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Thiem "hat noch viel Luft nach oben"

Thiem

Mit 20 ATP-Punkten, 10.000 Dollar Preisgeld und einem Haufen Erfahrung im Gepäck verlässt Dominic Thiem die Wr. Stadthalle.

Zeit, um den ersten Sieg bei einem großen ATP-Turnier zu verarbeiten, hat der 18-jährige Lichtenwörther aber nicht.

Schon am Freitagvormittag geht es in die Türkei. In der Nähe von Antalya wird er zwei Future-Turniere bestreiten. Im Gegensatz zu den Erste Bank Open bleibt ihm dort der Gang in die Qualifikation nicht erspart.

„Niveau ist sicher niedriger“

„Ich muss schauen, dass ich mich nicht dem Niveau nach unten anpasse“, nimmt sich Thiem nach seiner Zwei-Satz-Niederlage gegen den Weltranglisten-95. Steve Darcis vor.

„Das Niveau auf Future-Ebene ist sicherlich um einiges niedriger als in Wien. Wenn ich dort meine Leistungen von Wien bestätigen kann, habe ich sicher gegen jeden Gegner eine Chance.“

Bresnik warnt vor überzogenen Erwartungen

Coach Günter Bresnik, der ihn auf die Reise in die Türkei begleitet, warnt vor überzogenen Erwartungen: „Es gibt keine Garantie, dass er dort eine Runde gewinnt. Die Future-Ebene ist nicht so leicht, wie sie klingt.“

Siege sind aber wichtig. Nur dann kann sich Thiem im ATP-Ranking weiter nach oben arbeiten. Durch den Sieg über Thomas Muster wird sich der Youngster in der Weltrangliste um über 1.000 Plätze verbessern und erstmals in die Top 800 schieben. Damit werden ihm in Zukunft immerhin die Qualifikations-Bewerbe erspart bleiben.

Weiter Weg bis zu den Top 200

Bis zu den Top 200, dem erklärten Jahres-Endziel von Bresnik in der nächsten Saison, ist es aber noch ein weiter Weg.

„Dafür muss er schon im ersten Halbjahr ein, zwei Future gewinnen und schon an die Challenger hin riechen können“, erklärt der ehemalige Betreuer von Boris Becker.

„Spielerisch hat er es drauf. Das Match in Bangkok gegen Nieminen (Anm.: knappe Drei-Satz-Niederlage) und seine Trainingsleistungen sind für mich die Bestätigung gewesen. Bei Sparrings gegen einen Melzer, Haider-Maurer oder Bolelli siehst du, wie eng das Leistungsniveau beieinander ist.“

Koubek: „Muss an Konstanz arbeiten“

Viele Trainingseinheiten hat Thiem auch schon mit Bresniks ehemaligem Schützling Stefan Koubek abgespult. Der 34-jährige Kärntner kennt das Talent auch dementsprechend gut.

„Auch im Training hat er noch Schwankungen. Einmal spielt er unglaublich und dann wieder weniger. Deshalb müssen sie weiter an der Konstanz arbeiten. Dafür braucht man aber auch Match-Erfahrung“, weiß Koubek, wie wichtig Auftritte wie jene in der Wr. Stadthalle sind. „Jetzt muss er Future spielen und sich bei den Männern etablieren.“

Nach Antalya hofft Thiem auf eine Wild Card beim Challenger-Turnier in Salzburg. In Folge stehen in Amerika noch drei Jugend-Turniere auf dem Programm, die Thiem wegen seines Ausrüster-Vertrags bestreiten muss. Erst nach Weihnachten kann er seinen Blick endgültig auf die Herren-Tour richten.

Volles Jahres-Programm 2012

Bresnik plant für Jänner eine dreiwöchige Reise nach Israel: „Da muss man natürlich auch taktisch denken und dort hin fahren, wo das Feld nicht so schwer ist.“

Bei seinen Reisen wird sich Thiem laut Bresnik auf Veränderungen einstellen müssen. „Ab nächstem Jahr werden die Trainer dabei sein und nicht mehr der Opa und die Mama. In die Türkei fahre ich mit und auch im nächsten Jahr werden wir uns abwechseln.“

Durch vermehrtes Training soll die Konstanz gesteigert werden. „Sein Spielniveau ist schon sehr, sehr gut. Gegen Darcis hat er das aber nur stückweise zusammengebracht. Er kann noch keine zwei Stunden konstant durchspielen. Da ist noch sehr viel Luft nach oben.“

Thiem stellt hohe Ansprüche

Nachdem beim mittlerweile 1,85 Meter großen Teenager auch kein Wachstumsschub mehr zu erwarten ist, kann nun auch eine körperliche Verbesserung angepeilt werden.

„Wenn er im nächsten Jahr ein paar Turniere gespielt hat, kriegt er einen Monat, in dem er körperlich an sich arbeiten kann“, kündigt Bresnik an.

Schließlich stellt auch Thiem selbst hohe Ansprüche an sich: „Das Ziel muss sein, dass ich in zwei Jahren nur mehr bei solchen Turnieren wie in Wien dabei bin.“

Tennis-Österreich drückt die Daumen!

Aus der Wr. Stadthalle berichtet Christian Frühwald