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Corinna Kuhnle - Unsere große Gold-Hoffnung

Corinna Kuhnle - Unsere große Gold-Hoffnung

Dabei sein ist alles – gewinnen ist mehr. Sport-Helden werden letztendlich aus Edelmetall gemacht.

Doch in welchen Sportarten wird Österreich im Medaillen-Spiegel der Spiele in London anschreiben?

Im Wildwasser-Slalom, glauben viele Experten. Die Gründe für diese Meinung liegen auf der Hand:

1. Nirgends sonst schickt Rot-weiß-rot mit der zweifachen Weltmeisterin Corinna Kuhnle (2010, 2011) eine derartig renommierte Athletin ins Rennen.

2. Nirgends sonst war bereits die nationale Quali derartig umkämpft.

Wegen der starken Leistungen der Kärntnerin musste mit Violetta Oblinger-Peters die Bronze-Gewinnerin von Peking zu Hause bleiben. Mit ihrem vierten Platz bei der EM Mitte Mai setzte sich Kuhnle im Quali-Duell gegen die Oberösterreicherin vorzeitig mit 2:0 durch. Dies sorgte nicht nur für das Ende der Ungewissheit, sondern auch für das Ende der unterkühlten Atmosphäre zwischen den Stall-Rivalinnen.

„Nach dem Rennen hat sie mir gleich gratuliert und mir alles Gute für die Spiele gewünscht“, verrät Kuhnle im Gespräch mit LAOLA1. „Das war sehr sportlich und professionell.“

Korb für Heinz Fischer

Für Kuhnle war dies erst die erste Hürde auf dem Weg zur Erfüllung ihres Traums von einer Olympia-Medaille, dem sie alles unterordnet. Da kann selbst auf die Verabschiedung durch den Bundes-Präsidenten keine Rücksicht genommen werden. Während Dinko Jukic, Ludwig Paischer und Co. am Montag von Heinz Fischer empfangen werden, trainiert die seit kurzem 25-Jährige im Olympia-Kanal, der sich in Lee Valley – also außerhalb Londons – befindet.

„Das Kennenlernen der Strecke ist extrem wichtig“, begründet sie, warum sie dem Staatsoberhaupt einen Korb gibt. „Es ist das Um und Auf zu wissen, wie das Wasser arbeitet und wie man es nützen kann oder wo man vielleicht auch gegen das Wasser arbeiten muss.“

Wie der genaue Wettkampf-Kurs letztendlich aussieht, weiß zwar niemand, doch in der verbleibenden Zeit bis zum Tag X, dem 2. August, sollen möglichst viele Variationen durchgespielt werden.

Der Kanal ist für Kuhnle ohnehin kein Neuland. „Wir haben in der Vergangenheit fast alle Trainingsmöglichkeiten dort wahrgenommen. Der Kanal liegt mir ganz gut, ist physisch und technisch sehr anspruchsvoll.“

Eine Frage der Fehlervermeidung

Apropos Physis: Kuhnle gilt als kräftigste Kanutin im Feld. Niemand umkurvt Torstangen mit so viel Power wie die Heeressportlerin. Im Weltcup verbaute sie sich zuletzt aber durch Torfehler, die Strafsekunden einbringen, den Weg nach ganz oben.

Bestes Beispiel das Rennen im französischen Pau: In der Quali distanzierte Kuhnle die Konkurrenz um fast sieben Sekunden, wurde aber im Finallauf durch einen Patzer auf den 15. Endrang zurückgeworfen.

„Das ist halt eine Sportart, in der extrem viel passieren kann. Insbesondere bei großen Wettkämpfen“, spielt sie auf den Faktor Glück an.

Mit Gelb zu Gold?

Doch um mental optimal auf den Wettkampf eingestellt zu sein, ist für Kuhnle ausreichender Schlaf nicht alles. „Ich brauche etwas Gelbes mit an Bord“, gibt die HTL-Absolventin ihren Glauben an Glücksbringer preis.

„Früher hatte ich immer ein gelbes Boot, doch seitdem mich Uniqua sponsert, ist es blau. Damit dennoch etwas Gelbes mit dabei ist, klebt jetzt ein gelber Smiley-Sticker auf der Innenseite.“

Für den richtigen Kick vor dem Start tut es der Aufkleber aber dann doch nicht. Zuletzt musste dafür schon der „King of Pop“ herhalten. „Zum Aufwärmen höre ich immer Musik. Bei den vergangenen Rennen war das Michael Jackson.“

Was es für die Spiele auf Kuhnles Playlist schafft, wollte sie aber noch nicht verraten.

Stephan Schwabl und Reinhold Pühringer

„Zuletzt im Weltcup bin ich die Tore falsch angefahren. Die Berührungen, bei denen man zwei Strafsekunden bekommt, könnte ich mir manchmal durchaus erlauben. Schließlich habe ich beispielsweise auch die Weltmeisterschaft mit fünf Sekunden Vorsprung gewonnen.“

Die Favoritenrolle annehmen

Torfehler hin, Glück her – als zweifache Weltmeisterin ist die Favoritenrolle nicht abzustreiten.

„Die schiebe ich auch gar nicht von mir weg. Ich will eine Medaille gewinnen. Nur weiß ich auch, dass Favoritinnen schon oft keine guten Leistungen gebracht haben und eine Berührung zwischen Sieg und Platz fünf entscheiden kann“, will sich Kuhnle, die sich des öffentlichen Drucks bewusst ist, nicht verrückt machen lassen.

Bisher klappt das sehr gut. Die Nervosität vor dem bislang wichtigsten Wettkampf in ihrer Karriere hält sich in Grenzen. „Ich schlafe genauso gut und viel wie sonst auch immer.“ Entspannung, die angesichts des dichten Trainingsprogramms auch notwendig ist.