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Der lange Leidensweg von Leopold König

Der lange Leidensweg von Leopold König

Im letzten Jahr war er eine der größten Überraschungen bei der Österreich-Rundfahrt.

Mit seinem zweiten Platz in der Gesamtwertung distanzierte Leopold König Größen, wie Carlos Sastre und Thomas Rohregger. Nebenbei holte sich der 25-jährige Tscheche auch noch den Sieg in der Nachwuchs-Wertung.

Seitdem ist die Karriere des Netapp-Profis aber etwas ins Stocken geraten. In den letzten sieben Monaten wurde der Teamkollege von Daniel Schorn und Matthias Brändle von einer mysteriösen Rücken-Verletzung geplagt. An der Stätte seines größten Erfolgs soll es nun aber wieder bergauf gehen.

Bei LAOLA1 spricht König über seinen Leidensweg, die Schwierigkeiten des am Montag anstehenden Kitzbüheler Horns und die Chancen der Österreicher.

LAOLA1: Letztes Jahr bist du bei der Ö-Tour Zweiter geworden. Heuer muss dein Ziel also der Sieg sein, oder nicht?

Leopold König: Wenn die Dinge gut laufen würden, dann schon. Aber nachdem ich die erste Saisonhälfte verletzt war, wäre ich schon froh, ohne Schmerzen mein Bestes geben zu können.

LAOLA1: Du hättest der Kapitän deines Teams beim Giro sein sollen. Dann hast du dich verletzt. Was ist passiert?

König: Ich hatte schon im letzten Jahr Probleme im unteren Rückenbereich. In der Winterpause tat ich alles, um herauszufinden, was es ist. Aber in den ersten Rennen im Frühjahr tauchte es wieder auf. Es machte keinen Sinn. Niemand konnte mir helfen, nicht einmal die besten Ärzte und Physiotherapeuten. Deswegen musste ich meinen Giro-Start absagen.

LAOLA1: Ist die Ö-Tour nun dein Saison-Highlight, nachdem du die Italien-Rundfahrt verpasst hast?

König: Nach dem siebenmonatigen Leidensweg ist die Ö-Tour mein erstes echtes Ziel in dieser Saison. Ich freue mich schon sehr darauf.

LAOLA1: Hast du dir schon die Etappen angesehen? Es sind einige schwierige Berge dabei. Wie hart wird es für euch?

König: Ich habe den Streckenplan sofort nach dem Erscheinen studiert. Ich bin sehr angetan von der Route. Es ist ähnlich zum letzten Jahr, also ist es perfekt.

LAOLA1: Die zweite Etappe mit dem Ziel am Kitzbüheler Horn wird sehr wichtig für das Gesamtklassement. Wie gefällt dir das Horn?

König: Ich bin einmal raufgefahren und landete direkt am Podium. Da muss ich es mögen (grinst).

LAOLA1: Was sind die speziellen Schwierigkeiten? Denkst du, dass du die Etappe gewinnen kannst?

König: Das Horn ist ein wirklich harter Berg. Du musst sehr intelligent und clever fahren. Wenn du nicht die beste Form hast und klug fährst, kannst du auch ein relativ gutes Resultat erzielen. Ich bin seit meiner Verletzungspause noch keine Bergankunft gefahren. Deswegen bin ich nicht sicher, wie gut ich so einen steilen Anstieg bewältigen kann. Aber natürlich werde ich versuchen, zu gewinnen.

LAOLA1: Neben dem Horn ist vor allem die fünfte Etappe mit dem Ziel am Sonntagberg interessant. Der Schlussanstieg ist kurz, aber steil. Könnte dieser für die Gesamtwertung entscheidend werden?

König: Ich glaube nicht, dass dort der Kampf um das Gelbe Trikot entschieden wird. Aber wenn ein Favorit einen schwarzen Tag erwischt, kann er dort wertvolle Sekunden verlieren. Vielleicht wird dieses Teilstück wichtiger, als die Glockner-Etappe.

LAOLA1: Die endgültige Entscheidung über den Gesamtsieg wird wohl beim Zeitfahren in Podersdorf fallen. Letztes Jahr bist du dort 16. geworden. Wie schätzt du deine Zeitfahrfähigkeiten ein?

König: Ich bin kein Spezialist, aber bei Rundfahrten nach einigen Etappen bin ich nicht so schlecht. Das letzte Zeitfahren bestritt ich bei der Bayern-Rundfahrt. Dort wurde ich trotz einiger technischer Probleme 22. Also gehe ich durchaus optimistisch in den Kampf gegen die Uhr.

LAOLA1: Mit Daniel Schorn und Matthias Brändle hast du zwei österreichische Teamkollegen. Was können sie bei der Ö-Tour erreichen?

König: Beide haben in diesem Jahr schon bewiesen, dass sie gute Resultate einfahren können. Also für beide ist ohne Zweifel ein Etappensieg drinnen. Für Daniel in einem Massensprint und für Matthias aus einer Spitzengruppe heraus.

LAOLA1: Mit Thomas Rohregger hat ein anderer Österreicher angekündigt, die Rundfahrt gewinnen zu wollen. Du kennst ihn vom letzten Jahr. Wird er einer deiner stärksten Rivalen sein?

König: Natürlich. Letztes Jahr war er sehr stark am Kitzbüheler Horn. Ich hatte Glück, dass er auf den letzten zwei Kilometern viel Zeit verlor. Dann vergab er im Zeitfahren die Chance auf das Podium.

LAOLA1: Last but not least – Wie gefällt dir die Ö-Tour im Vergleich zu anderen Rundfahrten?

König: Du kannst sie mit Rennen wie der Tour de France, Giro d’Italia, Vuelta oder Tour de Suisse vergleichen. Sie hat alles, was eine Top-Rundfahrt braucht: Eine Bergankunft, Etappen im Gebirge, ein Zeitfahren und das Ziel in der Hauptstadt. Mit der Geschichte und der perfekten Organisation könnt ihr stolz darauf sein!

 

Das Interview führte Jakob Faber