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"Es gibt mehr als nur Skifahren"

Unter den aktiven Raprofis gibt es kaum einen größeren Namen als Fabian Cancellara.

Der Schweizer ist Zeitfahr-Olympiasieger und mehrfacher Weltmeister im Kampf gegen die Uhr. Er gewann dreimal Paris-Roubaix sowie zweimal die Flandern-Rundfahrt und trug bei der Tour de France schon mehrfach das Gelbe Trikot.

Nun startet der Superstar bei der Ö-Tour. Sie passt Cancellara einfach besser ins Programm als die Frankreich-Rundfahrt, weswegen „Fabü“ bei seinem Team darauf gedrängt habe hier zu sein, wie er im LAOLA1-Interview erklärt.

Außerdem spricht der Routinier über seine Rolle als Leader im Team RadioShack und meint, dass es in Österreich mehr geben muss als nur Skifahren und Skispringen.

LAOLA1: Du bist am Samstag aus persönlichen Gründen später angekommen. Bist du trotzdem ausgeschlafen und fit genug für die Ö-Tour?

Fabian Cancellara: Ich wäre gerne früher gekommen, aber es sind vorher noch Sachen angestanden. Heute war nicht unbedingt mein Terrain, aber das passt schon so. Die ersten zwei Tage sind so wie sie sind, ab dann ist die Rundfahrt mehr für meine Bedürfnisse. Es ist eine Rundfahrt, die ich brauche und die sehr gut ins Programm passt.

LAOLA1: Ist die Ö-Tour besser als WM-Vorbereitung geeignet, als die Tour de France?

Cancellara: Das werden wir im September sehen. Der Juli ist eine Übergangsphase in den August. Da muss man fahren. Die Tour kam für mich einfach nicht gelegen, ich wollte etwas anderes. Meine Schwerpunkte sind der Frühling und der Herbst. Aber zuhause mit einem Touristen-Rad zu fahren geht auch nicht. Das ist zu wenig. Ich brauche Rennen. Ich habe irgendwo auch darauf gedrängt, hier dabei zu sein.

LAOLA1: Das Team wollte dich ja eigentlich lieber in Frankreich sehen.

Cancellara: Klar ist für das Team und die Sponsoren das Prestige wichtig, aber man muss da einen Kompromiss finden. Am Ende des Tages kann ich mitentscheiden. Und ich denke, die Entscheidung war richtig. Auch kleinere Rennen haben es sich verdient, große Leute zu haben. Dieses Jahr hatte die Ö-Tour große Schwierigkeiten, aber wenn man sieht wer hier alles mitfährt, muss man im Kalender schon gut suchen, wo so gute Leute am Start sind. Die Weltelite ist da und das ist schön. Es zeigt, dass das Rennen gebraucht wird. Klar fokussiert sich alles auf die Tour de France, aber hier haben wir frühere Ankunftszeiten, da könnte der ORF ein bisschen mehr mitarbeiten. Es gibt auch anderes als Skispringen und Skifahren. Schade, dass Tommy (Anm.: Rohregger) als Lokalmatador nicht dabei ist.

LAOLA1: Wie sieht die Team-Taktik ohne Rohregger aus?

Cancellara: Wir haben gute Jungs, gute Bergfahrer. Klar, die kommen alle aus dem Giro raus und haben jetzt eine längere Pause gehabt. Aber wir haben ein gutes Team und werden schauen, dass wir uns so in Szene setzen, dass wir abends auch mal einen Kaiserschmarren essen dürfen.

LAOLA1: Du warst 2002 schon einmal bei der Ö-Tour. Wie erinnerst du dich an diese Zeit? Hat sich auf den ersten Blick viel verändert?

Cancellara: Ich weiß, dass wir die Felbertauern runtergefahren sind, das geht ja heuer nicht. Dass ich das Zeitfahren damals gewonnen habe, war ein Riesending. Es war das höchst eingestufte Rennen, das wir damals fahren durften. Ein Highlight. Das Wetter war perfekt, es war gut organisiert. Das Gleiche erwartet mich heuer auch, denke ich. Eine gute Rundfahrt mit guter Stimmung. Und natürlich Berge, wie das in vielen Teilen Österreichs nun einmal so ist. Ich kenne die Straßen des Landes. Ich bin das Kriterium in Wien gefahren, ich war in Oberösterreich dabei und natürlich auch bei der WM in Salzburg.

LAOLA1: Wie gut kennst du die Straßen in Podersdorf? Wie liegt dir das komplett flache Zeitfahren dort?

Cancellara: Das dürfte mir eigentlich gut liegen. Aber das ist noch weit weg. Ich habe keine Ziele hier, ich schaue von Tag zu Tag was möglich ist. Vielleicht auch einmal eine Fluchtgruppe oder einfach da zu sein, als Leader im Team. Ein Leader muss nicht immer gewinnen, aber es heißt intern präsent zu sein und den Jungs zu zeigen, wo sie Chancen haben.

LAOLA1: Zum Zeitfahren hat sich euer General Manager Luca Guercilena angekündigt. Auch ein Zeichen der Wertschätzung für dich und die Ö-Tour?

Cancellara: Ja, sicher. Die Ö-Tour hat ja eine lange Geschichte, Klasse und Charme. Auch für uns als Team ist es ein Zeichen der Wertschätzung. Der Team-Manager kennt auch die Organisatoren. Das ist das schöne. Die Ö-Tour ist nicht irgendeine Rundfahrt, wo man hinkommt und wieder geht. Einige Fahrer von uns sind schon das dritte oder vierte Mal hier und sagen: „Hey, I love this race!“.

LAOLA1: Eine letzte Frage: Dein Vertrag läuft aus, wie sieht es bezüglich einer Verlängerung aus?

Cancellara: Es gibt Gespräche, das ist klar und kein Geheimnis. So lange aber nichts unterschrieben ist, ist auch nichts offiziell.


Máté Esterházy/Jakob Faber