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Kritik an "Unabhängiger Kommission"

Kritik an

Die Welt-Anti-Doping-Behörde (WADA) und die US-Anti-Doping-Agentur (USADA) kritisieren die vom Radsport-Weltverband (UCI) ins Leben gerufene "Unabhängige Kommission" zur Untersuchung der möglichen Verstrickungen der UCI-Spitze in Doping-Machenschaften von Lance Armstrong scharf.

Der US-Superstar soll in seinem noch nicht ausgestrahlten TV-Interview unter anderem auch über die von Kritikern seit langem angeprangerte Mitwisserschaft der UCI an seinen jahrelangen Betrügereien gesprochen haben.

Die WADA teilte am Dienstag mit, sie werde sich wegen "ernsthafter Bedenken" nicht an der Arbeit der Kommission beteiligen und diese auch nicht unterstützen, da sie sich zu sehr auf Armstrong konzentriere und das Dopingproblem im Radsport als solches vernachlässige. Auch die USADA, die Armstrong und andere Radprofis im Herbst überführt hatte, kritisierte die Zielsetzung der Kommission.

Nicht unbeeinflusst von UCI

Die WADA begründete ihren Rückzug mit der Weigerung der Kommission, ihre Satzung zu ändern, um unbeeinflusst von der UCI agieren zu können. Außerdem sei der Zeitplan, bis Anfang Juni einen Abschlussbericht vorlegen zu wollen, nicht geeignet, um das "Problem" des Radsports in geeigneter Weise zu untersuchen, teilte die WADA mit.

Die USADA stößt sich vor allem an der fehlenden Kronzeugenregelung und des mangelnden Schutzes von Informanten.

Nicht im Sinne eines sauberen Sports

"Die Weigerung der UCI, eine limitierte Möglichkeit für Fahrer zu schaffen, um auszusagen und ohne Angst vor Bestrafung und Vergeltung wahrheitsgetreu zu sein, stellt das Bekenntnis der UCI für eine vollständige und sorgfältige Untersuchung offensichtlich infrage. Damit entstehen ernsthafte Bedenken, dass die UCI diese unabhängige Kommission die Augen verbunden und die Hände gebunden hat, um einen vorausbestimmten Ausgang sicherzustellen", betonte USADA-Chef Travis Tygart. Die aktuelle Satzung der Kommission sei nicht im Sinne der sauberen Athleten oder einer besseren Zukunft des Sports.

Die Kommission selbst forderte am Mittwoch von der UCI, dass sie sich den gemachten Vorschlägen der beiden Anti-Doping-Behörden und auch jener der Erneuerungsbewegung Change Cyling Now nicht verschließen solle, und verlangte einen "Wahrheits-und Versöhnungsprozess".

Außerdem kündigte die Kommission in einer Stellungnahme ein öffentliches Hearing in naher Zukunft an, um offene Fragen zu diskutieren. Dabei sollen auch die kritisierte Satzung und der Zeitplan thematisiert werden.

Radsport vor Olympia-Aus?

Das dreiköpfige Gremium war Ende November nach Personalvorschlägen des von der UCI beauftragen John Coates, dem Präsidenten des Internationalen Sport-Gerichtshofes, gegründet worden.

Den Vorsitz führt der pensionierte Richter Phillipp Otton. Im April soll die Kommission in London ein dreiwöchiges Hearing abhalten, zu dem auch UCI-Kritiker eingeladen werden.

Sollte sich herausstellen, dass die UCI-Führung in Dopingmachenschaften verwickelt ist, droht laut Dick Pound vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) der Ausschluss des Radsports von den Olympischen Spielen.

Fünf Millionen

Lance Armstrong hat den US-Behörden einem Fernsehbericht zufolge die Rückzahlung von mehr als fünf Millionen Dollar (3,75 Mio. Euro) angeboten, um noch wesentlich größeren Schadenersatzforderungen vorzubeugen.

Wie der TV-Sender CBS berichtete, habe der wegen Dopings verurteilte und mittlerweile offenbar geständige Ex-Radprofi dem Justizministerium auch seine Kooperation als Zeuge angeboten. Allerdings habe das Ministerium laut CBS beide Angebote als "unangemessen" ausgeschlagen.

Klage anschließen

Die Bundesbehörde prüft, ob sie sich einem offenbar von Armstrongs Ex-Teamkollegen Floyd Landis initiierten Verfahren anschließt.

Dieser hatte einem Medienbericht zufolge Ende 2010 eine Klage eingereicht, in der Armstrong der Missbrauch von Steuergeldern für Dopingzwecke vorgeworfen wurde.

Die Postbehörde US Postal hatte das Team des mittlerweile lebenslang gesperrten Texaners bis 2004 dem Vernehmen nach mit mehr als 30 Millionen Dollar (22,51 Mio. Euro) gesponsert und will nun Teile davon zurück.