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"Du musst den richtigen Partner haben"

Am Samstag um 18 Uhr fällt in Innsbruck der Startschuss zum zweiten Tiroler Salomon Frauenlauf. 

Mit dabei ist auch Sabine Kozak. Die 30-Jährige ist seit diesem Jahr Mitglied im Salomon Running Team.

Wie sie Training, Beruf und Familie unter einen Hut bringt, wie Laufen ihr Leben beeinflusst hat und vieles mehr erzählt die sympathische Kärtnerin im großen LAOLA1-Interview.

 

LAOLA1: Mit welchen Erwartungen startest du in den 2. Tiroler Frauenlauf?

Sabine Kozak: Die Saison ist für mich relativ langsam angelaufen. Das ist der erste Lauf, bei dem ich wieder laufen mag. Ich erfreue mich wieder an der Bewegung und werde die neuen Schuhe ausprobieren. Ich mag mir keinen Druck machen, aber ich hoffe schon, dass ich vorne dabei bin. Wir verbinden das mit einem Kurz-Urlaub. Damit nimmt man sich relativ viel Druck. Es gibt genug Frauen, die kannst du eine Stunde vor dem Start nicht mehr ansprechen. Die laufen dann zwei, drei Jahre und dann haben sie genug. Da zählt ein zweiter, dritter Platz nichts, die Zeit passt nicht. Ich war auch einmal kurz davor, so zu werden.  Dann muss man sich fragen, was wichtig ist.

LAOLA1: Welchen Schuh wirst du testen?

Kozak: Den neuen Salomon S-Lab.

LAOLA1: Der Frauenlauf geht  über 5 km, normalerweise bist du bei längeren und vor allem steileren Rennen am Start.

Kozak: Ja, normal laufe ich Rennen wie den Großglockner Berglauf und den Erzberglauf. Unter einer Stunde laufe ich selten, aber er passt vom Training her genau rein. Wenn du auf den längeren Strecken schneller werden willst, musst du erst einmal auf den kürzeren schnell sein. Ich habe mir in diesem Jahr relativ viele kurze Läufe herausgepickt, damit ich ein höheres Tempo kriege und nächstes Jahr auf den längeren schneller werde.

LAOLA1: Wie hast du dich auf die Saison vorbereitet?

Kozak: Im Winter gehe ich Langlaufen und Ski-Touren, also Grundlagentraining. Die schnelleren Einheiten kommen dann im Frühjahr. Wenn die Grundlagenausdauer fehlt, geht dir schneller die Kraft aus und du kannst dich nicht erholen.

LAOLA1: Du hast auch Job und Familie, wie bringst du alles unter einen Hut?

Kozak: Du musst den richtigen Partner haben. Mein Mann ist selber Läufer und hat relativ viel Verständnis. Es ist teilweise echt schwer. Ich bin Flugbegleiterin. Wenn ich auf Nachtflug bin, habe ich ewig Zeit zu trainieren. Daheim laufe ich mit meinem Mann. Ich habe ein Kind mit neun Jahren, das geht vormittags zur Schule. Da schaue ich, dass ich in dieser Zeit die langen Einheiten mache. Bei den schnelleren, kurzen fährt sie mit dem Rad mit. Es ist alles eine Einteilungssache. Wenn man alleine ist, ist es schwieriger als wenn man einen vollen Terminkalender hat.

Mit Kind und Familie ist es einfacher, weil man nicht sagen kann ‚ich mache das später‘ oder ‚ich mache morgen zwei Einheiten‘. Ich kenne den Unterschied. Ohne Familie war ich nicht so gut. Man hat den Rückhalt und besiegt den inneren Schweinehund leichter. Jetzt fahren wir gemeinsam nach Tirol zum Frauenlauf. Mein Mann begleitet mich gerne. Wenn man den falschen Partner hat, ist das natürlich sehr schwer. Es geht doch das ganze Wochenende drauf. Man kann am Abend ja nicht so tun, als sei am nächsten Tag kein Lauf.

LAOLA1: Wieso läufst du lieber Rennen, an denen Männer und Frauen teilnehmen?

