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"Wenn es so aufwärtsgeht, will man immer mehr"

Als neunter Österreicher überhaupt hat Andreas Haider-Maurer im Alter von 28 Jahren den Sprung in die Top 50 der ATP-Weltrangliste geschafft.

Im Gespräch mit der APA gibt der Niederösterreicher zu, dass er so einen Saisonstart nicht erwartet habe, spricht über die Schlüssel für diese Steigerung und seine nächsten Ziele.

Dank einer bisher herausragenden Saison hat sich "AHM" Fixplätze bei den Großturnieren erspielt und erfreut sich über seine ersten Setzungen bei ATP-Events (zuletzt erstmals in Casablanca).

Gemeinsam mit Dominic Thiem verfügt Österreich erstmals seit September 1996 über zwei Top-50-Spieler bei den Herren. Ein internes Kräftemessen um die rot-weiß-rote Nummer-1-Position interessiert Haider-Maurer, der aktuell eine Wohnung in Innsbruck sucht, aber nicht, versichert er.

Frage: Kommt der relativ rasante Aufstieg in die Top 50 auch für Sie überraschend?

Andreas Haider-Maurer: "Ja, natürlich. Es ist schon extrem positiv. Zu erwarten war so ein Saisonstart natürlich nicht, aber dass ich jetzt gut spiele, überrascht mich nicht, weil ich einen Super-Aufbau gehabt habe. Wir haben gut gearbeitet mit dem neuen Trainer Daniel Huber. Dass ich in einer guten Form bin, habe ich gleich beim Saisonstart gespürt."

Frage: Ihr Potenzial ist lange bekannt, manche hatten Sie schon abgeschrieben. War der Trainerwechsel der Schlüssel zum Aufschwung?

Haider-Maurer: "Ich verdanke ihm sicherlich sehr viel. Wir haben einige Sachen umgestellt. Wir haben viel Beinarbeit trainiert über den Winter, viel an den Schlägen herumgefeilt. Ich kann mich jetzt einfach besser verlassen und habe in engen Situationen das totale Vertrauen in meine Schläge. Was sicher der größte Unterschied ist, ist die Konstanz. Heuer war bisher kein Match dabei, in dem ich wirklich abgefallen bin. Ich habe konstant meine Leistungen gebracht, aber es ist sicher überall noch etwas drinnen, das ist das Positive. Ich kann überall noch besser werden."

Frage: Das Ziel Top 50 ist erreicht. Wie lautet das nächste?

Haider-Maurer: "Die Top 50 waren immer ein großes Ziel von mir. Das nächste Ziel muss vielleicht erste 40 lauten und dann muss man weiterschauen. Allerdings wird es jetzt auch schwieriger. Da müssen schon große Erfolge kommen, dass es (weiter, Anm.) schnell aufwärtsgeht."

Frage: Sie sind jetzt weg vom Challenger-Niveau. Bedeutet das eine neue Dimension für Sie?

Haider-Maurer: "Auf jeden Fall. Es macht einen Unterschied, ob ich bei einem ATP-Turnier anreisen kann oder bei einem Challenger, auch vom Finanziellen her spürt man, dass das eine ganz andere Liga ist. Das gibt einem dann schon auch eine größere Sicherheit."

Frage: Wird man nach so einem Leistungsschub gierig?

Haider-Maurer: "Klar, es macht schon gierig. Wenn es so aufwärtsgeht, will man natürlich immer mehr. Im Tennis muss man aber jedes Jahr konstant die Leistungen bringen, sonst geht es auch ganz schnell wieder nach unten."

Frage: Sie liegen nur knapp hinter Dominic Thiem. Interessiert Sie der in den Medien immer wieder auftauchende "Kampf um die österreichische Nummer eins"?

Haider-Maurer: "Eigentlich spielt es überhaupt keine Rolle. Klar, wenn man in Österreich Nummer eins ist, wird darüber bei uns geredet. Das ist gut und schön, aber im Endeffekt bringt es mir nichts. Es wäre mir lieber, ich wäre Nummer 20 der Welt und Nummer vier in Österreich, das bringt mir mehr. Dominic ist jung und ein Superspieler. Es ist nicht mein Ziel, dass ich vor ihm bin. Ich glaube, dass er das Potenzial hat, noch sehr weit nach vor zu kommen. Ich schaue auf mich selber und dass ich mich selbst weiterentwickle."

Frage: Als neunter Österreicher in den Top 50 und in einem Atemzug mit Namen wie Muster, Melzer, Skoff genannt werden. Wird einem da bewusst, was man erreicht hat?

Haider-Maurer: "Klar, das gibt einem schon Selbstvertrauen und macht einen auch auf eine gewisse Weise stolz. Top 50 ist doch wieder etwas anderes als Top 100. Das ist sicher ein großer Schritt weiter."

Frage: Erhoffen Sie nun gesteigertes Interesse von Sponsoren?

Haider-Maurer: "Ich hoffe es natürlich. Mein Manager hat schon Gespräche, aber es ist nach wie vor sehr schwer. Ich hoffe, dass mir die Erfolge jetzt auch etwas bringen. Ich verdanke Simacek sehr viel und bin froh, dass mich die seit Jahren so unterstützen."

Frage: Sie haben schon zehn Turniere in diesem Jahr gespielt. Fühlen Sie sich noch fit?

Haider-Maurer: "Natürlich ist das Reisen sehr anstrengend. Es sind jetzt sicher die nächsten Monate einfacher. Wenn in Europa die ganzen Turniere sind, ist es leichter. Ich bin körperlich fit, das höre ich auch von anderen Spielern. Ich habe mit Christian Kohl (Fitnesstrainer, Anm.) auch hart daran gearbeitet."

Frage: Sie hatten in Monte Carlo erstmals ein Match gegen Novak Djokovic. Wie war das Erlebnis?

Haider-Maurer: "Grundsätzlich war das für mich eine Mega-Erfahrung. Ich war schon sehr nervös, aber das ist normal, wenn man zum ersten Mal auf dem Center gegen so einen Spieler spielt. Ich habe nie frei spielen können. Wenn ich das nächste Mal gegen ihn auf den Platz gehe, - ich hoffe, dass das bald wieder kommt -, kann ich schon ein bisserl lockerer drauflos spielen."

Frage: Lautet das nächste große Ziel French Open?

Haider-Maurer: "Ja, aber für mich ist jedes Turnier auf der ATP-Tour wichtig, zum Beispiel auch Istanbul, wo ich höchstwahrscheinlich gesetzt bin."

Frage: Die Setzung bei ATP-Tour-Turnieren ist noch eher etwas Neues, oder?

Haider-Maurer: "Ja, ich war bisher erst einmal in Casablanca (vor wenigen Wochen, Anm.) gesetzt."