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"Gesundheit ist ein wesentlicher Faktor"

Jürgen Melzer will neue Wege gehen. Aus diesem Grund trennte sich der 31-jährige Tennis-Profi am Mittwoch von seinem langjährigen Trainer Joakim Nyström.

Fünf Jahre verbrachte der Schwede an der Seite der österreichischen Nummer eins, fortan will sich Melzer anderen Betreuern anvertrauen.

So soll der bisherige Physiotherapeut Jan Velthuis, der auch eine Ausbildung als Tennis-Coach hat, in Zukunft die täglichen Trainingseinheiten des Deutsch-Wagramers leiten.

Memphis als Vorbild

Melzer-Manager Ronnie Leitgeb glaubt im Gespräch mit LAOLA1, dass sein Schützling mit dieser Auswahl ein gute Entscheidung getroffen habe.

„Ich traue ihm das durchaus zu, denn er hat bereits bei Spielern wie Andrei Pavel gezeigt, dass er das kann. Das Turnier in Memphis, als die beiden äußerst erfolgreich und alleine unterwegs waren, hat das gezeigt. Es gibt einige Parameter, die für ihn sprechen und das Wichtigste ist, dass Jürgen ihm vertraut“, erklärt der 53-Jährige.

Die Entlassung Nyströms will Leitgeb hingegen nicht kommentieren.  „Ich habe Joakim Nyström sehr geschätzt, aber offensichtlich haben die beiden ihre gemeinsamen Ziele nicht erreicht und sich daraufhin auf eine Trennung geeinigt. Das ist die Sache von Jürgen Melzer und dazu möchte ich mich nicht äußern.“

Agassi-Trainer sollen helfen

Neben Velthuis werden sich außerdem zwei sehr erfahrene und erfolgreiche Trainer den Belangen Melzers annehmen. Vor großen Turnieren möchte der Österreicher auf die Dienste der beiden ehemaligen Agassi-Coaches Darren Cahill und Gil Reyes zurückgreifen.

Reyes hat einen Vertrag mit Melzers Ausrüster Adidas. Der US-amerikanische Fitness-Guru verhalf im Rahmen des „Adidas Player Development“ unter anderem Spielern wie Fernando Verdasco zu Erfolgen. Unter der Leitung Reyes kam der Spanier 2009 immerhin ins Semifinale der Australian Open. Nun hofft Melzer unter der Regie des Agassi-Freundes Ähnliches erreichen zu können.

Um wieder an die Erfolge aus dem Vorjahr, unter anderem Platz acht in der Weltrangliste, anzuknöpfen, braucht Melzer laut Leitgeb „konstante Fitness“, die man sich natürlich von der Zusammenarbeit mit Reyes erwartet.

Gil Reyes soll Melzers Fitness stärken

Gesundheit ein wesentlicher Faktor

Die mangelnde mentale Stärke, die Melzer in der Vergangenheit von Außenstehenden oft vorgeworfen wurde, sieht Leitgeb, selbst ausgebildeter Mental-Trainer, jedoch nicht.

„Ich kann keine mentalen Defizite ausmachen. Ich sehe körperliche Defizite, dass die Gesundheit nicht da ist und es eine Belastungsgrenze gibt. Da muss man was Neues machen und das ist die Expertise, die wir uns von Gil Reyes erwarten, der mit Agassi in einem Alter jenseits der 30 gearbeitet hat. In diese Richtung muss es gehen.“

Den Rückfall in der Weltrangliste macht Leitgeb ebenfalls an der Gesundheit Melzers fest, denn „Fitness und Gesundheit sind in so einem hochathletischen Sport ein wesentlicher Faktor“.

Burnout? – Falsch interpretiert

Zuletzt machte die Aussage Leitgebs bezüglich eines möglichen Burnouts seines Schützlings in den Medien die Runde (Hier gehts zum Bericht). Der Niederösterreicher spricht hier von einer klassischen Fehlinterpretation und möchte klarstellen:

„Manche Journalisten hören einfach schlecht zu. Ich habe wortwörtlich gesagt: Wenn jemand ständig aus einer Verletzung heraus trainieren muss und in diesem Turnier-Rad drin ist, ohne sich auskurieren zu können, kann dies nach dem Superkompensationsprinzip der Sportwissenschaft in Spätfolge zu einem Burnout führen. Mein Hinweis war der, dass es gefährlich ist, weil man bei dem brutalen System im internationalen Tennis zwischen den Super-9 und den Grand-Slam-Turnieren keine Pausen mehr hat. Daher wechselt sich ständig Verletzung und Reha ab, ohne sich auskurieren zu können. Der Rest war dann Interpretation der Schlagzeilen-Macher.“

Erholung vor Wimbledon

Diese bitter nötige Pause gönnt sich Melzer nun, nimmt sich bis Wimbledon die Zeit um all seine Blessuren auszukurieren und beim prestigeträchtigsten Rasenturnier der Welt wieder voll angreifen zu können.

In weiterer Folge erhofft sich Leitgeb, dass Melzer unter der neuen Führung wieder „Turniere gewinnt wie er es heuer schon bewiesen hat und eine Nummer eins ist, die auch im Davis Cup Leistungsträger ist, was für das für österreichische Tennis sehr wichtig wäre“.

Eine Hoffnung, die die österreichischen Tennis-Fans absolut teilen.

Sebastian Rauch