Kozak: Es ist einfach eine ganz andere Stimmung. Bei so einem kurzen Lauf ist es egal, aber wenn man auf den Bergen 1:30 Stunden unterwegs ist, ist es in einem gemischten Feld netter zu laufen. Die meisten Frauen sind ehrgeiziger als Männer. Männer behalten die Lockerheit leichter als Frauen.

Mein Mann freut sich immer, wenn er starke Konkurrenz hat, weil dann mehr gefordert wird und besser läuft. Ich denke mir ‚die ist auch da und die ist da, das wird schwierig‘. Ich glaube, das ist in den Genen drinnen. Das bekommt man nicht raus. Dafür haben wir andere Stärken. Wir sind multitaskingfähig, können fünf Dinge auf einmal.

LAOLA1: Wie siehst du die Zukunft von Trail Running?

Kozak: Der Trend geht einfach immer mehr zum Trail Running. Die Leute laufen lieber die Trails als die richtig schweren Bergläufe. Dort gewinnen immer dieselben und vorne dabei zu sein, ist echt schwer. Ich laufe relativ viele Straßen- und Volksläufe, da ist es immer heiß. Die Trail-Läufe sind meistens im Schatten.

Ich stecke meine Kollegen mit dem Laufen an. Ich ziehe im Hotel die Schuhe an und gehe raus. Du entdeckst Dinge, die würdest du als Fußgänger nie erreichen. In den Städten gibt es immer Oasen und super Trails. Mit der Zeit entwickelt man einen Blick dafür. Das gibt einem ein Gefühl von Freiheit.

LAOLA1: Gibt es ein Rennen, bei dem du unbedingt an den Start gehen willst?

Kozak: Auf lange Sicht möchte ich einen Marathon laufen. Unbedingt möchte ich den Erzberglauf noch einmal bestreiten. Das war mein schönster Sieg (2009/Anm.). Damals bin ich ohne Erwartungen hin und habe gewonnen. Das war der Überhammer. Das kann man nicht mehr toppen. Ein Ziel ist auch der Großglockner Berglauf. Auf den Achenseelauf freue ich mich besonders.

LAOLA1: Hast du ein Motto, mit dem du in ein Rennen startest?

Kozak: Wenn ich nicht antreten würde, habe ich schon verloren. Ein englisches Sprichwort besagt: You will always miss 100 percent of the shots you don’t take.

 

Das Gespräch führte Martina Gugglberger

LAOLA1:Wie bist du zum Laufen gekommen?

Kozak: Ich habe als 12-Jährige beim KAC angefangen und  beim  Klagenfurter Stadtlauf mitgemacht, weil man ein Auto gewinnen konnte. Das wollte ich unbedingt für meine Eltern gewinnen. Ich war vorne dabei. Herr Käfer, er war damals Hauptschullehrer meiner Schwester und ist jetzt unser Verbandspräsident, hat mich angesprochen und gefragt, ob ich nicht trainieren will. Das habe ich fünf, sechs Jahre gemacht. Dann ist es mir zu blöd geworden, nur im Kreis und gegen Frauen zu laufen. Außerdem war es natürlich spannender am Wochenende mit dem Freund ins Strandbad zu gehen, als in irgendeine Stadt zu fahren und kein Eis zu essen und nicht in der Sonne zu liegen. Also habe ich zwischenzeitlich aufgehört.

Beim Klagenfurter Stadtlauf hat mich der Bürgermeister gefragt, warum ich nicht mitlaufe. Ich war ohne Training vorne dabei und da hat mich mein ehemaliger Trainer überredet, dass ich wieder zum Lauftreff komme. Mein zukünftiger Mann hat gehört, dass da jetzt eine ist, die relativ gut läuft und vorne dabei ist. Es hat gleich gefunkt. Er ist ein super Bergläufer und hat mich zu den Rennen mitgenommen. Ich bin ein, zweimal rauf gegangen, dann habe ich mir gedacht ‚eigentlich bist blöd, ich laufe selber rauf‘. Ich bin von Jahr zu Jahr stärker geworden. Das war alles Bestimmung. Das war nicht mein Plan.

Nach der Babypause habe ich voll angefangen. Vor zwei Jahren bin ich bei den Kärntner Läufen immer unter den ersten Drei gewesen und habe einen Trainer bekommen. Im Vorjahr ist das Konzept voll aufgegangen. Die Krönung meiner Karriere war heuer die Aufnahme ins Salomon-Team.