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Dominic Thiem zwingt Wawrinka in die Knie

Dominic Thiem zwingt Wawrinka in die Knie

Dominic Thiem sorgte am späten Dienstagabend bei dem mit 4,625 Millionen Euro dotierten ATP-1000-Sandplatz-Turnier in Madrid für eine Riesen-Sensation.

Der 20-jährige Niederösterreicher zwang in der zweiten Runde den amtierenden Australian-Open-Gewinner und Weltranglisten-Dritten Stanislas Wawrinka nach drei Sätzen und 1:45 Stunden Spielzeit mit 1:6, 6:2, 6:4 in die Knie.

Thiem, der nächste Woche Jürgen Melzer als rot-weiß-rote Nummer eins ablösen wird, trifft nun am Donnerstag im Achtelfinale auf den Sieger der Mittwoch-Begegnung Mikhail Youhny (RUS/15) gegen Feliciano Lopez (ESP).

"Am Beginn war mir sein Tempo zu hoch"

"Am Beginn war mir einfach sein Tempo zu hoch. Er hat da unfassbar gespielt", analysierte Thiem nach der Partie seinen ersten Sieg über einen Top-10-Spieler.

"Ich hab dann aber im zweiten Satz  super begonnen und habe mich immer mehr an sein Tempo gewöhnt. Es war wahrscheinlich eines meiner besten Matches."

"Habe mich selbst überrascht"

Ernsthaft mit dieser Sensation gerechnet hat Thiem, der sich in der spanischen Hauptstadt erst durch die Qualifikation kämpfen musste, nicht: "Da habe ich mich auf jeden Fall selbst überrascht. Wenn man sich so etwas erwartet, ist man ja nicht ganz dicht", scherzte der Youngster.

Wawrinka, dreifacher Turniersieger in dieser Saison, rangiert in der Jahreswertung 2014 sogar auf Platz eins.

Der Schüssel zum Erfolg lag für Thiem neben seinem Kampfgeist ("Ich habe nach der Klatsche im ersten Satz nicht aufgesteckt") vor allem in seinem stark verbesserten Aufschlag in den Sätzen zwei und drei.

Aufschlag ist der wichtigste Schlag"

Nachdem im ersten Durchgang nur 42 Prozent seiner Aufschläge im Feld landeten, schraubte er sein Percentage in den folgenden Sätzen auf 76 bzw. 61 Prozent.

"Ich weiß nicht, warum es im ersten Satz nicht geklappt hat, aber danach habe ich viel, viel besser serviert. Da hat man gesehen, dass der Aufschlag im Herren-Tennis wahrscheinlich der wichtigste Schlag ist."

Thiem bewies damit auch, dass er sich von der bitteren Achtelfinal-Niederlage vor zwei Wochen in Barcelona gegen Giraldo gut erholt hat. Dort vergab er im dritten Satz fünf Matchbälle.

"Giraldo hat bei seinen Matchbällen einfach sehr gut gespielt. Wawrinka hat heute beim ersten Matchball einen Vorhandfehler gemacht", streicht Thiem heraus, wie eng es auf der ATP-Tour zugeht.

Coach Bresnik verfolgte Sieg in der Heimat

"Das Schöne am Tennis ist, dass man jede Woche wieder eine neue Chance bekommt", weiß Thiem, der in Madrid nicht von Coach Günter Bresnik, sondern von seinem erst 14 Jahre jungen Bruder Moritz betreut wird.

Der langjährige Betreuer von Österreichs größten Talent verfolgte den Sensations-Sieg in der Heimat via TV-Apparat mit: "Ich war überrascht, dass er den ersten Satz weggesteckt hat. Das war nicht selbstverständlich", lobte er vor allem die mentale Leistung seines Schützlings.

"Heute hat man gesehen, dass die einhändige Rückhand von Domi ein überragender Schlag ist. Wobei man sagen muss, dass Wawrinka sicher nicht sein bestes Tennis gespielt hat", steigt Bresnik aber auch etwas auf die Euphorie-Bremse.

Bresnik stiegt auf die Euphorie-Bremse

"Man muss die Kirche im Dorf lassen. Dominic ist ein sehr vielversprechender Spieler. Obwohl er nicht sein bestes Tennis gespielt hat, hat er trotzdem gewonnen. Es ist aber sicherlich sehr wichtig für ihn, dass er seinen ersten Top-10-Spieler geschlagen hat. In den letzten Tagen haben wir gesehen, dass er eine gute Zukunft vor sich hat."

Trotz des sensationellen Turnierverlaufs wird Bresnik übrigens nicht nach Madrid nachkommen. "Moritz macht seinen Job super, das muss er auskosten", vertraut er auf das bewährte Rezept.

Christian Frühwald