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Stimmen zur Sperre gegen Alberto Contador

Stimmen zur Sperre gegen Alberto Contador

Auszug aus dem Urteil des Obersten Sportgerichts:

"Alberto Contador argumentiert, dass Clanbuterol über verunreinigtes  Rindfleisch in seinen Körper gelangt sei. Die UCI (Radsport-Weltverband, Anm.) und die WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur) halten es für wahrscheinlicher, dass der positive Dopingtest durch eine Bluttransfusion oder ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel verursacht worden sei.

Das Gremium ist der Ansicht, dass es keine bewiesenen Fälle gibt, wonach spanisches Rindfleisch zu einem positiven Test geführt hat. Spanien ist nicht bekannt dafür, dass es ein Clenbuterol-Problem im Rindfleisch gibt, kein anderer Athlet hat deswegen einen positiven Test abgegeben.

... Obwohl verunreinigtes Fleisch und eine Bluttransfusion theoretisch mögliche Erklärungen sein könnten, hält sie das Gremium für höchst unwahrscheinlich. Nach Meinung des Gremiums und nach vorliegenden Beweisen ist Clenbuterol offensichtlich durch Einnahme verunreinigter Nahrungsergänzungsmittel in den Körper gelangt.

Daher, und weil keine Gründe für eine Reduktion oder Unterdrückung einer Sperre gegeben waren, entschied das Gremium, dass Alberto Contador nach UCI-Reglement mit einer zweijährigen Sperre zu bestrafen ist."

Stimmen zum Urteil:

Pat McQuaid (Präsident Radsport-Weltverband): "Das Urteil des Sportgerichtes bestätigt die Position der UCI. Trotzdem verspüren wir keine Genugtuung. Wir begrüßen die Entscheidung vor allem deshalb, weil sie das Ende einer langdauernden Angelegenheit darstellt, die für den Radsport äußerst schmerzhaft war. Das ist ein trauriger Tag für unseren Sport. Manche werden von einem Sieg reden, aber das ist nicht der Fall. Es gibt beim Thema Doping keine Gewinner. Jeder Fall ist ein Fall zu viel."

Andy Schleck (LUX/Toursieger 2010 nach Disqualifikation Contadors wegen Dopings): "Es gibt keinen Grund, jetzt glücklich zu sein. Zuallererst bin ich traurig wegen Alberto. Ich habe immer an seine Unschuld geglaubt. Das ist ein sehr trauriger Tag für den Radsport. Positiv ist nur, dass es nach 566 Tagen Ungewissheit ein Urteil gibt. Ich vertraue darauf, dass die Richter nach dem Studium des 4.000-Seiten-Dossiers alles berücksichtigt haben. Wenn ich zum Gesamtsieger der Tour 2010 erklärt werde, macht mich das nicht glücklich. Ich habe mit Contador im Rennen gekämpft und verloren. Mein Ziel ist es, die Tour auf sportlichem Weg zu gewinnen, nicht vor Gericht. Wenn ich heuer gewinne, wird es mein erster Tour-Sieg sein."

Michele Scarponi (ITA/Giro-Sieger 2011 nach Disqualifikation Contadors): "Ich nehme die Entscheidung im Fall Contador zur Kenntnis. Es tut mir sehr leid für Alberto. Diese Entscheidung hat keinen Einfluss auf den Wert des von mir erzielten Resultats und meine künftigen Ziele."

Christian Flick (Rechtsanwalt und Sportrechts-Experte): "Das Urteil hat massive Auswirkungen im internationalen Sportrecht. Sportler müssen sich so weit exkulpieren, dass sie mit hundertprozentiger Sicherheit die Unschuld beweisen können. In einem Strafverfahren wird im Zweifel zugunsten des Angeklagten entschieden, hier aber im Zweifel gegen den Athleten, der sich nach außen hin nicht hundertprozentig reinwaschen kann. ... Das ist eine unglaubliche Verschärfung, weil die ganze Beweislast auf dem Rücken des Athleten ruht."

Hans-Michael Holczer (GER/Chef Rad-Teams Katusha): "Ich kann nicht jubeln, weil wieder Negativschlagzeilen produziert wurden. Aber es ist auch als gutes Zeichen zu werten, dass unabhängig von Person und Reputation ein solches Urteil gefällt wurde."

Carlos Sastre (ESP/Tour-Sieger 2008): "Das Urteil entbehrt jeder Logik. Man kann einen Profi nicht zu einer Sperre verurteilen, wenn ihm kein Doping nachzuweisen ist."

Bjarne Riis (DEN/Teamchef Saxo Bank):  "Das Ergebnis ist natürlich nicht das, was wir uns erhofft haben. Momentan sind wir dabei das Urteil und die Dokumentation zu prüfen, um die Entscheidung besser verstehen zu können."