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Eisel: 'Das ist das Schlimmste, was man erleben kann'

Eisel: 'Das ist das Schlimmste, was man erleben kann'

Während sich hierzulande die Aufmerksamkeit zu Beginn des Jahres auf die Olympischen Winterspiele in Sotschi richtete, hat auf der anderen Seite der Erde die Radsportsaison bereits im Januar mit der Tour Down Under begonnen.

Auch Sky-Profi Bernhard Eisel startete in Australien in seine 14. Saison als Radrennfahrer und genoss die Sonne. Bereits seit Ende Dezember weilte er mit seiner Frau in Australien. "Seit Anfang Jänner habe ich mit einigen anderen in Adelaide trainiert. Es war die perfekte Vorbereitung."

Gestürzt

Mit Richie Porte stellte das britische Team einen Etappensieger, der zudem Vierter des Gesamtklassements wurde. Dem Steirer passierte "Down Under" indes ein Missgeschick – er kam im Training zu Sturz.

"Mich hat es wirklich schlimm erwischt. Man sieht es auch noch. Ich habe etwas getrunken und dabei ein Katzenauge auf der Straße übersehen und den Lenker aus der Hand verloren. Ein ganz großer Amateurfehler. Deshalb hat es wohl noch mehr wehgetan, weil ich selbst Schuld war. Im Training stürzen ist das Schlimmste, vor allem in meinem Alter. Aber ich bin wieder voll hergestellt, es ist nichts gebrochen", erzählt er gegenüber LAOLA1.

Mitleid mit Fußballern

Heiß ging es für Eisel anschließend bei der Katar-Rundfahrt weiter. "Bei 46 Grad im Schatten will sich einfach niemand bewegen. Da verstehe ich auch die Fußballer, selbst, wenn die "nur" 90 Minuten spielen müssen“, so Eisel mit Blick auf die Fußball-WM 2022. "Das ist das Schlimmste, was man erleben kann."

Auch die Radsportler tragen 2016 ihre Weltmeisterschaft im Wüstenstaat aus. Eisel hofft auf eine Streckenplanung, die aus Doha herausführt, "sonst wird es fad". Die in Katar herrschenden "Crosswinds" machen den Fahrern das Leben schwer, weshalb die dortige Rundfahrt eine perfekte Vorbereitung auf die Klassiker darstellt. "Das Rennen wird schon im sogenannten neutralen Bereich entschieden, doch 'neutral' gibt es da nicht", sagt Eisel, der auf der sechsten Etappe den Sprung in die Top drei schaffte.

Wenn Radsport zum Job wird

Zurück in Österreich fiel ihm die Umgewöhnung schwer. Die vergangenen zehn Tage war er "faul", habe nur Umfang, nicht aber Schnelligkeit trainiert. "Vom Kopf her war es schwierig. Bei zwei Grad macht das Training keinen Spaß, da wird es zum Job", so Eisel, der gemeinsam mit Marco Haller (Katusha) und Daniel Biedermann (Gourmetfein Wels) trainiert.

Die Motivation falle ihm jedoch schwerer als den beiden jüngeren Fahrer, die am liebsten jedes Training zu einem Rennen machen wollen. "Ich spüre die letzten Jahre. 2016 könnte mein Karriereende anstehen."

Auf dem Weg nach Brüssel macht Eisel in Wien Halt

Auf zu den Halbklassikern

Bereits am Wochenende ist der 33-Jährige in Belgien, bei Omloop Het Nieuwsblad sowie Kuurne-Bruxelles-Kuurne, im Einsatz. "Wir sind gut aufgestellt. Gerrant Thomas wird das Auftakt-Wochenende noch auslassen, aber sonst sind alle am Start, die auch die puren Klassiker fahren werden."

"Wir haben mit Ian Stannard einen Mann, der in Topform ist und Edvald Boasson Hagen hat in den letzten Rennen auch schon eine super Form gezeigt. Das sind die zwei Mann für das Wochenende“, freut er sich auf die Rennen im radsportverrückten Belgien.

Klassiker-Programm steht

Weiter geht es für Eisel anschließend in Italien, die "Strade bianche" stehen ebenso auf dem Programm wie Mailand-San Remo und Tirreno-Adriatico.

Nach den belgischen Klassikern, der Flandern-Rundfahrt und dem Scheldprijs ist Paris-Roubaix vorgesehen und "dann ist das erste Saisondrittel auch schon wieder vorbei."

"Wenn die Form weiterhin so ist und ich nicht krank werde, bin ich bei allen großen Klassikern dabei. Die genaue Aufstellung des Teams wird sich allerdings von Rennen zu Rennen zeigen. Bei Bradley Wiggins ist es definitiv ein Thema, dass er einige Klassiker fährt."

Frankreich mit Fragezeichen

Ob Eisel heuer seine zehnte Tour de France bestreiten kann, steht indes noch in den Sternen. "Fifty-fity" schätzt er seine Chancen ein. Zwar soll er sich von der Teamleitung aus für die Frankreich-Rundfahrt vorbereiten, bestreitet in diesem Zusammenhang die Kalifornien- und die Baskenland-Rundfahrt sowie die Tour de Suisse und lässt den Giro d'Italia aus, "aber das war im letzten Jahr auch schon so."

2013 stand er bekanntlich nicht im Tour-Aufgebot. Doch das Team weiß die Qualitäten des Road-Kapitäns, der im Flachen Tempo bolzen und Windkanten zufahren kann, durchaus zu schätzen.

"Ich bin der einzige 'Blade' auf der Longlist, das ist meine Chance, dass ich dabei bin", hofft Eisel, der derzeit achtzig Kilogramm bei 1,83 m Größe wiegt, auf seine Nominierung.

"Macht keinen Sinn"

Sollte es mit einer Teilnahme an der 101. "Grande Boucle" erneut nichts werden, würde es ihn besonders wurmen, dass zweitklassige Teams aufgrund der Wildcard-Vergabe dagegen mitfahren dürfen.

"Das ist die größte Schwachsinnigkeit, in der Fußball-Champions-League gibt es auch keine Wildcards. Das macht einfach keinen Sinn beim größten Radrennen der Welt. Im Endeffekt sitze ich dann zu Hause und muss 27 Wildcard-Fahrern zuschauen", vertritt der 33-Jährige eine ganz klare Meinung.

 

Henriette Werner