weg nach oben berichten. Sie brauchen schließlich auch Sponsoren, da sich die meisten alles selbst finanzieren müssen“, bittet Antonitsch beim Nachwuchs um Verständnis. „Natürlich erwartet jeder einen Durchmarsch, aber das spielt es eben nicht.“

Mittel- und langfristig sei mit Thiem und auch einigen anderen Spielern auf jeden Fall zu rechnen. „Natürlich kann ich auch schwarzmalen, wir tun aber auch nichts schönreden. Wir haben einen Lucas Miedler, der gerade U16-Europameister geworden ist. Er ist also definitiv einer der Besten in diesem Alter.“

„Waren immer auf eine gute Auslosung angewiesen“

Den von Muster angekündigten Absturz im Davis Cup sieht Antonitsch dementsprechend relaxed: „Im Davis Cup waren wir schon immer auf eine gute Auslosung angewiesen. Als wir 1990 das Halbfinale erreicht haben, hatten wir auch Glück, dass wir im Viertelfinale Italien statt Schweden bekommen haben.“

Zudem könnte Andreas Haider-Maurer im ÖTV-Team zum echten Führungsspieler reifen. Der 25-jährige Waldviertler kehrte erst vor Kurzem in die Top 100 zurück.

„In zwei Jahren steht er in der Blüte. Haider-Maurer hat sich nach seiner Knöchelverletzung zu Saisonbeginn selbst am eigenen Schopf genommen und sich mithilfe von Werner Eschauer wieder rausgezogen. Nächstes Jahr kann er nach einer guten Vorbereitung richtig Gas geben.“

Vielleicht spielt „AHM“ ja schon in dieser Woche in der Wr. Stadthalle groß auf. 2010 erreichte er hier als Lucky Loser immerhin sogar sein bislang einziges Finale auf der ATP-Tour.

Starke Besetzung in der Wr. Stadthalle

Die Erste Bank Open 2012 sieht Antonitsch mit den beiden Top-10-Leuten Juan Martin del Potro und Janko Tipsarevic allerdings „top besetzt. Die muss man erst einmal nach Wien holen.“

„Mit Tommy Haas kommt zudem einer der talentiertesten Spieler auf der Tour. Man kann sich sicherlich einiges von ihm erwarten. Das Schöne an ihm ist, dass er spielt, weil es ihm Spaß macht und nicht, weil er muss. Das wollen die Leute sehen.“

Deshalb glaubt Antonitsch auch nicht, dass es heuer ein Außenseiter ins Endspiel schaffen könnte.

Wobei wir nichts dagegen hätten, wenn Haider-Maurer oder Thiem den TV-Experten eines Besseren belehren würden.

Christian Frühwald