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Pömer: "Sie hätten es auch ohne mich geschafft"

Pömer:

Österreicher, die im internationalen Radsport-Geschäft etwas zu sagen haben, sind rar gesät.

Christian Pömer ist einer von ihnen. Er verdient seine Brötchen als sportlicher Leiter im Team NetApp-Endura und ist damit der einzige rot-weiß-rote Vertreter, der bei einem Profiteam eine Führungsposition einnimmt.

So gesehen ist es wenig verwunderlich, dass der 36-Jährige seine Finger im Spiel hatte, ehe der Rennstall bekanntgab, die beiden ÖRV-Hoffnungen Patrick Konrad und Gregor Mühlberger ab 1. August als Stagiaires unter Vertrag zu nehmen.

Der ehemalige Pedalritter, der seine Karriere 2007 im Team Vorarlberg beendete, stand immer wieder mit den beiden Kletterspezialisten in Kontakt und ließ seine Beziehungen spielen.

"Sie hätten es auch ohne mich geschafft"

„Ich habe so viel Wirbel gemacht wie möglich“, erklärt er im Gespräch mit LAOLA1, stellt zugleich aber klar: „Sie hätten es auch ohne mich geschafft.“

In den kommenden Wochen haben der 22-jährige Konrad und sein um zwei Jahre jüngerer Kollege die Gelegenheit, sich beim ProContinental-Rennstall für weitere Aufgaben zu empfehlen und einen Profivertrag für 2015 an Land zu ziehen. Dann geht die Equipe unter dem Namen Bora an den Start.

Der künftige Hauptsponsor verkündete via Twitter bereits seine Vision: „Team Bora wird sich etwas mehr auf deutsche und österreichische Talente fokussieren als NetApp-Endura.“ Optimale Voraussetzungen für Konrad und Mühlberger.

Gute Chancen auf einen Profivertrag

Das sieht auch Pömer so. „Wenn sie nicht enttäuschen, haben sie sicher gute Chancen auf einen Mehrjahres-Vertrag.“ Er gibt aber auch zu bedenken, dass der Umstieg kein Honiglecken wird.

Während bislang die Österreich-Rundfahrt, bei der die beiden mit starken Leistungen aufhorchen ließen, das absolute Saison-Highlight darstellte, folgt fortan ein solcher Event nach dem anderen.

„Ab sofort gibt es alle 14 Tage eine Ö-Tour für die beiden, das kann eine gscheite Watschn bedeuten. Die Competition bei diesen Rennen ist eine ganz andere, dort geht es auf jedem Terrain zur Sache.“

Sich in diesem Umfeld zu behaupten, wird zur größten Herausforderung der ÖRV-Jungstars. Bei Konrad hatte Pömer zwischenzeitlich bedenken. „Aus meiner Sicht ist er bei der Oberösterreich-Rundfahrt (Konrad gewann sie, Anm.) neu zum Leben erwacht. Ich hatte ihn davor fast ein bisschen abgeschrieben. Seither fährt er aber richtig stark.“

Poemer ist sportlicher Leiter bei NetApp

Weitere große Talente

Doch nicht nur den beiden Auserwählten traut der sportliche Leiter den Sprung in die Weltelite zu, auch weitere Österreicher würde er nur allzu gerne im Konzert der Großen agieren sehen.

„Die beiden gehören sicher zu den größten Talenten, aber es gibt noch weitere. Felix Großschartner (20) und Lukas Pöstlberger (22) betrachte ich dahingehend als gleichwertig.“ Beide wurden allerdings in der jüngeren Vergangenheit von Verletzungen zurückgeworfen und konnten daher ihr großes Können noch nicht zeigen.

Schorn "hat man gerne in seinem Team"

Dagegen präsentiert sich Daniel Schorn aktuell in starker Form bei der parallel zur Tour de France stattfindenden Tour of Qinghai Lake in China. Der 25-Jährige pedaliert bereits seit 2011 für NetApp und hat in den letzten zehn Tagen sechs Top-Ten-Plätze eingefahren.

Seine Chancen, auch 2015 das Trikot des besten deutschen Rad-Teams überstreifen zu dürfen, stehen laut Pömer „sehr gut“. Nach einem „grottenschlechten“ Jahr 2013 zeige der Salzburger, wozu er im Stande ist.

„Er ist ein Routinier, den man gerne in seinem Team hat. Daniel ist ein klasse Fahrer.“ Schorn könnte demnach schon bald Anführer einer kleinen Österreicher-Filiale sein. Dem heimischen Radsport würde es gut tun.


Christoph Nister