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"An Rogans Stelle würde ich ein Jahr Urlaub machen!"

„Was laberst du eigentlich?“

So die erste Reaktion von Markus Deibler, als Markus Rogan zu ihm ins Ausschwimmbecken sprang und ihm zum Finaleinzug über 200 m Lagen gratulierte.

Der österreichische Protest lief noch, aber der Wiener machte sich keine Hoffnungen mehr auf den achten und also letzten Platz für den Kampf um die Medaillen.

„Wir sind zusammen ein paar Längen geschwommen, dann sind seine Trainer gekommen und haben ihm die schlechte Nachricht überbracht“, erinnert sich der Deutsche im Gespräch mit LAOLA1 an jene Minuten, die das Ende von Rogans Olympia-Karriere bedeuteten.

"Wundere mich oft"

So sehr sich der 22-Jährige über das unverhoffte Final-Ticket freute, verstehen konnte er es auch am Tag danach noch nicht.

„Ich wundere mich oft, wenn ich mir Unterwasser-Videos anschaue, auch von Finalläufen. Da machen Brustschwimmer oft vier, fünf Kicks. Millionen am Schirm sehen das und die Kampfrichter nicht“, vermisst Deibler die klare FINA-Linie.

Dass ihm Rogan „von ganzem Herzen“ eine Medaille gewünscht hatte, erfuhr er erst von LAOLA1. „Ich hätte gerne mehr daraus gemacht, aber es ging nicht.“

Für die Zukunft wünscht Deibler dem Wiener, dass er „nicht in ein Loch fällt“ sondern eine Beschäftigung findet, die ihm Spaß macht. „Und davor würde ich an seiner Stelle ein Jahr Urlaub machen.“

Le Clos spricht von "Schande"

Auch der Südafrikaner Chad le Clos, der mit seiner Abmeldung vom Lagen-Finale dem Protest erst einen Sinn gegeben hatte, wünscht seinem Gegner alles Gute.

„Es ist eine Schande, was da passiert ist. Aber Kopf hoch, Markus, du hattest eine großartige Karriere.“

Das sieht auch Dave Salo so, Rogans Head Coach an der University of South California, der mit dem US-Team in London ist.

Er war in der Halle, als Rogan den folgenschweren Fehler („Schwer zu beurteilen!“) machte.

Star-Trainer fordert Video-Beweis

Von der FINA ist Salo im Gespräch mit LAOLA1 enttäuscht. „Markus hatte dadurch keinen Vorteil. Diese Regel macht keinen Sinn und gehört längst abgeschafft.“

Im gleichen Atemzug fordert der Star-Trainer die Einführung des Video-Beweis.

„Bei den US-Trials verwenden wir das schon lange, da kann der Athlet eine Challenge fordern.“

"Konnte viel von ihm lernen"

Die Challenge Markus Rogan hat er, Salo, vor drei Jahren gerne angenommen. "Ich konnte sehr viel von Markus lernen", erinnert er sich vor allem an die Eigenständigkeit seines Schützlings "from Austria".

„Eigentlich war unsere Zusammenarbeit auf vier Monate ausgelegt, aber es hat dann eine Eigendynamik bekommen und ist immer weiter gegangen.“

Wie es bei Rogan weitergeht, weiß Salo nicht. „Aber er wird den für sich besten Weg finden, wie er das auch beim Schwimmen immer getan hat.“

 

Stephan Schwabl