news

"Alle Spieler sind gerne beim Davis Cup"

Eine gute Stimmung hat im österreichischen Davis-Cup-Team beinahe schon Tradition.

Während es in den 90er Jahren alles andere als leicht war, die Herren Muster, Skoff und Antonitsch gemeinsam unter einen Hut zu bekommen, sind die Länderkämpfe heute ein Treffen von Freunden.

Dies ist auch im Vorfeld des Duells gegen Kasachstan (Freitag, ab 7 Uhr im LAOLA1-Live-Ticker) in der ersten Weltgruppen-Runde in Astana der Fall.

„Alle Spieler sind sehr gerne beim Davis Cup“, freut sich ÖTV-Kapitän Clemens Trimmel, dem es dadurch erspart bleibt, in die Rolle eines Mediators schlüpfen zu müssen.

„Wenn man das ganze Jahr auf der Tour auf sich allein gestellt ist, freut man sich ja doch auf ein paar Tage im Team. Die Stimmung ist – obwohl ich immer gesagt habe, ich sage diesen Standardsatz nicht – wirklich gut.“

Melzers kleiner Bruder

Für Jürgen Melzer ist die Davis-Cup-Woche diesmal aber nicht nur ein Wiedersehen mit Freunden, sondern auch mit der Familie. Erstmals ist in Astana sein jüngerer Bruder Gerald mit von der Partie.

Der 22-jährige Deutsch-Wagramer spielte sich in der vergangenen Saison erstmals in die Top 300.

Starkes Saison-Finish

„Derzeit ist er einmal Trainingspartner“, will der acht Jahre ältere Jürgen seinen kleinen Bruder nicht vorschnell hochjubeln lassen. „Vielleicht geht es sich irgendwann einmal aus, dass er wirklich im Team steht.“

Zu Jahresende bewies Gerald Melzer jedenfalls sein Potenzial, als er bei vier Future-Turnieren jeweils zwei Titel holte und zwei Mal das Finale erreichte.

Heuer ist der Schützling von Coach Ingo Neumüller noch ohne Turnier-Start. „Ich habe mich im Jänner in Linz auf die neue Saison vorbereitet“, erzählt Gerald Melzer im Gespräch mit LAOLA1.

Jürgen ist stolz auf seinen kleinen Bruder

Der große Bruder ist jedenfalls stolz auf die Entwicklung des Youngsters: „Mir taugt es, wie er sich entwickelt hat. Wir haben eh selten die Gelegenheit, dass wir gemeinsam Zeit verbringen. Deshalb ist es schön, wenn wir das beim Davis Cup machen können. Es wird diesmal also richtig familiär.“

Dabei versucht Österreichs Nummer eins zwar auch immer wieder einige Tipps zu geben, zu sehr will er sich aber auch nicht in fremde Angelegenheiten einmischen.

„Ich schau natürlich, was er da so macht. Wenn ich was sehe, sage ich was. Im Endeffekt gibt es dafür aber Trainer“, stellt Melzer klar.

Trimmel: „Versuche, junge Leute einzubauen“

Trimmel freut sich auf jeden Fall, dass sowohl Gerald Melzer als auch Thiem der Einladung zum Davis Cup nachgekommen sind.

„Ich versuche immer, junge Leute einzubauen. Bei diesen beiden gehe ich davon aus, dass sie bald im Davis Cup spielen werden.“

„Es gibt uns auch im Training mehr Möglichkeiten, gegeneinander zu spielen. Es hat aber mehrere Vorteile", so Trimmel, der bis Donnerstag auch noch einen verletzten Stammspieler austauschen hätte können.

Voller Rückhalt der Doppel-Spezialisten

Wie stark der Zusammenhalt im rot-weiß-roten Team ist, zeigt auch die Einstellung der Doppel-Spezialisten Knowle und Peya. Das Duo wird voraussichtlich am Samstag zum Einsatz kommen.

Während der vier Einzel-Partien ist ihre Rolle auf jene des Zuschauers und Antreibers reduziert.

„Das ist aber nicht zu unterschätzen“, weiß Routinier Knowle, der schon 21 Mal im Davis-Cup-Team stand. „Besonders am Freitag kann es bei zwei best-of-5-Matches extrem lang werden. Da bin ich am Abend oft mehr fertig, als am Samstag nach meinem eigenen Match.“

Kollege Peya bestätigt: „Locker zuschauen gibt es im Davis Cup nicht. Vielleicht in Spanien ab einem gewissen Punkt“, scherzt der 32-jährige Wiener in Anspielung auf die in den letzten Jahren dominierende Tennis-Nation.

„Freitag ist immer ein Wahnsinn“

„Freitag ist aber immer ein Wahnsinn für uns. Du bist während der Matches voll angespannt. Das stundenlange Sitzen zehrt auch an den Kräften. Aber das gehört dazu“, genießt Peya das im Tennis ungewohnte „Team-Feeling“.

Und vielleicht bringt ja gerade dieser Punkt die Entscheidung zu Gunsten der Österreicher. Die Kasachen sind laut Melzer nämlich eher als zusammengewürfelte Truppe zu sehen.

Teamgeist als Vorteil

„Kukushkin ist ein Einzelgänger. Er ist sehr ruhig. Golubev ist eigentlich ein Italiener. Er hat lange dort gewohnt und hatte auch lange Zeit einen italienischen Trainer. Korolev ist wiederum ein Deutscher. Die haben jetzt nicht so die Beziehung untereinander.“

Ganz anders sieht es beim ÖTV-Team aus: „Wir sind schon so lange zusammen und kennen uns schon so lange. Da gibt es keine Überraschungen. Jeder kennt seinen Part.“

Dementsprechend gibt auch Kapitän Trimmel die Parole aus: „Wenn wir alle gut auftreten, ist es sehr schwer, uns zu schlagen!“

Christian Frühwald