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Der Schandfleck der Olympischen Spiele

Der Schandfleck der Olympischen Spiele

Hochmoderne Fitness-Räume, einladende Parks und sogar ein eigener Gratis-Friseur. So präsentiert sich das Olympische Dorf der Weltöffentlichkeit. Alles schön sauber – genau richtig, um es voll Stolz herumzuzeigen.

Im Osten Londons, durch die breite A11 vom Olympia-Park abgetrennt, liegt ein weiteres Olympisches Dorf. Dieses ist aber weder hochmodern noch einladend oder gar gratis. Die schäbigen grauen Wohncontainer sind auch keine Behausungen für Athleten, sondern jene der Putzkräfte.

In den Baracken, auf die nie ein Kamera-Licht fallen soll, sind die Lebensbedingungen laut der englischen „Daily Mail“ unter aller Sau. Die Zeitung berichtet, dass sich 25 „Insassen“ eine Toilette teilen müssen und eine Dusche gar auf 75 Personen kommt.

Willkommen auf der Schattenseite des englischen Saubermann-Images!

Ein Arbeitslager mitten in der modernen Welt

Die Putzkräfte ahnten nicht, worauf sie sich einlassen, reagieren geschockt. „Als ich zum ersten Mal die Metalltüren und den Turm in der Mitte gesehen habe, hat mich das an ein Gefängnislager erinnert“, beschreibt Andrea Murnoz dem Blatt die Zustände.

Der spanische Student war in der Hoffnung auf einen temporären Job nach London gereist. Die Lebensbedingungen vor Ort haben ihn aber von dieser Idee wieder abgebracht.

Zwei seiner Freunde haben sich davon aber nicht abschrecken lassen und sind auf das Engagement eingestiegen. „Sie bereuen es aber jetzt schon“, weiß Murnoz.

Unter den Teppich gekehrt

Kurzum: Es ist ein Schandfleck. Dessen ist sich auch das Organisationskomitee LOCOG bewusst. Gemäß „Daily Mail“ wurde deshalb in den Verträgen der Arbeiter auch eine Verschwiegenheitsklausel eingebaut.

Nichtsdestoweniger dringen immer mehr Stimmen über die unwürdigen Verhältnisse an die Öffentlichkeit. Zumal die provisorischen Bauten auch nicht dicht sind, was sich bei britischem Wetter fatal auswirkt.

Die Feuchtigkeit hat sich in den Innenräumen festgesetzt, was wiederum ein gesundheitliches Risiko darstellt. Die Bewohner haben Holzkisten auf die Erde gelegt, um sich so einen halbwegs sauberen Weg über den schlammigen Boden zu bahnen.

Und das vielleicht Mieseste an der ganzen Sache: Die Veranstalter halten dafür auch noch die Hand auf. Rund 23 Euro kostet die Nacht in dem Drecksloch. Eine – wenn man so will – Monatsmiete beläuft sich auf knapp über 700 Euro.

Sodom und Gomorra

„Es ist hier wie in einem Slum“, berichtet indes ein Ungar. „Die Toiletten sind dreckig und es gibt viel zu wenig Platz“, meint der 24-Jährige weiter.

Einer seiner Leidensgenossen spricht von einem Schock: „Wir kamen nach England im Glauben, unsere Unterbringung sei viel besser.“

Auch in Sachen Geschlechter-Trennung nehmen es die Verantwortlichen offenbar nicht so genau. Zwei junge Frauen sollen vorzeitig abgereist sein, weil sie sich ihre Unterkunft mit Männern teilen mussten.

Betreiber spielt Umstände herunter

Undichter Container hin, Häftlingslager-Zustände her – die Betreiberfirma Spotless International Services wehrt sich naturgemäß gegen die Anschuldigungen. Ihren Angaben zufolge sei die Anzahl von Duschen und Toiletten sehr wohl gemäß den Ansprüchen einer temporären Unterbringung.

Sprecher Craig Lovett: „Das ist kein Gefängnis. Niemand wird gezwungen zu bleiben. Viele unserer Arbeitskräfte kommen aus Ländern, in denen sehr hohe Arbeitslosigkeit herrscht. Sie sind froh, bei den Spielen zu arbeiten.“

Laut ihm werde es immer verärgerte Menschen geben. „Aber es ist schade, dass sie nicht zu uns kommen, um zu reden und ihrem Ärger Luft zu machen.“

Bleibt nur die Frage, ob es bei undichten Dächern, schlammigen Untergrund und mangelnder Geschlechter-Trennung tatsächlich eines Hinweises bedarf?