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"Ich will nicht auf die Schnelle entscheiden"

Nach drei Jahren verkündete Andreas Haider-Maurer am Donnerstag das Ende der Zusammenarbeit mit seinem Touring-Coach Karel van Wyk.

"Das hundertprozentige Vertrauen und dieses gewisse Feuer haben gefehlt", erklärt der 24-jährige Waldviertler im LAOLA1-Interview.

Der gebürtige Südafrikaner war seit August 2010 Fulltime-Coach von Haider-Maurer.

Rückkehr in die Top 100

In dieser Zeit schaffte es "AHM" unter anderem ins Endspiel des Wr.-Stadthallen-Turniers und auf Rang 70 des ATP-Rankings.

Mit einem neuen Trainer an seiner Seite will der mittlerweile auf Rang 110 zurückgefallene Haider-Maurer die Rückkehr in die Top 100 schaffen und in Folge den nächsten Schritt nach vorne machen.

LAOLA1: Wie ist es zur Trennung von van Wyk gekommen?

Andreas Haider-Maurer: Wir haben uns zusammengesetzt und entschieden, dass wir getrennte Wege gehen. Es war nicht mehr so, wie es noch vor einem halben Jahr oder Jahr war. Das hundertprozentige Vertrauen und dieses gewisse Feuer haben gefehlt. Es war die richtige Entscheidung.

LAOLA1: Hattest du das Gefühl, dass er dich und dein Tennis nicht mehr weiterbringen kann?

Haider-Maurer: Wir sind einfach an einem gewissen Punkt angekommen, an dem ich etwas Neues brauche. Sobald das Vertrauen fehlt, ist es einfach ein Problem. Der Trainer ist schließlich deine einzige Bezugsperson bei einem Turnier.

LAOLA1: Hat es eine bestimmte Aktion gegeben, die zum Vertrauensverlust geführt hat?

Haider-Maurer: Nein, es ist nichts Bestimmtes passiert oder vorgefallen. Es war einfach eine Vielzahl von Kleinigkeiten.

LAOLA1: Was planst du für die Zukunft?

Haider-Maurer: Natürlich macht man sich Gedanken, ich habe jetzt aber keinen großen Stress. Derzeit trainiere ich in der Südstadt mit meinem Bruder Mario und mit meinem Konditionstrainer Christian Kohl. Dann spiele ich zwei Challenger in Marokko, danach ist der Davis Cup in Spanien. Nach dem Davis Cup brauche ich eine Lösung. Ich will aber nicht auf die Schnelle entscheiden, ich muss das gut überlegen und bin natürlich laufend am Schauen.

LAOLA1: Bislang hast du in Innsbruck gewohnt. Wirst du weiterhin dort  bleiben?

Haider-Maurer: Das wird schwierig. Ich würde eigentlich gerne wieder nach Wien zurück. Zuerst muss ich aber einen neuen Trainings-Stützpunkt suchen. Nach diesem muss ich mich dann richten.

LAOLA1: Deine Freundin Iris (Anm.: Khanna) hat ja auch bei van Wyk mittrainiert. Was hat sie in dieser Beziehung geplant?

Haider-Maurer: Iris ist erst im November operiert worden und konzentriert sich derzeit auf ihr Studium. Sie spielt aber auch dann nur jene Turniere, die sich ausgehen. Wenn's besser läuft, kann man weiter schauen. Was Karel betrifft, wird er kein Problem haben, einen neuen Job als Coach zu finden.

LAOLA1: Gibt es schon Kontakte zu möglichen Kandidaten?

Haider-Maurer: Man hat natürlich Kontakte und kennt die Leute. Solange ich nichts Konkretes habe, will ich aber in der Öffentlichkeit nicht über meine verschiedenen Möglichkeiten sprechen. 

LAOLA1: Der ÖTV hat in einer Aussendung geschrieben, dass er dir "jede mögliche Unterstützung" zukommen lässt. Wie sieht diese genau aus?

Haider-Maurer: Ich stehe ja in permanentem Kontakt mit Clemens Trimmel (Anm.: ÖTV-Sportdirektor und Davis-Cup-Kapitän). Er hilft mir so gut es geht. Ich kann in der Südstadt trainieren und bekomme Sparring-Partner zur Verfügung gestellt. Zur Überbrückung ist das sehr gut für mich. Nach dem Davis Cup will ich trotzdem eine Lösung finden.

LAOLA1: Wie geht's dir gesundheitlich? Du hast letzte Woche in Marokko wegen Fieber aufgeben müssen.

Haider-Maurer: Ich habe am Donnerstag wieder mit dem Training begonnen. Eigentlich geht's mir wieder ganz gut. Es dauert allerdings, so einen Virus wieder völlig weg zu bekommen. Ich bin jetzt quasi eine Woche gelegen. Es war aber nicht so schlimm wie die Lungenentzündung im letzten Jahr, die wirklich an meiner Substanz gezehrt hat. Diesmal hatte ich nur ein bisschen Fieber.

LAOLA1: Wie sind deine Erwartungen für die Challenger-Turniere in Marokko?

Haider-Maurer: Ich fliege nächsten Donnerstag hin. Ich habe seit dem Davis Cup eigentlich sehr gut gespielt. In Marokko habe ich mit Kuznetsov einen guten Spieler geschlagen, in der nächsten Runde glatt gewonnen und bin dann leider mit dem Virus flachgelegen. Das war sehr schade, da ich mir doch einige Titel-Chancen ausgerechnet habe. Ich fühle mich spielerisch trotzdem gut und habe auch genug Selbstvertrauen.

LAOLA1: Jürgen Melzer hat sich durch seinen Turniersieg in Memphis fix für die Olympischen Spiele qualifiziert. Spekulierst du auch noch mit einem Start in London?

Haider-Maurer: Da denke ich ehrlich gesagt gar nicht dran. Ich habe derzeit andere Ziele. Olympia ist natürlich etwas Besonderes, ich will mich aber in erster Linie in den Top 100 etablieren, damit ich fix bei den Grand-Slam-Turnieren spielen kann. Das ist schwierig genug und wird oft unterschätzt. Ob ich nämlich ein Challenger- oder ein ATP-Turnier spiele, ist von der Spieler-Qualität fast egal. Wenn ich im Ranking um 80 oder 70 stehe, denke ich an Olympia.

LAOLA1: Für das Davis-Cup-Duell gegen Spanien hat sich jetzt überraschend Rafael Nadal angekündigt. Wäre das nicht eine schöne Eröffnungspartie?

Haider-Maurer: Ja, das wäre gleich die erste Partie. Nadal ist mein großes Vorbild. Es wäre etwas ganz Besonderes, wenn der gegen uns spielen würde. Ich würde mich aber genauso vorbereiten wie für jedes andere Spiel. Außerdem muss man einmal abwarten, ob er überhaupt Davis Cup spielt. Wenn er in Indian Wells und Miami jeweils im Finale steht, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass er im Davis Cup antritt. Wenn er das machen würde, hätte er ja schon fix zugesagt.

Das Gespräch führte Christian Frühwald