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Trost und Rat von Olympia-Pfarrer Bernhard Maier

Trost und Rat von Olympia-Pfarrer Bernhard Maier

Anders als die meisten Sport-Fans in der Heimat ist Olympia-Pfarrer Bernhard Maier „sehr geduldig“.

Nach wie vor steht für das rot-weiß-rote Team in London die Null. London 2012 droht ein Mega-Flop zu werden.

Pater Maier versucht im Gespräch mit LAOLA1 zu beruhigen.

„Olympische Spiele können grausam sein. Aber ich messe Leistungen nicht nur an Medaillen. Es ist einmalig, dass wir überhaupt in so vielen Sportarten vertreten sind“, sagt der 61-Jährige.

„Und außerdem haben wir ja noch eine Woche.“

Nicht relativieren und bagatellisieren

Dass er in der ersten Olympia-Woche alle Hände voll zu tun hatte, bestreitet der Seelsorger nicht.

Gescheiterte Favoriten aus dem Judo- und Schwimm-Lager haben ebenso das Gespräch mit ihm gesucht und Rat bekommen, wie Außenseiter, die ebenfalls früh raus sind.

„Man darf in dieser Situation nicht relativieren und bagatellisieren, sondern muss schön langsam beruhigen, die Sportler aufbauen und neue Ziele besprechen.“

Denn, so Maier weiter, auch der Weg kann das Ziel sein. „Es war nicht alles umsonst, wenn der große Erfolg ausgeblieben ist.“

"Rogan ist kein Verlierer"

Den Weg von Markus Rogan hat der Salesianerpfarrer seit Sydney 2000 begleitet und verfolgt.

Heute bedarf es nicht vieler Worte, um zu wissen, was der andere denkt. „Ich schaue ihn an, er schaut mich an, das reicht schon, um zu wissen, wie es ihm geht.“

Maier hat dem Schwimmer nach seinem verbalen Ausrutscher gegen des Pfarrers Namenskollegen und der Disqualifikation geraten, sich eine Auszeit zu nehmen und über alles nachzudenken.

„Ich glaube, er weiß noch nicht genau, wie es bei ihm weitergeht“, kann sich Maier auch vorstellen, dass Rogan noch ein sportliches Kapitel anhängt.

„Er muss sich aber auch ohne Medaille nicht als Verlierer fühlen.“

Keine Olympia-Touristen

Seit 28 Jahren begleitet Maier die österreichische Delegation, seine 16. Spiele wecken Erinnerungen an die allerersten 1984 in Sarajewo.

„Damals haben alle gestritten, das ist heute zum Glück anders. Und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir in den nächsten Tagen noch eine Medaille holen“, wird Maier wenn notwendig auch „bis zum letzten Tag“ warten.

Dem Vorwurf, dass Österreich zu viele „Olympia-Touristen“ nach London geschickt hat, kann Pater Maier nichts abgewinnen.

„Das ist ungerecht und völlig falsch. Hier ist niemand ein Tourist“, fordert er mehr Fairness im Umgang mit den Sportlern.

„Wir können stolz sein auf unser Team“, nimmt er die Fans daheim vor dem Fernseher in die Pflicht.

"Fans brauchen keinen Trost"

Trost für die leidgeprüften Herrn und Frauen Österreicher gibt es vom Seelsorger nicht.

„Die Fans brauchen keinen Trost, weil die haben nichts geleistet. Sie wollen nur das Vergnügliche sehen, haben aber kein Recht eine Medaille zu verlangen“, mahnt Maier und verweist auf die amerikanische Fan-Kultur, in der Fairness groß geschrieben wird.

„Bei den Amerikanern zählt die Leistung, da wird jeder Teilnehmer bejubelt und beklatscht. Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen.“

 

Stephan Schwabl