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"Fall Contador" zieht sich hin - "Die Dinge laufen gut"

Die Aktenberge sind enorm, der Fall ist offensichtlich komplizierter als gedacht. Die Doping-Verhandlung gegen den dreifachen Tour-de-France-Sieger Alberto Contador könnte länger als die vier veranschlagten Tage dauern.

Zumindest das sickerte nach spanischen Medienberichten am Dienstag aus der zweiten Anhörungsrunde vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne durch.

Das mehrköpfige Team der Anwälte des spanischen Radprofis habe mit Zufriedenheit den ersten Verhandlungstag am Montag resümiert. "Die Dinge laufen gut", hieß es aus dem Contador-Lager.

Doping-Vorwurf entkräften

Zum einen muss der 28-jährige Madrilene den Doping-Vorwurf durch den positiven Befund auf das Kälbermastmittel Clenbuterol am zweiten Ruhetag der Tour am 21. Juli 2010 entkräften.

Zum anderen wird ihm von den beiden Klageparteien, dem Radsport-Weltverband (UCI) und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), vorgeworfen, eine unerlaubte Bluttransfusion vorgenommen zu haben.

Plastikrückstande in seinem Blut hätten darauf hingewiesen, hieß es in der WADA-Anklage. Ein Beleg dafür könnten auch unregelmäßige Hämoglobin-Werte in seinem Blut vom Mai 2010, also zwei Monate vor dem positiven Test, sein. Contadors Blutpass soll angeblich darüber Auskunft geben. Der Superstar hat Doping stets bestritten.

Die Clenbuterol-Werte und Rückstände von Kunststoff, die auf die Lagerung von Blut in Beuteln hinweist, waren vom Anti-Doping-Labor in Köln analysiert worden. Nach spanischen Presseberichten sollte dazu der Institutsangestellte Hans Geyer befragt werden.

Fleischhauer sagte aus

Zu Beginn der Verhandlung hatte bereits der Fleischhauer Xabier Zabaleta aus der nordspanischen Stadt Irun für die Anklage ausgesagt. Angeblich hätte ein Betreuer des kasachischen Teams Astana dort während der Tour 2010 Clenbuterol-belastetes Fleisch gekauft und später in Pau für Contador und drei weitere Profis zubereitet.

2010 hatten die spanischen Behörden 14.179 Fleischproben genommen - keine einzige zeigte Clenbuterol-Spuren. Wegen besserer Übersetzungsmöglichkeiten war die Verhandlungsrunde am Vortag kurz nach Beginn aus dem beschaulichen CAS-Sitz Chateau de Bethusy ins IOC-Hauptquartier umgezogen.

Die "L'Equipe" berichtete, der wie seine Verteidiger und alle Prozessbeteiligten schweigsame Contador hätte den IOC-Sitz am Montagabend mit einem breiten Lächeln verlassen. Insgesamt 16 Anwälte und 23 Zeugen sind für die ursprünglich bis Donnerstag angesetzte Anhörung aufgeboten.

Geplant war laut Medienberichten auch der Einsatz eines Lügendetektors des US-Spezialisten Luis Royner, um Contador zu entlasten. Allerdings ist der Wert dieser Maschine umstritten. Royner hatte auch die Leichtathletin Marion Jones auf diese Weise befragt. Dabei hatte sie gesagt, nie gedopt zu haben. Das Gegenteil wurde 2007 erwiesen. Die fünffache Medaillengewinnerin von Sydney wurde schuldig gesprochen und musste sechs Monate ins Gefängnis.