Dabei sein ist alles.

Das olympische Motto hilft auch, um als Berichterstatter von den Sommerspielen in London etliche Vorurteile über die britische Hauptstadt aus dem Weg zu räumen.

Was ist im Vorfeld von Olympia (wie bereits 2004 in Athen und 2008 in Peking) nicht alles schlecht geredet worden. Von einem organisatorischen Chaos, von fehlenden Sicherheitskräften, von Terror-Angst und einer nicht enden wollenden Schlecht-Wetter-Periode war zu lesen.

Da platzte sogar Englands Polit-Popstar Boris Johnson der Kragen. Londons Bürgermeister verurteilte die negative Berichterstattung aufs Schärfste und erklärte selbstbewusst: "Wir sind bereit. Die Welt wird fantastische Spiele in einer großartigen Stadt erleben!"

Wie recht der Mann doch hat. Die ersten 24 Stunden in der Acht-Millionen-Einwohner-Metropole belehren die Kritiker eines Besseren. Keine Wartezeiten am Flughafen Heathrow, die Akkreditierung klappt reibungslos, die Leute begegnen den Olympia-Gästen ausnahmslos freundlich und zuvorkommend.

Der Gang ins Medienzentrum des Olympia-Parks gleicht dem täglichen Arbeitsantritt im Büro. Keinerlei Schikanen bezüglich Sicherheit, hilfsbereite und kompetente Volunteers, sowie Arbeitsplätze und -bedingungen die einem derartigen Großereignis entsprechen.

Und die wahrscheinlich allergrößte Überraschung: Das erste Abendmahl in der Olympia-Stadt schmeckt vorzüglich. Die in einem Hinterhof-Pub dargebotene Pizza braucht keinen Vergleich mit jedem Essen bei einem Wiener Nobel-Italiener scheuen.

Der positive erste Eindruck wird eigentlich nur noch von der herrlichen Sommersonne überstrahlt. Wer hätte gedacht, dass das Thermometer noch vor der Eröffnung auf 30 Grad Celsius klettert?

Keine Spur vom gruseligen Nebel, der wolkenlose Himmel hebt die Stimmung. Die Parks im Zentrum sind überfüllt, die Briten genießen ihre Mittagspause im Freien und als Berichterstatter fühlt man sich an die letzten Olympischen Sommerspiele erinnert, wo ebenfalls längst nicht alles so heiß gegessen wurde wie gekocht.

Dabei sein ist in so einem Fall tatsächlich alles.