news

Das weibliche Gegenstück von Roger Federer

Das weibliche Gegenstück von Roger Federer

„Es hat nie eine andere Tennis-Spielerin gegeben, die sich an purer Leistungsstärke oder Erfolgen mit ihr hätte messen können.“

Mit diesen Worten beschreibt die internationale „Tennis Hall of Fame“ in Rhode Island die ehemalige Tennis-Größe Margaret Court.

Die Australierin, die am 16. Juli ihren 70. Geburtstag feiern wird, ist auf der WTA-Tour das Gegenstück von Roger Federer bei den Herren.

24 Grand-Slam-Einzeltitel

Es gibt kaum einen Allzeit-Rekord, den die als Margaret Smith in der 50.000-Einwohner zählenden Kleinstadt Albury in New South Wales Geborene nicht innehat.

Mit 24 Grand-Slam-Titel im Einzel weist sie sogar die große Steffi Graf (22 Titel) in die Schranken. Mit Doppel und Mixed kommt  Court auf insgesamt beeindruckende 62 Sieger-Trophäen.

Neben Doris Hart und Martina Navratilova ist sie die einzige Spielerin, die jeden möglichen Grand-Slam-Titel gewann. Bei den Australian Open, bei den French Open, in Wimbledon und auch bei den US Open triumphierte Court in allen drei Bewerben – und das sogar jeweils zwei Mal!

Mit acht Jahren auf den Tennisplatz geschlichen

Mit acht Jahren kam Court erstmals mit dem Tennis in Kontakt. Mit Freunden aus der Nachbarschaft schlich sie sich in den örtlichen Tennisklub, um auf leeren Plätzen mit ausrangierten Rackets zu spielen. Zumindest solange, bis sie von den Klub-Mitgliedern vertrieben wurde.

Erst im Alter von zehn Jahren nahm sich Klub-Boss Wally Rutter dem talentierten Mädchen an. Er verschaffte der künftigen Serien-Siegerin eine Mitgliedschaft,  gab ihr Trainer-Stunden und damit eine Chance, die ihr ihr Vater, ein Vorarbeiter einer Käsefabrik, nie geben konnte.

60 Turniersiege mit 15 Jahren

Schnell wurde Rutter klar, dass es sich hier um ein absolutes Ausnahme-Talent handelte. Die kleine Margaret schlug härter als ihre Alters-Genossinnen und war ihnen in körperlicher Hinsicht einfach überlegen. Bereits im zarten Alter von 15 Jahre konnte Court auf über 60 Turniersiege verweisen.

Es war an der Zeit, neue Wege zu gehen. Eine mögliche Karriere als Mittelstrecken-Läuferin bei den Olympischen  Spielen 1960 wurde ad acta gelegt. Ihr Weg führte nach Melbourne, wo Court unter der Führung des damaligen Weltmeisters und 22-fachen Grand-Slam-Gewinners Frank Sedgman weiter an ihrem Tennis feilte.

Offensiver Spielstil

Dieser versuchte, die Stärken von Court besser einzusetzen. Aufgrund ihrer körperlichen Vorteile forcierte Sedgman einen offensiven Spielstil. Der kraftvolle Aufschlag, der präzise Volley und ihre beeindruckende Ausdauer sollten in Folge zu ihrem Markenzeichen werden.

Zudem wurde der gebürtigen Linkshänderin gelehrt, in Zukunft mit rechts zu spielen. Dies wurde in den 60er Jahren allerdings bei vielen „Lefties“ gemacht.

Die harte Arbeit sollte schon bald Früchte tragen. Bereits mit 17 Jahren kürte sie sich 1960 zur jüngsten Australian-Open-Siegerin aller Zeiten. Zwei Jahre später war Court bereits die Nummer eins der Welt.

Rivalität mit Billie Jean King

Mit der US-Amerikanerin Billie Jean King lieferte sie sich jahrelang harte Gefechte um Titel und die Nummer eins. Eine historische Rivalität entstand zwischen den beiden, die Court mit 22:10-Siegen schlussendlich relativ klar für sich entscheiden konnte.

Bis 1966 gewann die als schüchtern geltende Court beeindruckende 13 Grand-Slam-Titel. Dann war sie des Reisens und des Tennis überdrüssig.

Sie zog sich nach Perth zurück, eröffnete dort eine Boutique und heiratete ein Jahr später Barry Court, einen wohlhabenden Aktien-Broker dessen Vater zu dieser Zeit ein bekannter Politiker war.

Krönung der Karriere im Jahr 1970

Ihr Ehemann drängte sie 1968 schließlich zu einem Comeback, das zunächst nur schleppend anlief. Erst 1969 kehrte sie mit Siegen bei den Australian Open, den US Open und in Paris auf die Erfolgsstraße zurück.

Die Krönung ihrer Karriere folgte ein Jahr später, als sie als erst zweite Dame der Geschichte den „Grand Slam“, also alle vier Major-Titel in einem Jahr, gewann.

Nach einer Baby-Pause ließ Court weitere drei Grand-Slam-Siege folgen, womit sie gemeinsam mit Kim Clijsters auch die erfolgreichste Tennis-Mama aller Zeiten ist.

Geschlechterkampf geht in die Hose

Doch nicht alles, was Court anpackte, wurde automatisch zu Gold. 1973 ließ sie sich zu einem Geschlechterkampf gegen den damals schon 55-jährigen Bobby Riggs überreden.

Court unterschätzte den Wimbledon-Sieger von 1939 total und kassierte in dem groß angekündigte TV-Live-Match mit 2:6, 1:6 eine ihrer bittersten Niederlagen. Noch dazu feierte Erzrivalin King wenige Monate später einen klaren Sieg über Riggs.

Danach konnte sie nie mehr an ihre Höchstleistungen anschließen. Als sie 1977 mit ihrem dritten Kind schwanger wurde, hängte Court das Racket endgültig an den Nagel und konzentrierte sich auf die Erziehung ihrer vier Kinder (drei Söhne, eine Tochter).

Umstrittene Sager über Homosexualität

Im Laufe der Zeit wurde für die katholisch erzogene Court auch die Religion immer wichtiger. Bereits Mitte der 70er Jahre schloss sie sich der Pfingstbewegung an, ehe sie sich 1983 der Ausbildung in einem Bibel-Zentrum unterzog und 1991 sogar zur Priesterin wurde.

Beeinflusst von derartigen Moralvorstellungen ließ sie sich in den 90er Jahren auch immer wieder zu umstrittenen Äußerungen hinreißen.

So beklagte Court im Jahr 1990, dass Martina Navratilova und andere lesbische Spielerinnen den Tennis-Sport ruinieren würden und ein schlechtes Vorbild für Jüngere wären. 1994 erklärte sie bei einer Rede im Parlament von Canberra, dass Homosexualität und Abtreibung ein Gräuel Gottes seien.

2002 kämpfte sie sogar darum, eine rechtliche Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben zu verhindern. „Die fleischlichen Sünden“ würden laut Court Familien zerstören.

"Margaret Court Arena"

Trotz derartiger Aufreger ließen es sich die Veranstalter der Australian Open nicht nehmen, sie im Jahr 2003 aufgrund ihrer sportlichen Erfolge mit der Umbenennung des Show Court One in die „Margaret Court Arena“ zu ehren.

Als große Siegerin wird uns Margaret Court auf jeden Fall in Erinnerung bleiben. Denn ihre Rekord scheinen für die Ewigkeit gemacht!

Christian Frühwald