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"Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein"

Rafael Nadal wird Spanien am Wochenende im Weltgruppen-Viertelfinale gegen Österreich in Oropesa del Mar nicht unterstützen.

Mit dem Weltranglisten-Fünften David Ferrer und dem –Zwölften Nicolas Almagro ist der Titelverteidiger aber trotzdem mehr als stark aufgestellt.

Der einzige Vorteil bei derart prominenten Gegnern: Überraschen werden sie die österreichischen Einzel-Starter Jürgen Melzer und Andreas Haider-Maurer mit Sicherheit nicht.

„Meistunterschätzter Spieler auf der Tour“

Ferrer ist zwar kein Unbekannter, trotzdem ist der 30-Jährige aus Valencia für ÖTV-Kapitän Clemens Trimmel einer der „meistunterschätzten Spieler auf der Tour“.

Dabei ist der 14-fache Titelträger, der von Roger Federer schon einmal als „bester Return-Spieler auf der Tour“ bezeichnet worden ist, seit sechs Jahren Stammgast in den Top 10 der Welt.

„Jeder Jugendliche kann sich Ferrer als Vorbild nehmen“, streicht Trimmel im Gespräch mit LAOLA1 seine Stärken hervor.

Ferrer „spielt sehr konsequent“

„Er arbeitet sehr hart – sowohl im Training als auch im Match. Er ist extrem schwer zu schlagen, weil man für jeden Punkt hart arbeiten muss. Er spielt sehr konsequent. Nach Rafael Nadal ist er der zweitbeste Sandplatz-Spieler der Welt!“

Seine Disziplin und Konsequenz wurden Ferrer mit Hilfe beinharter Lektionen eingeimpft. Bei mangelnder Trainingseinstellung sperrte Coach Javier Piles den Teenager in eine komplett abgedunkelte zwei Mal zwei Meter große Abstellkammer.

Eine Woche Baustellenarbeit

Mehrere Stunden musste Ferrer darin ausharren. Einzig Wasser und Brot gestand Piles seinem Schützling zu. Kein Wunder, dass Ferrer mit 17 Jahren schon den Hut auf seine Profi-Karriere hauen wollte. Nach einer Woche harter Baustellenarbeit kehrte er allerdings zu Piles zurück.

Der 44-Jährige ist seit über 13 Jahren Trainer von Ferrer, der ihn mittlerweile als „zweiten Vater“ bezeichnet.

Ferrer als Sandplatz-Spezialisten abzustempeln, würde seinen Allrounder-Qualitäten nicht gerecht werden.

2007 stand er im Endspiel des World Tour Finales von Shanghai, seine besten Grand-Slam-Ergebnisse erreichte er bei den Australian Open 2011 und den US Open 2007, als er jeweils das Halbfinale erreichte.

Haider-Maurer: „Eine große Herausforderung“

Haider-Maurer hat bereits seine Erfahrungen mit Ferrer gemacht: „Letztes Jahr habe ich gegen ihn im Viertelfinale von Bastad glatt in zwei Sätzen verloren.“

„Es wird sicher sehr schwer und ist eine große Herausforderung. Mir liegt aber die Außenseiter-Position und ich denke, dass ich mich sicher steigern kann.“

Melzer mit guten Erinnerungen

Schon sieben Mal hat Melzer die Kräfte mit Ferrer gemessen. 2:5 liegt der ein Jahr ältere Niederösterreicher im Head-to-Head zurück.

An ein Duell erinnert sich der ÖTV-Daviscupper allerdings gewiss gerne zurück. 2010 setzte er sich in der dritten Runde der French Open gegen Ferrer durch und erreichte damit erstmals in seiner Karriere ein Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers.

In Folge stürmte Melzer bis ins Halbfinale, wo ihn erst der spätere Sieger Rafael Nadal stoppen konnte.

„Ferrer ist eine Gummiwand gegen die man jeden Punkt mehrmals machen muss“, ist Melzer auf lange Grundlinienduelle eingestellt.

Mangels extrem kraftvoller Baseline-Schläge setzt Ferrer bei seiner Vorhand vor allem auf seine extremen Top-Spin-Schläge mit denen er seine Kontrahenten immer weit ins Feld zurück treibt.

 „Almagro ist ein Up-and-Down-Spieler“

Ganz anders schaut es gegen Almagro aus: „Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Almagro spielt sehr schnell“, weiß Österreichs Nummer eins, der über eine ähnliche Spielweise verfügt und im Head-to-Head knapp mit 2:1 die Nase vorne hat.

Trimmel stimmt zu: „Almagro ist ein bisschen ein Up-and-Down-Spieler. Wenn bei dem alles gut funktioniert, ist er kaum aufzuhalten.“

„Er hat aber auch hin und wieder Hänger in seinem Spiel. Hoffentlich wird er die auch am Wochenende haben“, ist der 33-jährige Wiener über die Schwächen des heißblütigen Südländers, der hin und wieder einen kleinen Wutausbruch nicht unterdrücken kann, gut informiert.

Coach vergleicht Almagro mit "nuklearer Energie"

Almagro-Coach Jose Perlas vergleicht seinen Schützling sogar mit "nuklearer Energie."

"Verwendet man diese Energie für den Krieg, ist das schlecht. Verwendet man diese Energie hingegen, um Strom zu erzeugen, dann ist das gut."

In Österreich wird Perlas wohl nicht soviele Unterstützer für diese These gewinnen können.

Almagro ist absoluter Sandplatz-Liebhaber

Trotz seiner Vorliebe für das schnelle Spiel ist der 26-Jährige aus Murcia ein absoluter Sandplatz-Liebhaber. 183 seiner 255 Einzel-Siege auf der Tour feierte er auf roter Asche. Auch alle elf Karriere-Titel holte Almagro auf seinem Lieblingsbelag.

Mit Ausnahme der großen Turniere treibt er sich fast ausnahmlos auf Sandplatz-Turnieren herum. Seine besten Grand-Slam-Ergebnisse fuhr er standesgemäß in Roland Garros ein, wo er 2008 und 2010 jeweils unter den letzten Acht stand.

Kein Wunder, dass Trimmel noch vor der ersten Partie auf dem Sand von Oropesa del Mar vor übertriebenen Erwartungen warnt: „Wir sind in jeder einzelnen Single-Partie Außenseiter!“

Christan Frühwald