news


Hallo, liebe LAOLA1-User,

ich verrate euch kein Geheimnis, wenn ich sage, dass ich richtig enttäuscht war, dass es in diesem Jahr nicht für die Tour de France gereicht hat beziehungsweise das Team eine andere Taktik als im Vorjahr fährt.

Anfangs bin ich den Berichten zu diesem Thema und zur Tour überhaupt aus dem Weg gegangen. Es ist nun einmal das Größte, was man als Radprofi erreichen kann – und ich wäre wirklich gerne beim 100-Jahr-Jubiläum dabei gewesen.

Aber so hatte ich die Möglichkeit, wieder einmal die Österreich-Rundfahrt zu bestreiten. Und die genieße ich in vollen Zügen, obwohl mir die Strecke nicht wirklich entgegen kommt.

Aber ansonsten: Alles ist perfekt organisiert, das Wetter passt, das Essen schmeckt, ich bin richtig glücklich.

Es freut mich, welche Entwicklung das Rennen in den letzten Jahren genommen hat. Das Fahrerfeld ist unglaublich stark, die Etappen sind extrem schnell.

Dafür sorgen auch die perfekten Straßen. Am Donnerstag sind wir auf 230 Kilometern einen Schnitt von 46 km/h gefahren, das zeigt schon die Klasse der Rundfahrt.

Was das mit der Tour de France zu tun hat? Ganz einfach: Es heißt immer, dass der Termin nicht glücklich ist, weil man gleichzeitig mit der Tour fährt.

Ich kann dazu nur so viel sagen: Natürlich ist das nicht ganz glücklich, aber aus meiner Sicht passt der Termin ganz gut.

Auch weil es nicht so viele Alternativen im Rennkalender der UCI gibt. Es gibt die alteingesessenen Veranstaltungen und neue Rennen, die hineindrängen. Da den perfekten Termin finden, das ist nicht so einfach. Aber bei der gebotenen Qualität sicher machbar.

Ein weiterer Punkt ist die TV-Übertragung. Jetzt fahren wir nach Mitternacht im Fernsehen, international findet die Ö-Tour nicht statt.

Natürlich sind die Übertragungskosten hoch, aber das Rennen hat so viel Tradition und Historie, um es so einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Da muss man auch den ORF in die Pflicht nehmen.

Hoffentlich setzt ein Umdenken ein, wenn am Sonntag Riccardo Zoidl in Wien in Gelb über die Ziellinie fährt. Er ist bis hierhin eine super Rundfahrt gefahren und für mich der große Favorit, denn Ricci ist auch ein klasse Zeitfahrer.

Und dann dreht er in Wien noch ein paar Runden am Ring und reißt im Gelben Trikot die Hände hoch. So wird's kommen!

So sehr ich mich über seine Erfolge freue, so sehr hat es mich betroffen gemacht, das Ausmaß und die Schäden der Hochwasser-Katastrophe entlang der Donau zu sehen.

Es ist zwar schon eine Zeit her und leider auch wieder aus dem medialen Fokus. Deshalb habe ich 1.500 Euro in den Sammeltopf geworfen und werde im Fahrerlager noch bis Sonntag mit dem Hut herumgehen.

 

Bis zum nächsten Mal,

euer Bernie




Bernhard Eisel ist Österreichs erfolgreichster Radprofi der letzten Jahre. Der Steirer war zuletzt neun Mal in Folge bei der Tour de France am Start und ist damit auch ÖRV-Rekordteilnehmer. Seit 2012 fährt Eisel für das britische Team Sky, das im Vorjahr einen Doppelsieg feiern konnte. Mehr über den 32-Jährigen auf seiner facebook-Seite.