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Quintana eine Klasse für sich, Tinkov (t)wittert Skandal

Quintana eine Klasse für sich, Tinkov (t)wittert Skandal

Nairo Quintana gab der Konkurrenz Rätsel auf.

Zunächst, weil er dem Giro d'Italia in den bisherigen Bergetappen nicht jenen Stempel aufdrückte, den man erwartete.

Jetzt, weil der Movistar-Profi - nach einem Sturz und fünf Tagen mit Antibiotika im Körper voll genesen - wieder bei Kräften ist, die Konkurrenz auf der Königsetappe der 97. Italien-Rundfahrt im Griff hatte und sämtliche Rivalen im Kampf um den Gesamtsieg deutlich distanzierte.

Von Rang fünf ins "maglia rosa"

Als Fünfter, mit 2:40 Minuten Rückstand auf seinen kolumbianischen Landsmann Rigoberto Uran, startete er in das 16. Teilstück, das von Schneefall über Regen bis hin zu Sonnenschein alles bot, was der Wettergott im Talon hatte.

Im Rosa Trikot und mit 1:41 Minuten Vorsprung auf den Omega-Pharma-Kapitän beendete er selbiges.

Meterhohe Schneewände türmten sich auf der Königsetappe des Giro auf

Mit einer Attacke auf der Abfahrt vom Stelvio-Pass, die nicht unumstritten war - später mehr dazu - hatte sich der Vorjahres-Zweite der Tour de France von sämtlichen potenziellen Siegkandidaten gelöst.

Gemeinsam mit Ryder Hesjedal, Giro-Triumphator von 2012, und Pierre Rolland, einem der kämpferischsten Fahrer der diesjährigen Ausgabe, ging er in den Schlussanstieg.

Dort hielt er stets die Zügel in der Hand und siegte schließlich solo. "Ich bin heute richtig gut geklettert", zeigte sich der Etappensieger im Ziel zufrieden.

"Ich habe alles gegeben"

Zur entscheidenden Situation - der Attacke in der Abfahrt - meinte er: "Wir sind zusammen den Stelvio hochgefahren und in die Abfahrt gegangen. Dort haben sich vier oder fünf von uns gelöst. Ich bin meinen Rhythmus gefahren und habe alles gegeben."

Vorwerfen kann man dem 24-Jährigen nichts, in den Konkurrenz-Teams war die Konfusion allerdings riesig. Kein Wunder, wusste doch niemand genau Bescheid, was passiert war.

Während der Auffahrt machte das Gerücht die Runde, dass es aus Sicherheitsgründen eine Neutralisationszone zwischen Gipfel und Tal geben soll.

Wenig später folgte die vermeintliche Bestätigung durch die Giro-Organisatoren. "Stelvio Abfahrt neutralisiert aufgrund von Schnee", lautete ein Tweet. (siehe Screenshot 1)

Einige Teams schenkten diesen Informationen Glauben, andere wiederum nicht. Ein Durcheinander war nicht mehr zu verhindern.

Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass der Tweet wieder gelöscht und durch folgenden ersetzt wurde: "Falsche Kommunikation: Keine Neutralisierung der Abfahrt vom Stelviopass. Entschuldigung für die falsche Information."

Gleich mehrere sportliche Leiter warfen der Rennleitung vor, die Etappe durch diesen Fehler mitbeeinflusst zu haben, darunter Urans Boss Davide Bramati, Cannondale-Chef Roberto Amadio und Luca Guercilena von Trek.

Seinen Unmut äußerte auch Tinkoff-Saxo-Besitzer Oleg Tinkov. Der russische Exzentriker und Besitzer eines Kredit-Unternehmens hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg und verschaffte sich auf Twitter Luft (siehe Screenshot 2).

"Was für eine schwache Giro-Organisation! Sie sagten neutralisierte Abfahrt und Quintana attackierte. Gibt es überhaupt Fair Play im Radsport? #Schweinerei #Skandal", war er außer sich vor Wut.

Auch Michael Rogers, vor wenigen Tagen Etappensieger und wichtigster Helfer von Rafal Majka, fand klare Worte. "Das heutige Kommunikations-Durcheinander ist eine weitere Demonstration dafür, dass der Straßenradsport klare Regeln braucht für extreme Wettersituationen."

Quintana sah es gelassen, er hat sich schließlich nichts zu Schulden kommen lassen. "Wir wussten alle, dass die Kurven gefährlich sein wurden. Ich habe sie locker genommen", erklärte der neue Leader.

Der Kolumbianer wird von Tag zu Tag stärker und schwebt nach seinem Husarenritt auf Wolke sieben. Die Konkurrenz rätselt dagegen.


Christoph Nister